PR TB 016 Phantom Station
zuckte Nahud zusammen und wich zurück.
Seine Maske verzerrte sich. In der für Rhodan
unverständlichen Sprache der Indarks schrie er einen schrillen
Befehl.
Perry Rhodan spürte, wie man ihn auf den Psycho-Stuhl hob.
Stählerne Ringe schlossen sich um Arme und Beine - und dann
senkten sich erneut mikroko-pisch feine Sonden in sein Gehirn.
Nahuds Gesicht erschien als Vision vor seinem inne
ren Auge. Er vernahm raunende Stimmen. Seine Augen wurden glasig,
und der Blick richtete sich ganz nach innen, als könne er sich
so besser auf das konzentrieren, was man ihm mitzuteilen hatte.
Rhodans Unterbewußtsein war gespalten. Der eine Teil nahm
begierig die Anweisungen der geisterhaften Stimme auf, der andere
versuchte sich gegen den Zwang zu wehren. Er versuchte, eine äußerst
wichtige Tatsache festzuhalten: die Tatsache, daß alle
Teilnehmer des kosmischen Schachspiels nicht ihrem eigenen Willen
folgten, sondern nichts als hin- und hergeschobene Figuren waren.
Und als der Zwiespalt seines Unterbewußtseins am größten
war, fand Perry Rhodan die Lösung: Wenn er seine verlorene
Erinnerung zurückerhielte, würde er die Zusammenhänge
des Spiels erkennen!
Wenn... !
Die Nacht wurde von drei unterschiedlich schnell über den
Himmel wandernden Monden erhellt.
Perry Rhodan sah in ihrem gelblichen Schein die schmutzigraue Wand
eines quadratischen Betonklotzes. Statt der Fenster befanden sich
dicht unter der Oberkante einige schmale Schlitze. Eine einzige Tür
mit breiten, feuerfesten Dichtungswülsten wurde von
rattenähnlichen Tieren als Ein- und Ausgang benutzt.
Keine Menschenseele ließ sich blicken.
Es handelte sich um einen unbenutzten Bunker, zweifellos. Die
Trümmer- und Ruinenfelder ringsum bewiesen, daß er seinen
Dienst getan hatte. Gegen atomare Volltreffer wäre er natürlich
nutzlos gewesen, aber konventionelle Explosivgeschosse und
NapalmBomben wären nicht in der Lage gewesen, mehr als ein
paar Narben und Brandflecken zu hinterlassen.
Ganz offensichtlich mieden die Einwohner von Im-mortell ihn,
obgleich sie sicherlich Mangel an Unterkünften hatten. Aber er
war wohl eine Erinnerung an Geschehnisse voller Grauen und Leid, und
solchen Erinnerungen pflegt der Mensch möglichst aus dem Wege zu
gehen.
Perry Rhodan stieß sich mit dem Rücken an der
schmutzigen Ruinenwand ab, an der er bisher gelehnt hatte. Zögernd
näherte er sich dem Bunkereingang. Nicht ohne Grund. Mühsam
mußte er in seinem Gedächtnis nach den Tatsachen suchen,
die ihm über den Bunker und seine Verbindungen zu anderen
wichtigen Gebäuden genannt worden waren.
Im Augenblick dachte Rhodan noch nicht darüber nach, von wem
er diese Tatsachen hatte. Zu sehr war er mit seinen Grübeleien
beschäftigt.
Bunker ALS-IV, wie in roten Blockbuchstaben an der Wand stand,
gehorte zu den strategisch wichtigen Anlagen der Stadt. Er war nicht
für die Allgemeinheit gedacht, sondern für die Leute der
städtischen AlarmKommandos. Jene Kommandos wiederum hatten dafür
zu sorgen, daß während eines Angriffs das Leben der Stadt
selbst unter schwerem Beschuss weiterging. Dazu gehörte in
erster Linie die Aufrechterhaltung der Wasser- und Energieversorgung.
Bunker ALS-IV diente während feindlicher Angriffe dem
Alarm-Kommando des Hauptkraftwerkes als Unterschlupf. Er war mit dem
Hauptkraftwerk durch bombensichere Tunnels verbunden - ebenso wie
zwei andere ALS-Bunker. Diese Maßnahme sollte erstens
verhindern, daß infolge einer konzentrierten Unter
bringung der Einsatzleute ein atomares Geschoß alle
Einsatzleute der Stadt gleichzeitig vernichtete und zweitens, daß
bei einer Beschädigung des Hauptkraftwerkes wenigstens ein
Alarm-Kommando in der Lage war, ungehindert zum Kraftwerk zu eilen
und mit den Instandsetzungsarbeiten zu beginnen.
Soviel wußte Perry Rhodan. Er wußte auch, daß
diese Tatsache ihm die Möglichkeit gab, ungesehen in das
Hauptkraftwerk einzudringen und die Fusions-Generatoren zu
vernichten. Es war notwendig, das bald zu tun. Die Frage nach dem
“Warum“ stellte sich Rhodan überhaupt nicht. Ja, er
kam nicht einmal auf den Gedanken, daß es Gründe für
seine Absichten geben mußte.
Jetzt hatte er den Eingang erreicht. Angeekelt zuckte er zurück,
als zwei der rattenähnlichen Tiere quietschend zwischen seinen
Beinen hindurchschlüpften. Das nächste Tier beförderte
er mit einem zornigen Fußtritt aus seiner Nähe, dann zog
er die Tür von innen zu und schaltete die Stablampe an.
Der Lichtkegel huschte über Spinde,
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