PR TB 015 Ich, Rhodans Mörder
Jäger so freundschaftlich mit
diesen Wesen, daß es bereits zu einer Verständigung
gekommen war?
„Kein Jäger!” bestätigte ich mit Nachdruck,
ohne zu wissen, ob das ein Vor-oder Nachteil in seinen Augen war. Er
kratzte nachdenklich seinen Kopf.
Schließlich machte er einige Schritte in Richtung auf den
Wald und winkte mir. Die Bedeutung der Geste war nicht
mißzuverstehen. Er wollte, daß ich ihm folgte. Ich nickte
ihm zu und kletterte wieder in den Wagen. Sofort kam er zurück
und schüttelte energisch den Kopf. Er war nicht damit
einverstanden, daß ich das Fahrzeug benutzte. Entweder hatte er
Angst davor oder er wollte mir keine Möglichkeit zu einer
raschen Flucht geben. Er zeigte nacheinander auf das Zelt, den Kocher
und meine Ausrüstung. Wieder schüttelte er den Kopf. Er
wollte nicht, daß ich irgend etwas mitnahm.
„Nun gut”, sagte ich. „Ich werde dir den
Gefallen tun.” „Halogh!” knurrte er befriedigt, und
dann gingen wir zusammen über die Wiese. Gegenüber meinem
schwerfälligen Gang bewegte er sich leicht und graziös.
Trotz seiner Fremdartigkeit war er schön. Seine Augen glänzten
wie Topase. Am Waldrand machte er halt. Wir standen ungefähr an
jener Stelle, wo in der vergangenen Nacht der gespenstische Tanz
stattgefunden hatte. Die abgebrannten Fackeln lagen noch im Gras. Der
Eingeborene ergriff mich am Arm und zeigte mit der freien Hand auf
den Tanzplatz. Einer seiner großen Finger wies auf mich, dann
auf die Fackeln. „Kein-Jäger sehen?” Ich verstand
ihn sofort. Er wollte wissen, ob ich ihren Tanz beobachtet hatte. Ich
zögerte, ihm die Wahrheit zu sagen, doch seine klaren Augen
zwangen mich zu einem Nicken.
„Woar!” stieß er hervor. Traurig senkte er den
Kopf. Langsam zog er mich auf den Wald zu. Sicher wäre es
einfach für mich gewesen, ihn niederzuschlagen und zum Zelt
zurückzukehren, doch diese Absicht hatte ich nicht. Ich war
gespannt, wohin er mich führen würde.
Zwischen den Bäumen verlief ein Trampelpfad ins Waldinnere.
Mit großer Sicherheit glitt mein Begleiter durch die niedrigen
Büsche, die tiberall auf dem Weg wucherten. Nachdem wir einige
hundert Meter in den Wald eingedrungen waren, ließ er meinen
Arm los, und ich konnte ohne Behinderung gehen. Die dicht bewachsenen
Baumwipfel ließen nur einen Teil des Sonnenlichts eindringen.
Es war angenehm kühl. Der Eingeborene steigerte sein Tempo. Ich
hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Ich hatte jeden Begriff für die Zeit verloren, als wir einen
freien Platz inmitten des Waldes erreichten. Es war eine ausgedehnte
Lichtung, ein natürliches Amphitheater, dessen Boden von
unzähligen Füßen glattgestampft war. Zwischen den
Bäumen am Rande des Platzes standen einige primitive Baumhütten.
Das Wesen führte mich mitten auf die Lichtung. Ich hatte das
unangenehme Gefühl, von vielen Augen beobachtet zu werden.
„Halogh!” sagte der junge Eingeborene. Dann stieß
er einen wilden Schrei aus, der mir einen kalten Schauer über
den Rücken jagte. In den Bäumen flüchteten einige
aufgeschreckte Vögel an
einen sicheren Platz.
Plötzlich wurde es rund um die Lichtung lebendig. Aus allen
Hütten kamen Eingeborene gekrochen. Sie bildeten einen
schweigenden Ring um uns, eine Mauer glänzender Augen.
Ich schob beide Hände in die Jackentasche und wartete.
Vielleicht wollten sie mir Angst einjagen. Dann hatten sie sich den
falschen Mann ausgesucht, denn ich trug den Tod bereits in mir. Sie
konnten mir keinen größeren Gefallen tun, als mich zu
töten.
Der Ring pelziger Körper schloß sich langsam enger. Der
Eingeborene, der mich hierhergebracht hatte, ließ mich allein
und gesellte sich zu seinen Artgenossen. Wie auf ein geheimes
Kommando hockten sich alle auf den Boden.
Irgendwo aus den Hütten kam der dumpfe Schlag der Trommel.
Ich zuckte zusammen, als er zum erstenmal ertönte. Der Wald
schien zu erstarren. Kein Vogelruf war zu hören. Selbst der Wind
schien aufzuhören, das Flirren der Blätter erstarb.
Ein sanftes Raunen kam von den Geltonern, ein anschwellender Ton,
den sie tief in ihren Kehlen zu erzeugen schienen. Aus den Hütten
erschienen Eingeborenenfrauen und reichten den Sitzenden flache
Schalen, die mit einem dunklen Saft gefüllt waren. Die Gefäße
wanderten reihum, ohne daß das Summen verstummt wäre.
Als sie alle getrunken hatten, stand einer der älteren Männer
auf und kam mit einer Schale auf mich zu. In seinen Augen brannte
verhaltene Erregung, als er mir das Getränk
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