PR TB 037 Die Macht Der Träumer
alles werden Sie sicher wissen, Doc. Oder es interessiert
Sie nicht, weil Ihr Spezialfach mit Astronomie nichts zu tun hat.
Dagegen wird es Sie interessieren, daß ich von Quistair nach
unserem kurzen Ausflug in den Weltraum regelmäßig
Injektionen erhielt. Allerdings schwieg Quistair beharrlich auf alle
meine Fragen. Er ist wirklich ein loyaler Kollege, Doc.
Fünf Tage nach unserem Start erreichten wir den
Porada-Bezirk. Der Porada-Bezirk galt als Sperrgebiet. Das bedeutete,
daß in diesem Sektor kein Planet kolonisiert werden durfte.
Auch dann nicht, wenn seine Oberfläche ein zweiter Garten
Eden war.
Hauptgrund, daß man den Porada-Bezirk zum Sperrgebiet
erklärt hatte, war der einzige Planet der Vono-Sonne. Auf dieser
Welt sollte es eine rätselhafte Lebensform geben, die als
intelligent galt. Das bedeutete, daß ihr Lebensraum nicht
eingeschränkt werden durfte. Seitdem ich den Bericht gelesen
hatte, der jedem Offizier der WHIP überreicht worden war, fragte
ich mich jedoch, warum man wegen eines einzigen Planeten einen ganzen
Raumsektor sperrte. Die Besatzung jenes ExplorerSchiffes, das vor
vier Jahren auf dieser Welt gelandet war, hatte Berichte mitgebracht,
auf Grund derer man den Porada-Bezirk gesperrt hatte. Der Bericht,
den die Offiziere erhalten hatten, schwieg sich allerdings darüber
aus, was auf dem Vono-Planeten geschehen war. Lediglich in
Andeutungen wurde von »rätselhaften Eingeborenen«
und »erstaunlichen Ereignissen« geschrieben. In
Zusammenhang mit der Landung Larc Fannings und seiner Roboter auf der
geheimnisvollen Wüstenwelt tauchte immer wieder das Wort
»Gefahr« auf.
Unser offizieller Auftrag lautete, Fanning so schnell wie möglich
zurückzuholen. Im krassen Widerspruch dazu stand Tschatos
Befehl, die WHIP für Katalogmessungen einzusetzen und so den
Flug um Tage zu verlängern.
Wie so oft hatte auch in diesem Fall außer dem Kommandanten
und vielleicht den Wissenschaftlern niemand etwas über die
Hintergründe erfahren. Der Bericht wies jedoch nachdrücklich
darauf hin, daß es Zufall war, daß Fanning sich
ausgerechnet die Vono-Welt für sein kybernetisches Experiment
ausgesucht hatte. Der Wissenschaftler wollte einen Wüstenplaneten
für seine Roboter haben, und die Vono-Welt erfüllte
offenbar alle Voraussetzungen, die für Fanning wichtig waren.
Nur eine Voraussetzung erfüllte sie nicht. Sie war nicht
unbewohnt.
Ich fragte mich, warum ein Mann mit Fannings Wissen das nicht vor
der Landung herausgefunden hatte. War er so in seine Idee verrannt,
daß alles andere für ihn nebensächlich wurde?
Fannings Idee, einen Planeten mit Hilfe von Robotern zu
kolonisieren, war schließlich nicht neu. Alle Kolonisten
benutzten bei der Urbarmachung fremder Welten Roboter. Fanning wollte
jedoch einen Schritt weitergehen. Seine Roboter sollten nicht nur
eine Kolonie errichten, sie sollten auch in dieser Kolonie leben.
Larc Fanning träumte vom autarken Roboterstaat. Die Roboter, die
er in den Plejadenhaufen gebracht hatte, besaßen sämtlich
eine von Fanning konstruierte Positronik, die in dem Bericht über
Fannings Vorhaben als »genial« bezeichnet wurde.
Ich hielt mich in der Zentrale der WHIP auf, als der Vono-Planet
zum erstenmal auf den Bildschirmen der Raumortung sichtbar wurde. Die
Welt war 180 Millionen Kilometer von ihrer Sonne entfernt und
durchmaß knapp 5000 Kilometer. Der Planet besaß eine
Rotationsdauer von etwas über sechzehn Stunden. Über die
atmosphärischen Bedingungen wußten wir nicht viel, aber
aus den Unterlagen des ExplorerSchiffes ging hervor, daß man
sich für die Dauer einer Stunde ohne Schutzanzug im Freien
aufhalten konnte, wenn man keine anstrengende Tätigkeit
verrichtete.
Die Vono-Welt war eine blaßrote Kugel und sah nicht
besonders einladend aus.
»Wir werden in eine Kreisbahn gehen und ein Beiboot
ausschleusen«, sagte Tschato. »Die drei Wissenschaftler,
Leutnant Magidan und ich werden auf der Oberfläche des Planeten
landen. Captain Picot übernimmt während meiner Abwesenheit
das Kommando an Bord der WHIP. Ohne meinen ausdrücklichen Befehl
darf uns kein zweites Boot folgen. Auch der Schwere Kreuzer darf auf
keinen Fall landen. Es ist schon schlimm genug, daß Fannings
Schiff auf dieser Welt niedergegangen ist.«
Ich fragte mich, warum Tschato von allen Offizieren ausgerechnet
mich als Begleiter ausgewählt hatte. Auf Grund meiner seelischen
Labilität war ich am wenigsten für eine risikoreiche
Aufgabe geeignet. Vielleicht hatte Quistair
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