PR TB 032 Die Schatten Des Kristallenen Todes
Männer sind ganz anders. Sie denken kaum. Es
gefällt ihnen, sich alles sagen zu lassen. Sie sind tüchtige
Arbeiter, gewiß, aber auch nicht mehr. Ich glaube fast, daß
sie ungeheuer degeneriert sind.«
»Schon möglich. Aber ich bemerkte, daß die Frauen
sich nicht gerade danach sehnen, entschlossene, tatkräftige
Männer zu haben, die den Planeten auf den Kopf stellen und
Großes leisten. Oder irre ich?« Sie schwieg eine Weile
und betrachtete nachdenklich den Ring an Seymours Hand. »Was
ist das für ein Ring, Terraner?«
»Eben ein Ring, nichts weiter.«
»Weißt du, daß der Tropfen das Zeichen dieses
Planeten ist?«
Seymour nickte. »Kein Wunder, Tshennah ist schließlich
eine Wasserwelt. Besteht ein Zusammenhang zwischen diesem Ring und
diesem Planeten?«
»Ich glaube nicht«, sagte sie achselzuckend. »Was
geschiehtjetzt weiter?«
»Wir werden ins Schiff zurückkehren, dort werden wir
etwas essen, wenigstens ich habe Hunger. Übrigens: Wie ernährt
sich eure Rasse?«
»Wir haben unter dem Polmeeren riesige Fabriken. Sie
produzieren aus wildwachsenden Algen die feinsten Gerichte. Eine
halbautomatische Fängerflotte ist ständig unterwegs und
fischt für uns. Schließlich haben wir noch die
unterseeischen Gärten, die uns Früchte liefern und allerlei
anderes.« »Ich hatte den Eindruck, Xassiah, daß
eure Rasse die Möglichkeit, binnen einiger Jahrzehnte
auszusterben, sehr gefaßt aufgenommen hat. Ist dieser Eindruck
richtig?«
Sie schüttelte den Kopf, daß die silbernen Haare
flogen.
»Niemals«, sagte sie. »Wir waren von panischer
Furcht erfüllt. Wir haben verzweifelt nach der
Ursache geforscht und hatten keinen Erfolg. Aber wir sind stolz,
und wir wollten uns euch gegenüber keine Blöße geben.
Daher auch das befremdende Benehmen der dreizehn Herrscherinnen.«
»Da —«, sagte Xassiah, »was ist das?«
Seymour blickte nach oben.
»Langsam komme ich auf die letzten Geheimnisse«, sagte
Seymour. »Es ist gut so.«
Zwischen den Sternen, aber bereits gefährlich nahe, erschien
eine Flammenspur. Für einen Meteor war die Geschwindigkeit zu
gering. Das Licht kam näher. Er raste über das Schiff
hinweg, schlug blitzschnell einen Haken, und Seymour sprang auf und
griff nach der Waffe. Die Furcht vor etwas Feindlichem hatte ihn
erfaßt.
Das Licht kam näher . ..
Wie eine langgezogene Spindel raste es ums Schiff herum, einmal,
zweimal. . ., dann fuhr es auf Seymour zu, verharrte kurz, und der
Terraner sah, daß es eine weißglühende Spur
hinterließ. Es sah aus wie eine Speerspitze. Dann blähte
es sich kurz auf, fuhr senkrecht nahe an Seymour und dem silbernen
Mädchen vorbei undjagte wieder zurück. Binnen Sekunden war
es nur noch ein Lichtpunkt unter den Sternen, dann verschwand er.
»Was war das, Terraner?«
»Ich weiß es nicht, Xassiah. Etwas, das ich noch
niemals gesehen habe .. ., aber ich habe davon geträumt. Es kann
nichts Feindliches sein.«
Seymour steckte die Waffe wieder zurück und griff nach dem
Arm des Mädchens. »Komm«, sagte er halblaut. »Gehen
wir zurück ins Schiff und sehen wir nach, ob sich deine Mädchen
richtig benehmen.« Sie gingen nebeneinander zur Polschleuse.
Die Tshennah war mehr als einen halben Meter größer als
Seymour und blieb trotzdem reizvoll genug, um ihn merkwürdig zu
berühren. Und sie wußte es, hatte es mit dem Instinkt
einer durch Jahrtausende herrschenden Gesellschaftsform gespürt.
Sie lachte leise in der Dunkelheit.
»Warum lachst du?«
»Weil ich deine Gedanken kenne, Seymour.«
Seymour stieg auf die unterste Sprosse der stählernen Leiter.
»Ich glaube aber, daß du diesmal irrst«, erwiderte
er ruhig.
Einhundertachtzig Minuten später: Alles war ruhig und dunkel.
Die fünf Patriarchen von Poongahburru hatten geräuschvoll
einen Duschraum gestürmt, und jetzt schliefen sie auf ihren
Packtaschen, eingewickelt in die dicken Tücher aus der Wolle von
Meccechfellen. Ihr Schnarchen erfüllte die Zentrale. Die großen
Flügel des Ventilators hinter einem elektrostatischen
Staubfanggitter schnurrten leise.
Die Messe war aufgeräumt worden; drei Mann hatten Hogjaw
helfen müssen. Die Männer der VANESSA hatten einen sehr
positiven Eindruck hinterlassen. Sie hatten sich verhalten wie eine
Schar schüchterner Kadetten, hatten aber ihren gesamten Charme
an den Mädchen ausprobiert. Sogar Hogjaw, der meist mürrisch
und kratzbürstig war, hatte sich überwunden.
Die Mädchen schliefen dort, wo es lange Sessel gab.
Drei von ihnen belegten
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