PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
Transmittertor der Akonen
herausgekommen war. Da unterdessen eine neue Zugstrahlstation
installiert worden war, hatte es keine Möglichkeit gegeben, der
Raumschiffsfalle zu entgehen.
Und nun kam der Clou.
Im Unterschied zu Kapitän Nelson hatte Oberst Kotranow die
Station nicht vernichten lassen. Er war persönlich mit einem
Raumzerstörer hinübergeflogen. Gemeinsam mit Ton Jaho
stellte er eine gründliche Untersuchung an. Die Station
arbeitete vollautomatisch - und sie war gut fünftausend Jahre
alt, wie die Radiokohlenstoffdatierung des Metallplastiks ergab.
Diese Altersbestimmung war für Kotranows weiteres Vorgehen
entscheidend. Sowohl er als auch die anderen Offiziere der ANDROTEST
I zogen den durchaus logisch erscheinenden Schluß, daß es
sich bei der Falle um eine herrenlose, im Laufe irgendeines längst
vergangenen Krieges zurückgelassene Anlage handelte, die
keinerlei Zweck mehr zu erfüllen hätte.
Neugierig geworden, ließ Kotranow daraufhin das in
unmittelbarer Nähe liegende Einplanetensystem anfliegen. Er
vermutete, daß dort vielleicht die Nachkommen von Überlebenden
jenes unbekannten Krieges lebten. Die Ortungsergebnisse schienen ihm
recht zu geben, und da die Morgoter ebenso harmlos taten wie bei
Nelsons Ankunft, fiel der Oberst auf den Trick herein und landete.
Die Anwesenheit eines Frachtschiffs terranischer Bauweise erregte
seine Wißbegier noch mehr; daß es sich um Kapitän
Nelsons Schiff handelte, erkannte er infolge der Dunkelheit nicht.
Die vier unbewaffneten Hafenpolizisten, die kurz darauf
erschienen, wurden anstandslos an Bord gelassen. Kurz darauf fiel die
Besatzung der ANDROTEST in eine tiefe Ohnmacht. Offenbar hatten die
„harmlosen” Hafenpolizisten ein rasch wirkendes
Betäubungsmittel mitgebracht und in einem unbewachten Augenblick
in die Belüftungsanlage ausströmen lassen.
Guy Nelson dachte einige Minuten nach, als Kotranow seinen Bericht
beendet hatte. Dann lächelte er spöttisch.
„Sie hätten die Zugstrahlstation eben sofort vernichten
sollen. So habe ich es jedenfalls gehalten.” Er erzählte
kurz, wie er nach Morgot gekommen war.
Der Oberst schüttelte den Kopf.
„Wir von der Flotte dürfen nicht einfach alles
zusammenschießen, was uns verdächtig vorkommt. Wer konnte
ahnen, daß die Akonen diese Falle speziell für uns
aufgebaut hatten!”
„Es muß irgendwo bei euch eine undichte Stelle geben”,
erwiderte Nelson. „Nur so vermochten die Akonen die
Einzelheiten Ihres Testflugs zu erfahren. Übrigens war das mit
der fünftausend Jahre alten Station ein raffinierter Trick. Es
muß sehr kostspielig sein, das Material einer ganzen Station
künstlich zu altern. Ich gebe zu, daß ich darauf ebenfalls
hereingefallen wäre. Aber was geschehen ist, ist geschehen.
Jetzt sollten wir zusehen, wie wir die Initiative wieder an uns
reißen können!”
Oberst Kotranow machte ein verblüfftes Gesicht. Major Ez
Hattinger dagegen lachte dröhnend.
„Hört euch bloß diesen Kerl an!” schimpfte
er. „Ist zusammengeschnürt wie ein Paket und spuckt große
Töne. Soll er uns doch einmal zeigen, wie er mit gefesselten
Händen die Initiative ergreifen will, der Herr Kapitän!”
Guy Nelson lächelte nachsichtig.
„Passen Sie gut auf, Major!”
Er hob die gebundenen Hände zum Hals und nestelte am Revers
seines Uniformrocks. Kurz darauf schnellte eine fadendünne,
blitzende Klinge daraus hervor. Guy mußte sich beinahe
verrenken, um seine Handfessel über die Klinge ziehen zu können.
Doch im nächsten Augenblick waren seine Hände frei.
Von Hattinger kam ein verblüfftes Stöhnen.
Der Kapitän reagierte nicht darauf. Er zog die Klinge
behutsam ganz aus dem Revers, konnte es allerdings nicht vermeiden,
daß er sich den Finger dabei ritzte. Er leckte das Blut ab,
packte die Klinge an dem kaum fingernagelgroßen Griff und
beugte sich vor, um die Fußfesseln zu durchtrennen. Dabei
merkte er zum erstenmal, wie schwach er wirklich war. Es wurde ihm
schwarz vor den Augen, und einige Atemzüge lang mußte er
gegen eine Ohnmacht ankämpfen. Er zerschnitt sich das Oberleder
seiner Schuhe, bevor es ihm gelang, die Klinge über die
Fußfesseln zu ziehen.
Erschöpft kippte er zur Seite. Er streckte die Hand mit dem
Messer aus und flüsterte:
„Drücken Sie Ihre Handfesseln darauf, Kotranow. Ich …
kann nicht… mehr!”
Als ihn jemand an den Schultern rüttelte, kam er wieder zu
sich. Er sah, daß sich die Offiziere befreit hatten. Ez
Hattinger grinste ihn verlegen
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