PR TB 049 Die Strahlenden Gletscher Von Asgaard
großer
Geschwindigkeit zogen die einzelnen Schwärme flußabwärts
und dem Moor zu. Wieder schilderte Doc dem Tonbandgerät seine
eigenen Beobachtungen, photographierte und filmte. Millionen dieser
halbfertigen Wesen strebten der gemäßigteren Zone des
Planeten zu.
Doc verbrachte zwei Tage in dem schmalen Streifen und beschloß
nach seinem nächsten Anfall, der weniger schlimm war, weil er
ständig Medikamente schluckte, die Wartezeit zwischen Ankunft
der Kaulquappen in den Sumpfseen und der letzten Verwandlung in
aufrechtgehende Riesenfrösche dadurch abzukürzen, daß
er in der nördlichen Zone jene runden Siedlungsflecke besuchte.
Je mehr Doc sich dem Gebirgszug näherte, der nördlich
des Binnenmeeres von Südosten nach Nordwesten verlief, desto
mehr wuchs sein Gefühl, sich wieder der unsichtbaren Gefahr zu
nähern.
Fünfundfünfzig Stunden später landete der Gleiter
am Rand einer solchen leeren Fläche.
Doc stieg aus.
Er war in seine praktische Expeditionskleidung gehüllt; lange
Hosen aus einem khakifarbenen strapazierfähigen Stoff, halbhohe
Stiefel, über die der Saum der Hose fiel. Neben dem rechten
Schienbein war das schwere Vibromesser mit seiner wasserdichten
Scheide angebunden. Ein Lähmstrahler steckte rechts im Gürtel.
In den Taschen der leichten Jacke waren Patronen, seine kostbare
Injektionsspritze und einige Ampullen des Medikaments. In der linken
Hand trug Doc die schußbereite Farbkamera. Er ging zwischen den
niedrigen Bäumen auf den Sandfleck zu. Außer dem Wind und
dem Geschrei einiger kleiner Vögel war nichts zu hören.
Doc ging in die Mitte des runden Feldes und blieb stehen. Der
Boden bestand aus nassem Lehm, und die zahllosen Abdrücke
dreieckiger Füße mit großen runden Zehen hatten sich
voller Wasser gesogen. Die Stiefel Docs machten klatschende
Geräusche, als er die runde Fläche überquerte und
jenseits von ihr zwischen den Bäumen stand. Er ging vorsichtig
und langsam einmal rund um den Platz. Die Situation wurde immer
rätselhafter.
Kein einziger Frosch, keine Laute.
Doc kehrte zu seinem Gleiter zurück, rauchte eine Zigarette
und überlegte lange. Die Züge der Froschwesen waren schon
längst wieder zurückgekehrt. Er rief sich ins Gedächtnis
zurück, was er über die Terraamphi-bien wußte und
begann erneut mit seiner Suche.
Zweihundert Meter geradeaus stieß er auf das, was er suchte.
Er kauerte sich neben dem flachen Ufer auf die Fersen nieder und hob
die Kamera. Aus acht Baumstämmen, die sauber abgeschnitten
waren, war ein Eingang hergestellt worden. Ein trapezförmiges
dunkles Loch in ein noch dunkleres Höhlensystem. Doc bewunderte
das bearbeitete Holz und stand auf.
Neben dem Ufer des Flusses war ein lehmiger Bruch
in dem Hang. An seinem Rand standen krummgewachsene Büsche
und Krüppelbäume. Alles troff vor Nässe und
Feuchtigkeit. Der Abhang war reiner Fels, durchsetzt mit Lehm und
Grasbüscheln.
Von dem Loch zum Flußufer und vom Flußufer zu dem
runden Platz zwischen den Bäumen führten ausgetretene
Pfade. Doc sah nicht ein einziges Wesen, aber sein Erscheinen mußte
eine Flucht ausgelöst haben. Am Ufer sah der Biologe einen
netzartigen Trichter aus Flechtwerk, der umgeworfen war; aus einem
Lehmbrocken arbeiteten sich Insekten hervor und krabbelten unbeholfen
umher. Doc ging schnell zum Ufer und blieb stehen. Was er hier sah,
erfüllte ihn mit einem Staunen, das um so stärker wurde, je
mehr er begriff:
„Diese Frösche fangen Insekten auf Vorrat", sagte
er zu sich selbst. „Und sie bewahren sie in feuchtem Lehm auf."
Auf diese Weise wurde tagelang die Austrocknung der Insekten
aufgehalten, in gleicher Weise war Lehm ein sehr gutes
Transportmittel, so daß einzelne Individuen Insekten fangen
konnten und sie mitbrachten. Bereits in diesem vorgeschichtlichen
Stadium der Kultur gab es hiej Arbeitsteilung.
„Der Lehm wird ausgewaschen", sagte Doc und wendete den
Trichter mit der Hand um, „und die sauber gereinigten Insekten
bleiben übrig."
Er ging zurück zum Eingang.
Er zögerte, einzudringen. Er wollte die ersten Kontakte mit
den Wesen dieses Planeten nicht mit Kampf oder Schüssen
belasten. Er besaß, wenn es darauf ankam, die Geduld eines
Wissenschaftlers, der lange warten konnte. Auf eine unerklärliche
Weise fühlte er sich mit jenen Wesen, die in Dunkelheit und
Nässe wohnten, verbunden. Er wußte, daß sie wie er
sterben mußten, wenn es jener rätselhaften Kraft gelingen
sollte, ihr zerstörerisches Werk fortzusetzen.
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