PR TB 053 Der Mordplanet
Überall lagen Kontrollstreifen herum, hingen
Blaupausen an Klebestreifen, und ein kleiner Kalkulator tickte. Ein
hagerer Mann saß vor einer Schreibplatte und blickte in die
Linsen des Gegengerätes. Er fragte ruhig:
„Staatsmarschall?“
Er hatte ein dunkel gebräuntes Gesicht und klare, blaue
Augen. Sein Haar, kurz geschnitten, ergraute bereits hinter den
Ohren. Als er die Hand hob, blitzte ein wertvoller Stein in einer
fremdartigen Fassung auf.
„Wann starten Sie wieder nach Woodlark, Khalid?“
fragte Bull.
„In genau zehn Tagen, Staatsmarschall“, erwiderte
Major Naka Khalid. „Ich gehe die Fertigmeldungen der
Generalüberholung durch. Haben Sie einen besonderen Wunsch?“
Bull schüttelte den Kopf und grinste ironisch.
„Noch nicht. Unter Umständen muß ich Sie mit
einer delikaten Aufgabe betrauen. Rufen Sie auf alle Fälle vor
dem Start noch einmal in meiner Administration an. Übrigens -
stimmt der Artikel?“
Naka Khalid zögerte etwas, dann erwiderte er ruhig:
„Fast alles stimmt. Aber der Blickwinkel ist schief.
Woodlark hat viel auf dem Gewissen, und wir landen sehr ungern dort.“
„Danke, Major!“ schloß Bull.
Er tastete das Bild aus, trank einen großen Schluck
Fruchtsaft und schlug mit der geballten Faust mehrmals auf die Lehne
seines Sessels. Dann drückte er auf einen Knopf. Zehn Minuten,
die er an einen Unbekannten mit Namen Caumont verschwendete, konnte
er noch erübrigen. Seine Sekretärin betrat das große
Büro, in dem es noch relativ still war; zehn Uhr morgens. Bulls
Räume lagen im obersten Stockwerk des gigantischen Gebäudes.
„Ja, bitte?“
Reginald Bull betrachtete sie lange und schweigend. Pamela Nardini
war die Tochter einer Thailänderin und eines Schweden. Sie hatte
langes schwarzes Haar und grüne Augen ... und eine
unnachahmliche Art, sich zu bewegen. Im Alter von zweiundzwanzig
Jahren war sie als Pressereferentin in Bulls Administration
eingetreten und hatte ihre Stellung ausgebaut und gefestigt.
„Sie haben doch sicher Spaß an originellen Dingen,
nicht wahr?“ erkundigte sich Bull ruhig. Pamela lächelte
undurchsichtig.
„Es kommt darauf an, ob diese Dinge wirklich originell
sind“, erwiderte sie und blieb neben dem Schreibtisch stehen.
„Kennen Sie das Prinzip des Bumerangs, Pamela?“
Sie nickte.
„Eine Sache, die man fortschleudert und die zu einem selbst
zurückkommt“, sagte sie nachdenklich. Bull fuhr halblaut
fort:
„Ein australischer Ureinwohner soll der Sage nach wahnsinnig
geworden sein, als er zum Geburtstag einen neuen Bumerang bekam und
den alten wegwerfen wollte.“ Bull lächelte grimmig. „Wir
werden den vorwitzigen Burschen Ty Caumont in die Lage jenes
Australiers bringen“, versprach er. „Würden Sie mir
dabei helfen?“
Pamelas Lächeln bekam einen gefährlichen Zug.
„Gern! Zumal ich eine persönliche Rechnung mit ihm zu
begleichen habe. Können Sie sich meine Freude hierüber
vorstellen?“
Sie ließ einen Zeitungsausschnitt vor Bull auf den Tisch
flattern. Bull erkannte die Photomontage Ty Caumonts und las den
Text, der sich mit dem Charme von Helix-Roveda befaßte. Er
verglich das Mädchen auf dem Photo und Pamela und lehnte sich
atemlos zurück. Dann begann er brüllend zu lachen, schlug
sich auf die Schenkel und wischte schließlich die Tränen
aus den Augenwinkeln.
„Das ist gelungen“, stöhnte er. „Der
Bursche hat einen gesunden Humor. Trauen Sie sich zu, ihn morgen
abend in meinen Bungalow am Goshunsee zu schleppen?“
Pamela nickte kalt.
„Selbstverständlich“, sagte sie. „Mit
zersplitterten Zähnen oder nur leicht betäubt?“
Reginald Bull wurde wieder ernst. „Bei vollem Bewußtsein.
Das, was ich ihm vorschlagen werde, verträgt keinen
ausgeschalteten Verstand. Tun Sie mir den Gefallen?“
„Sie können sich darauf verlassen“, sagte sie.
„Morgen abend neun Uhr am Goshunsee. Seine Adresse erhalte ich
in der Redaktion der blue nebula.
Ein sehr sympathischer Auftrag, Staatsmarschall!“
Ty kam zurück; todmüde, mit viel belichtetem Film und
einer Masse Informationen. Er hatte sich durch eine Menge von
Adressen hindurchgekämpft und besaß Aufzeichnungen über
sämtliche Dienstgrade der Flotte. Stoff für zehn lange
Berichte. Er stellte seine Koffer ab, leerte den Inhalt seiner
Reisetasche auf den Schreibtisch aus. Ty räumte die Kameras auf
und schaltete die Kaffeemaschine ein.
Eine halbe Stunde später, als das Kaffeearoma das Studio
durchzog, kam er aus dem Bad. Sein Haar war
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