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PR TB 040 Herr über Die Toten

PR TB 040 Herr über Die Toten

Titel: PR TB 040 Herr über Die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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erkannte ich zum erstenmal die Unwahrscheinlichkeit meiner
bisherigen Schlußfolgerungen.
    Nicht, daß ich an der Illusion gezweifelt hätte. Aber,
wer auch immer die humanoiden Einwohner der Stadt gefangenhielt, der
mußte mehr als nur eine Verwahrung von Gefangenen damit
verfolgen. Warum gab er den Bürgern die Illusion der Freiheit?
Ja, warum hielt er sie überhaupt gefangen und entledigte sich
ihrer nicht auf eine andere Art und Weise? Wenn es sich um die
Meister der Insel handelte, wie ich bislang angenommen hatte, war mir
das noch weniger verständlich. Die Meister der Insel pflegten
ihre Feinde gnadenlos zu vernichten, es sei denn, sie hätten
ganz konkrete Gründe, sie am Leben zu erhalten.
    Was waren die Gründe für die Gefangenschaft der Bürger
von Maa Duun… ?
    Als der Gleiter auf dem Tempelvorplatz hielt, war ich der Lösung
noch keinen Schritt nähergekommen. Im Gegenteil: Der
Fragenkomplex, der sich auf getan hatte, wurde immer komplizierter.
Zeitweise wünschte ich, alles wäre nur ein Traum und würde
verschwinden, sobald ich an Bord der SJC-101 erwachte.
    Dieser Wunsch nahm immer mehr Gestalt an. Er lähmte meine
Initiative und erzeugte eine gewisse Gleichgültigkeit, die
jedoch schlagartig verschwand, als ich die stumpfsinnig vor der
Begrenzungslinie dahintrottenden Menschen sah. So benahmen sich keine
vernunftbegabten Wesen, die frei über ihr Schicksal entscheiden
konnten! Keiner warf einen einzigen Blick zum Tempel hinüber,
der in gleißender Helligkeit auf der Hügelkuppe thronte,
eine Zwingburg geistiger Versklavung.
    Mir machte es eigenartigerweise nichts mehr aus, in das weiße
Strahlen zu schauen -vielleicht, weil ich den Bann gebrochen hatte.
Nur durfte ich mir das nicht anmerken lassen. Schon klang in meiner
Nähe drohendes Gemurmel auf.
    Rasch reihte ich mich ein. Mit anderen zusammen trottete ich neben
der roten Linie dahin. Dabei suchte ich die Umgebung mit vorsichtigen
Blicken ab.
    Endlich fand ich den Seitenpfad. Er führte - so wußte
ich - direkt zum Quartier der Ältesten. Dort fanden sie sich
zusammen, bevor sie den Tempel des Gedächtnisses aufsuchten.
    Wo der Weg auf den Vorplatz mündete, hetzte ich mit wenigen
Sprüngen aus der Reihe.
    Jemand hinter mir stieß einen schrillen Schrei aus.
    Doch da lag ich bereits im Gebüsch, preßte mich an den
warmen, würzig duftenden Boden, der mir ein seltsames Gefühl
der Geborgenheit verlieh.
    Wer immer mich auch ausbrechen sah, er beruhigte sich wieder.
Niemand verfolgte mich. Das war auch nicht zu erwarten - außer,
einer der Ältesten hielt sich gerade in der Nähe auf. Die
anderen waren einfach zu lethargisch, um sich Gedanken über
einen Mann zu machen, der die Reihe verließ. Schließlich
war ich nicht in Richtung des Tempels gelaufen.
    Nach einigen Minuten wagte ich, den Kopf zu heben.
    Alles war ruhig.
    Nur das Säuseln des Windes, die Akkorde der gläsernen
Türme und das monotone Schlurfen vieler Füße drangen
in mein Versteck.
    Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte mein Wissen
den anderen in die
     
    stumpfen Gesichter geschrien. Aber das hätte wahrscheinlich
nur zur Folge gehabt, daß man mich für schizophren hielt
und in meinem Sanatorium ablieferte.
    Ich fragte mich, ob Noola eine Ahnung von der Wahrheit besäße
oder ob sie tatsächlich den Gedankengang bis zum Ende verfolgen
konnte, da vernahm ich das Knirschen des Kristallstaubes, mit dem der
Seitenweg bestreut war.
    Langsam richtete ich mich auf, lehnte mich gegen den borkigen
Stamm einer Traju und spähte den Pfad hinab.
    Ein hochgewachsener, schmalschultriger Mann kam dort herauf. Er
trug den schwarzen Umhang mit den silbernen Sternen: Das Symbol der
Ältesten des Klans. Sein Gesicht war, wie immer, wenn ein
Ältester zum Tempel ging, von einer Kapuze verhüllt, die
nur Löcher für Mund, Nase und Augen enthielt. Das
erschwerte meine Aufgabe, denn ich würde die Reaktion des Mannes
nicht am Ausdruck seines Gesichtes erkennen können.
    Als er noch etwa fünf Schritte von mir entfernt war, verließ
ich die Deckung und schaltete den Hypnosescheinwerfer ein. Die
bunten, in regelmäßigen Intervallen aufzuckenden Kreise
erzeugten ein verzerrtes Lichtmuster auf dem schillernden, schwarzen
Plastik der Gesichtsmaske.
    Der Vermummte tat noch zwei oder drei Schritte, dann blieb er wie
angewurzelt stehen.
    Aus dem Mundloch drangen unartikulierte Tonfolgen. Die
behandschuhten Hände zuckten mit gespreizten Fingern ziellos
umher.
    Ich empfand sekundenlang

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