PR TB 039 Bomben Auf Karson
Levens Angestellten
das Leihfahrzeug und Stokes Waren. Die Waren, in klimasichere Kisten
verpackt, wurden im Garten abgeladen. Stoke ging dabei zur Hand. Die
Sonnenwärme war inzwischen voll zur Entfaltung gekommen und
machte ihm einigermaßen zu schaffen. Er bedachte die beiden
Männer mit einem Trinkgeld und zog sich ins Haus zu
rück, um ein Bad zu nehmen. Danach legte er leichtere
Kleidung an, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß er
darin ebenso derangiert wirkte, wie ihn die Leute von KARSON in
Erinnerung hatten. Er kletterte in den Gleiter und machte sich auf
den Weg zur Funkstation, deren bizarr geformte Antenne sich im
Nordwesten der Stadt in die Höhe reckte. Gemächlich fuhr er
die gepflegte Straße entlang, an der sein Haus lag, und
betrachtete die weitläufigen Gärten. Was die Siedler in
einem knappen Dutzend Jahre geleistet hatten, war beeindruckend.
KARSON war eine ungewöhnlich erfolgversprechende Kolonie. Es
lohnte sich, daE man sich um sie Sorgen machte.
Am Rande der Stadt, etwa zweihundert Meter jenseits der letzten
Gärten und Häuser, endete die Straße im Nichts.
Holpriges Grasland, hier und dort von Büschen und Baumgruppen
durchsetzt, zog sich bis zum Horizont. Im Südwesten lag der
Raumhafen; Stoke erkannte den schlanken Turm der Funkleitanlage. Er
hielt den Wagen an und ließ das Bild eine Zeitlang auf sich
wirken. Er öffnete die Kanzel und spürte die schwüle
Hitze, die sich wie eine Glocke über das Land stülpte.
Das Gefühl der Einsamkeit überkam ihn. Er roch den Duft
der fremden Gewächse und hörte das eigenartige Summen
fremder Insekten. Er sah einen bunten Falter durch die Luft gaukeln,
rot, blau und grün, zwei Handspannen breit, mit vier Flügeln
und einem zierlichen, langen Schwanz, den er beim Fliegen als Steuer
benutzte. Aus einem Gebüsch, zehn Meter entfernt, wagte sich
eine Eidechse hervor, die sich beim Geräusch des nahenden
Fahrzeugs in Deckung begeben hatte. Aus großen, blauen Augen
starrte sie den Wagen an. Stoke sah, wie sie sich aufrichtete, und in
der Art eines Känguruhs davonhüpfte.
KARSON mochte eine erfolgreiche Kolonie sein, aber es war immer
noch eine menschenleere, fremde Welt. Es gab insgesamt fünftausend
Siedler. Der Großteil von ihnen lebte in Karson-Main, der Rest
von insgesamt eintausend in den beiden Zweigsiedlungen
Karson-South und Karson-on-Meander. Fünftausend Siedler
hatten eine Fläche von rund zwanzigtausend Quadratkilometern
bebaut oder auf andere Art und Weise in ihren Lebensbereich
einbezogen. Der Rest war Nichts, Ödland, unerforschtes Gebiet,
in das noch kein Mensch den Fuß gesetzt hatte, von den
unerschrockenen Männern des Experimentalkommandos abgesehen, die
KARSON gefunden, untersucht und zur Besiedlung freigegeben hatten.
Stoke fuhr weiter. Er ließ die Kanzel offen, und der
Fahrtwind brachte ein wenig Kühlung.
Die Funkstation lag merkwürdig weit außerhalb der
Stadt. In der diesigen Luft konnte Stoke eine Zeitlang nur die
riesige Antenne erkennen. Erst als er bis auf einen Kilometer
herangekommen war, entdeckte er, daß es am Fuße des
Stahlgebildes eine kleine Baracke gab.
Er parkte den Wagen davor, und als er den Motor ausschaltete,
senkte sich beängstigende Stille über das Land. Die Luft
schien vor Hitze zu flimmern. Ab und zu strich ein merkwürdig
geformtes Insekt träge vorbei. Die Eingangstür der Baracke
hing schief in den Angeln. Das anspruchslose Bauwerk war aus
Fertigbauteilen hergestellt, von denen die Farbe abgesplittert war.
Über der Tür hing ein verblaßtes Schild, dessen
Aufschrift Stoke nicht mehr zu entziffern vermochte.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und machte einen
Rundgang um das seltsame Bauwerk. Auf der Vorderseite, die zur
Antenne hin lag, gab es zwei niedrige, kleine Fenster. Er sah
hindurch und blickte in einen unmöblierten Raum, in dem sich
seit Jahren keiner mehr aufgehalten zu haben schien. Links in der
Ecke stand die Schaltkonsole, von der aus der Sender bedient wurde.
Ein paar Kontrollampen glühten bunt. Eine Art Theke teilte den
Raum in zwei Hälften — ganz so, als hätte es hier
früher einen regelmäßigen Bürodienst gegeben,
mit freundlichen Beamten auf der einen und dem Publikum auf der
anderen Seite des Schalters. Die Zeiten waren offenbar längst
vorbei. In der Entwicklung einer jeden Kolonie waren die ersten
beiden Jahre nach der Gründung diejenigen, die am meisten
Gebühren für die private Benützung des Hypersenders
einbrachten. Die Siedler hatten
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