PR TB 059 Projekt Kosmopolis
ein Paket, das eine ältere Frau an einer
Schnur trug.
Doch auch das blieb erfolglos. Der auf starke Bündelung
justierte Desintegrationsstrahl ging durch das Paket hindurch und
traf etwa vier Meter vor der alten Dame auf das Transportband.
Im gleichen Moment schrie Burke unterdrückt auf.
Der Energiestrahl, der wirkungslos durch das Paket
hindurchgegangen war, löste die Materie des Transportbandes auf,
und da es sich gleitend fortbewegte, hinterließ er einen
handbreiten Spalt, der mit der Geschwindigkeit des Bandes auf die
Frau des anderen Planeten zuwanderte.
Erschrocken nahm Eddie Burke den Daumen vom Feuerknopf, obwohl der
Strahl der alten Dame nicht gefährlich werden konnte.
Jedenfalls nicht direkt.
Indirekt rief er eine Wirkung hervor, die die drei Terraner
verblüffte. Die Dame ließ ihr Paket fallen, ruderte mit
den Armen und geriet mit einem Fuß in den Spalt. Im nächsten
Augenblick lag sie hilflos und mit gespreizten Gliedern auf dem
Transportband.
Burke und Kendall faßten sich rasch wieder. Nicht so Lyra,
die den Sachverhalt erst überdenken mußte.
„Das gibt es doch gar nicht!" stieß sie hervor.
„Wie kann jemand, der nur als Schatten oder Projektion
existiert, von der Realität beeinflußt werden?"
Franklin Kendall lächelte.
„Wir haben uns geirrt, Lyra. Die Fremden existieren
wirklich. Sie sind körperlich existent; folglich benötigen
sie den materiellen Kontakt mit dem Transportband, um fortbewegt zu
werden."
„Aber Eddie hat doch ..."
Eddie Burke schob seinen Desintegrator ins Halfter zurück.
„Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun, das
bisher noch keinem Menschen begegnet sein dürfte", erklärte
er sachlich. „Diese Welt mit allen ihren Erscheinungen ist
offenbar sowohl für die Fremden als auch für uns materiell
existent. Mit einer Ausnahme: den Lebewesen dieser Welt. Diese
Ausnahme gilt auch für die Fremden im Hinblick auf uns. Wir sind
für sie ebensowenig vorhanden wie sie für uns."
„Falsch!" widersprach Kendall. „Für sie
existieren wir offensichtlich nicht einmal als Schemen. Wir können
sie sehen, aber sie uns nicht."
„Das ist höchst interessant", murmelte Eddie.
„Sicher", gab Kendall zurück. „Doch dort ist
die Halle. Es wäre bestimmt aufschlußreich zu erfahren,
wohin wir kämen, wenn wir ein anderes Tor benutzten als das,
durch das wir gekommen waren."
Eddie Burke grinste hinterhältig.
„Du kannst es ja versuchen."
Franklin wölbte die Brauen. In der nächsten Sekunde sah
er, wie Eddie seine Bemerkung gemeint hatte Die Halle besaß nur
ein Tor - jedenfalls von außen.
„Natürlich", murmelte er verlegen. „Wenn ich
zwölf Transmittertore habe und jedes auf einen anderen Planeten
eingerichtet ist, dann gibt es auf jedem der zwölf Planeten nur
ein einziges Transmittertor zur Rückkehr. So betrachtet, ist es
kein Widerspruch, daß ein Gebäude innen zwölf
Öffnungen, außen aber nur eine besitzt."
„Das ist bereits positronische Paralogik", meinte Lyra
Rawlins ironisch.
Kendall zuckte die Schultern und sprang vom Band, als sie das Tor
erreichten. Die anderen sprangen hinterher, bevor das Transportband
an der Öffnung vorbei war.
Sie atmeten auf, als sie in der Halle ihren Gleiter unversehrt
wiederfanden. Franklin bespielte eine Nachrichtenkapsel mit dem
Bericht über ihre Ankunft und ihre vorläufigen Absichten.
Er deponierte die unscheinbare silbergraue Hülse in der
Hallenmitte und zog eine zentimetertiefe Spur mit dem Desintegrator
von der Nachrichtenkapsel zu dem Tor, das sie zu benutzen gedachten.
Sollte einer der Verschollenen hierher zurückkehren, würde
er Bescheid wissen. Dann brauchte er nur eine Nachricht zu
hinterlassen und die Gefährten zu holen.
Anschließenb mußten sie alle warten, bis es den
Uk-tanern gelang, die Transmitterverbindung umzupolen.
Doch soweit waren sie noch lange nicht.
Mit heftiger Gebärde legte Kendall den Fahrstufenhebel um;
der Gleiter hob an und schwebte durch das Tor hinaus.
3.
Sie hielten sich nicht unnötig auf, sondern folgten in
zwanzig Metern Höhe dem schnurgeraden Gleitband, das sich
anscheinend bis zum Horizont fortsetzte.
Während der Fahrt stellten sie fest, daß die Bewoh-°er
der Stadt ganz alltäglichen Geschäften nachgin-ien. Es war
absolut nichts Geheimnisvolles an ihnen
außer daß zwischen ihnen und den Terranern kein
Kontakt möglich schien.
Unter den gegebenen Umständen ignorierten die Freunde alles,
was ihre Suchaktion nicht betraf. Der Gleiter trug sie
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