PR TB 015 Ich, Rhodans Mörder
entgegenhielt.
Der Sing-Sang schwoll noch lauter an, die Trommel ertönte
jetzt kurz hintereinander, und die Oberkörper der Sitzenden
schwankten hin und her.
Ich nahm die Schale mit beiden Händen und setzte sie ohne
Zögern an die Lippen. Ich trank die braune Flüssigkeit, die
wie bitterer Tee schmeckte und gab das leere Gefäß zurück.
Der Alte schien jedes Interesse an mir verloren zu haben. Er
wandte sich um, und während er davonging, verstummte der Gesang.
Die Pelzwesen erhoben sich und kehrten in ihre Hütten zurück.
Manche verschwanden im Wald. Ich blieb allein und unbeachtet auf der
Lichtung.
Der Eingeborene, der mich in das Dorf gebracht hatte, kam zu mir.
„Halogh!” sagte er. „Kein-Jäger jetzt in
uns.” Er sprach im feierlichen Ton, und ich begriff, daß
ich einer wichtigen Zeremonie beigewohnt hatte. Nicht nur das, die
Geltoner hatten mich offenbar in ihr Volk aufgenommen. Der
eigentliche Grund für ihr Verhalten mußte auf die
vergangene Nacht zurückzuführen sein.
„Ich werde dich Halogh nennen”, sagte ich zu dem
jungen Eingeborenen. Er deutete auf eine der Hütten.
„Für Kein-Jäger”, erklärte er.
Mein Verlangen, in einer unsauberen Hütte zu hausen, war
nicht besonders groß. Ich war entschlossen, bald zu meinem
Lagerplatz zurückzukehren. Doch jetzt hatte ich eine Chance, die
Eingeborenen zu beobachten, ohne Verdacht zu erwecken. Ben Loosens
Aussichten, ihre begehrte Pflanze zu erhalten, waren gestiegen.
Nur für Dunn Beynon hatte sich nichts geändert.
In elf Tagen Standardzeit würde Perry Rhodan in einem
Raumschiff auf dem Raumhafen von GeltonCity landen, um der
terranischen Kolonie Gelton im Santey-System die
Souveränitätserklärung zu überreichen. Damit
würde er nicht nur sein eigenes Todesurteil, sondern auch das
von siebentausend Kolonisten vollstrecken.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich mußte einen
Weg finden, um mit jemand darüber zu sprechen, bevor es zu spät
war. Hier, inmitten des Waldes, kam ich mir einsam und verloren vor.
Es wurde Zeit, daß ich nach GeltonCity zurückkehrte, um
nach einem Ausweg zu suchen. Ich beschloß, nicht länger
als drei Tage hierzubleiben. Diese Zeit mußte genügen, um
meinen Auftrag zu erledigen, den mir Ben Loosen erteilt hatte.
*
Die Eingeborenen ließen mich völlig unbehelligt. Sie
hätten mich auch nicht daran gehindert, wenn ich zum Wagen
zurückgekehrt wäre. Für sie war ich jetzt einer der
ihren. Im Laufe des Tages fand ich schnell heraus, daß sie auch
untereinander wenig Kontakt hatten. Die meisten waren allein. Niemand
kümmerte sich um den anderen. Zwischen diesen Wesen schien eine
stumme Übereinkunft zu bestehen. Nur zu ihren Feierlichkeiten
versammelten sie sich.
Halogh hielt sich immer in meiner Nähe auf. Ich spürte,
daß er mich nicht bewachte, sondern nur da war, um mir zu
helfen, wenn ich ihn brauchte. Diese unaufdringliche Freundlichkeit
gefiel mir. Ich ging einige Minuten in die Hütte, die man mir
zur Verfügung gestellt hatte. Der Boden war mit Grasmatten
ausgelegt. Ein Lager aus Blättern und Moosen bildete das Bett.
Einfache Holzgefäße lagen überall herum. Waffen
oder Werkzeuge schien es nicht zu geben. Bald fand ich heraus, daß
die Geltoner reine Vegetarier waren. Nie sah ich sie Wild verzehren
oder auf die Jagd gehen.
Nun verstand ich, weshalb man sie als aussterbende Rasse
bezeichnet hatte. Dieses Volk besaß keinen Zusammenhalt und
keine gemeinsamen Ziele. Es gab keine Feinde, keine wichtigen
Aufgaben, keinen Existenzkampf und keine Naturkatastrophe. Solche
Bedingungen waren nicht dazu angetan, den Fortschritt einer Spezies
zu fördern.
Es wunderte mich, daß diese Wesen die Fertigkeit des
Feuermachens beherrschten. Es waren hauptsächlich die alten
Männer, die mit trockenen Hölzern die Lagerfeuer
entfachten. Die Frauen widmeten sich fast ausschließlich der
Suche nach Früchten oder dem Flechten von Grasmatten, während
die Männer Fackeln herstellten, Wurzeln ausgruben oder die
Hütten ausbesserten. Niemand beachtete mich, als ich meine Hütte
mit Lianen festzurrte und die Ritzen mit Lehm zuzustopfen begann. Ich
tat das nicht etwa, um meine Absicht für ein längeres
Verweilen zu bekunden, sondern nur, um meine aufgewühlten
Gedanken zu beruhigen und abzulenken.
Gegen Abend kam Halogh zu mir in die Hütte. Er bückte
sich, als er durch den Eingang trat. Schweigend legte er eine
geschälte Wurzel und verschiedene Früchte auf den Boden.
Ich bedankte mich, obwohl ich
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