PR TB 055 Vom Weltraum Besessen
Großmogul - und auf mich selbst.“
„Ich spüre es“, sagte Eddie.
Franklin Kendall warf einen Blick auf den
Chronographen und hob die Hand zum Zeichen, daß Eddie schweigen
sollte. Er aktivierte den Sendeteil des Telekoms.
„Eichkater an Nachteulen! Auf Signal achten.
Treffpunkt Parkplatz L-33. Ende!“
Wiederum flammten zur Bestätigung die grünen
Kontrollampen auf. Kendall schaltete das Impulstriebwerk auf
Leerlauf. Im Startschacht herrschte plötzlich ohrenbetäubender
Lärm. Die Raumkadetten verschlossen ihre Druckhelme und
schalteten auf Helmtelekom um. Als das rote Lichtsignal Startfreigabe
meldete, aktivierte Eddie Burke den Antigravantrieb. Weit vor ihnen
öffnete sich die Panzerpforte. Der Moskito-Jäger wurde auf
der energetischen Schleuderschiene vorwärts gerissen. Schwache
Andruckkräfte kamen durch und preßten die Männer in
die Kontursitze, bevor der Andruckabsorber mit voller Leistung
einsetzte.
Durch das Antigravaggregat nahezu gewichtlos
gemacht, genügte die Fremdbeschleunigung, um die Masse des
Moskitos auf zwei Kilometer Höhe zu schleudern. Dort setzte die
Eigenbeschleunigung ein. Langsam schob Franklin den Schubhebel bis
zum Anschlag vor. Zu dieser Zeit lag die Erdatmosphäre bereits
hinter ihnen.
Eddie beobachtete die Tasterortung.
„Ziemlich viel Betrieb heute“,
bemerkte er. „Von den ,Nachteulen‘ nichts zu sehen.“
„Sie stecken in dem Schwärm drin“,
gab Franklin zurück. Die Orientierung nach der TL-Kubuskarte
erforderte seine
ganze Konzentration. Er mußte einen fiktiven
Punkt zwischen Erde und Mond ansteuern, den sogenannten Parkplatz
L-33, wo die Staffeljäger zu ihm stoßen sollten.
Nach knapp dreißig Sekunden bremste er. Der
Raumjäger war kurz in ein schwaches Flimmern gehüllt, die
Impulswellenbündel des Bugtriebwerks. Die Sichel des Mondes
leuchtete in kaltem Grauweiß. Wieder einmal wunderte sich
Franklin darüber, daß die Spuren, die der Mensch in die
Mondoberfläche gegraben hatte, aus hur fünfzigtausend
Kilometern Entfernung nicht mit dem bloßen Auge zu sehen waren.
Manchmal kam es ihm vor, als wäre alles Menschenwerk im Rahmen
des Universums nichts als eine Eintagsfliege.
Unwillkürlich lächelte er über
diese philosophischen Betrachtungen. Aber es war ein sarkastisches
Lächeln, mit einer gehörigen Portion Selbstironie darin.
Sekunden später hatte ihr Moskito-Jäger
die Parkposition erreicht. Franklin übergab die Steuerung an den
Autopiloten, der dafür zu sorgen hatte, daß der Raumjäger
sich im Verhätnis zu Mond und Erde nicht mehr bewegte. Der
optische Eindruck völligen Stillstandes war absolut echt, obwohl
der Jäger in Wirklichkeit eine kommplizierte Bahn flog.
Die ersten Staffeljäger trafen ein. Sie
schlossen dicht auf und bildeten bereits die Paradeformation:
sichelförmig, mit dem Moskito des Staffelkapitäns in der
Mitte und dreihundert Meter vorgezogen. Die Ortungsreflexe auf dem
Tasterschirm zeigten an, daß zwischen Mond und Erde auch andere
Staffeln die Ausgangspositionen einnahmen.
Nach einer guten Stunde kam endlich der
Einsatzbefehl. Franklin Kendall atmete auf und gab das entsprechende
Kommando an seine Staffel weiter. Kurs, Geschwindigkeit und Formation
lagen fest; anders wäre kaum ein Hochgeschwindigkeitsflug im
geschlossenen Verband möglich gewesen, zumal des Effekts wegen
die Kurse der einzelnen Staffeln sich mehrfach überschnitten.
Als im Frontschirm der helle Fleck des
AkademieRaumfeldes auftauchte, drückte Kendall die Nase der
Maschine ein wenig tiefer. Von Backbord schnellten silbrig blinkende
Reflexe auf die Staffel zu und verschwanden rasch nach Steuerbord
oben: eine andere Jägerstaffel.
Rasch glitten die Gebäudekomplexe und
Landebahnen der Akademie Terrania im Frontschirm auseinander.
Flüchtig nahm
Kendall die schimmernde Riesenkugel am Ostrand
wahr, mit der Lordadmiral Atlan gekommen war. Die Stadt Terrania
selbst verschwand bereits in tausend Meter Höhe hinter dem
Nordhorizont; nur ihre Verkehrsschneisen, Güterumschlagplätze
und Robotfabriken erstreckten sich Hunderte von Kilometern in das
satte Grün der ehemaligen Wüste Gobi.
Die Jägerstaffel bremste noch immer ab.
Schließlich sollte der ehemalige Arkoniden-Admiral auch etwas
von der Parade sehen und nicht nur hören. Auf Kendalls Kommando
richtete sich die Sichelformation auf, schwenkte nach Nordwesten ab
und entfernte sich dabei rund fünfzig Kilometer vor dem breiten
Band des Hauptlandefeldes, über das die Parade gehen
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