PR TB 051 Aufruhr in Terrania
verlieren außer seinem leben, und auch das scheint
ihm nicht mehr viel wert zu sein.
Sherman Ravage griff hastig nach einer Zigarette und konzentrierte
sich weiter auf das Mädchen. Er hatte in den vergangenen Tagen
sich in ähnlicher Form auf Julian Tifflor, fünfhundert
Meter von ihm entfernt, konzentrieren müssen - aus reiner Angst
vor dem physischen Schmerz. Jetzt schien er jemanden gefunden zu
haben, der in Verbindung mit Tifflor stand. In privater Verbindung.
er sieht ähnlich aus wie Tifflor. älter und
verschlossener, vermutlich sehr introvertiert, jemand, der frustriert
ist. tagträume?
Tifflor!
Ravage sah, wie die Zeitung in seinen Fingern zitterte. Er fing
ein undeutliches Bild auf. Das Mädchen saß in ihrem
Apartment und stellte eine Visiphonverbindung zu einem Polizisten
her, der sie kannte. Eine Möglichkeit sollte geschaffen werden,
eine halbe Stunde privat mit Tifflor zu sprechen. Das Mädchen
war nicht in Tifflor verliebt, aber dieser Mann faszinierte sie seit
geraumer Zeit. Seit einem Jahr, erkannte Ravage und hob die Hand. Er
bestellte bei dem Mädchen hinter der Bar ein drittes Bier.
Sherman Ravage war ein schwacher Telepath.
Er konnte nicht alle Gedanken empfangen, die in seinem Umkreis
gesprochen oder gedacht oder konstruiert wurden. Es war ihm aber
möglich, in Ruhe und in einem begrenzten Personenkreis die
Gedanken einer einzigen Person zu lesen. Vorher aber mußte eine
gewisse geistige Übereinstimmung erzielt werden. Bei Inger
Javelin, seiner Sekretärin, war es ihm gelungen; er nützte
es nicht aus, weil sie in ihn verliebt war - oder sich wenigstens
vorstellte, wie es sein könnte. Gedanken, die ihn zutiefst
verwirrten.
Bei Tifflor, den er seit sechs Tagen mit einem schweren Fernglas
beobachtete, war es durch dauernde Konzentration gelungen. Inzwischen
kannte er genügend Dinge und Erinnerungen dieses Mannes, um eine
Hälfte eines Planes zu haben. Die andere Hälfte fehlte
noch.
„Verzeihen Sie, Miß Coover“, sagte er. „Es
klingt albern, aber ich habe Sie hier irgendwo schon mehrmals
gesehen. Arbeiten Sie in der Administration?“
Sie wandte sich ihm zu. Ihre Augenbrauen waren steil hochgezogen.
„Nein“, sagte sie. „Ich habe drüben im
Pressegebäude zu tun.“
Er verzog sein bleiches Gesicht zu einem hoffnungslosen Lachen.
„Das erklärt vieles. Ich habe Sie im ,Fomalhaut‘
gesehen, im Supermarket und mehrmals, im Herbst, auf einem der Sessel
des Cafes. Ich irre mich nicht. Sie tragen das Haar seit einem Jahr
etwa so kurz, nicht wahr?“
„Ja, das ist richtig.“
seine aussprache ist kultiviert und offensichtlich lange
geschult... was will er von mir? abenteuer? es hat nicht den
eindruck. dazu ist er zu sehr getroffen worden.
Ravage zwang sich zu einer blassen Geste und sagte,
indirekt auf ihre Gedanken eingehend:
„Ich habe Sie angesprochen, weil meine Langeweile zu groß
war. Ich wollte eben zahlen und versuchen, einzuschlafen.“
Er drehte sich um. Hinter ihm spiegelten sich die blauen
Drehlichter von drei schweren Polizeigleitern in der dunklen Scheibe.
Sie wischten über die gesamte Breite der Avenue Praesepe. Männer
in dunkelroten Uniformen stiegen aus und verteilten sich über
die gesamte Breite. Vier oder fünf Eingänge, die in die
unterirdischen Räume und Gänge des großen
Bautenkomplexes führten, verschluckten die Männer der
Stadtpolizei. Ravage hatte gesehen, daß einige von ihnen Geräte
in den Händen trugen.
„Was geht hier vor?“ fragte er das Mädchen hinter
der Bar.
„Ich weiß es nicht.“
Der Besitzer streckte seinen Kopf durch die Öffnung, die
Küche und Bar trennte und sagte, indem er Ravage gleichgültig
ins Gesicht sah:
„Die Männer suchen schon seit Tagen die
Versorgungswege, die Energiestationen,
die
Lifteinrichtungen und die unterirdischen Garagen ab. Ich weiß
nicht, was sie suchen. Offensichtlich ist es geheim. Vielleicht hat
jemand einen Anschlag auf die Administration vor?“
Er lachte dünn. Die Vorstellung, Tifflor in die Luft zu
sprengen, war für ihn absurder als der Wunsch nach Sonnenschein
um diese Zeit.
Ravage spürte, wie er zusammenschrak. Er riß ein
Zündholz aus dem flachen Päckchen neben seinem Aschenbecher
und steckte es zwischen die Lippen.
es wird zeit, heimzufahren, diesen mann treffe ich noch häufiger
hier... und ich muß einmal wieder ausschlafen, heute werde ich
noch finn anrufen - oder ist es zu spät?
Wieder konzentrierte sich Ravage.
Er sah ihre Gedankenbilder, wenn auch nicht
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