PR TB 059 Projekt Kosmopolis
mit hoher
Geschwindigkeit durch die Stadt. Anschließend überflogen
sie einen ringförmigen Parkbezirk, der durch einen See abgelöst
wurde. Sekunden später wäre ihre Mission fast gescheitert.
Nur Burkes Aufmerksamkeit war es zu verdanken, daß sie nicht
mit hoher Geschwindigkeit gegen die Abschluß -wandung der Stadt
prallten.
Der See reichte scheinbar weit über den Horizont hinaus. Aber
nur etwa ein Kilometer war echt. Das andere stellte sich als
geschickte Projektion heraus.
Eddie bemerkte es, als er einen Blick auf den Zieldistanzmesser
warf, ein Gerät, das man bei guter Sicht normalerweise nicht
beachtete.
Er schrie auf und riß den Fahrthebel zurück. Franklin
protestierte, konnte aber nicht verhindern, daß Burke auch noch
die Verzögerung auf Maximalwert schaltete. Beinahe ruckartig
hielt der Gleiter in der Luft an, schaukelte einige Sekunden lang
bedenklich und glich dann seine Lage aus.
Burke ließ den Freund nicht zu Worte kommen. Er deutete auf
die Skalenscheibe des Zieldistanzmessers, und als Kendall darauf
blickte, begriff er sofort, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten.
„Danke", sagte er mit belegter Stimme. „Wir haben
also das Ende der Welt erreicht. Aber siehst du so etwas wie einen
Ausgang?"
Eddie hatte bereits die übrigen Ortungs- und Meßgeräte
aktiviert. Er schüttelte den Kopf.
„Bis jetzt noch nicht. Am besten fliegen wir langsam an der
Wand entlang - in Bodennähe, schlage ich vor."
Lyra Rawlins, die bisher lediglich überrascht von einem zum
anderen gesehen hatte, sagte spöttisch:
„Hat einer der Herren vielleicht die Güte, mir zu
berichten, weshalb wir angehalten haben, und zu verraten, wo die
Wandung ist, von der ich ständig reden höre ...?"
Franklin Kendall berichtete ihr in Stichworten, was geschehen war.
Daraufhin wurde Lyra ziemlich blaß.
Kendall ließ den Gleiter allmählich absinken. Die
Wandung war laut Distanzanzeige nur sechzig Meter entfernt. Er hielt
die Entfernung und flog in fünf Meter Höhe über der
Wasserfläche an der Grenze der abgekapselten Welt entlang.
Mehrmals tauchten Gleitboote auf dem See auf. Sie waren mit
Ausflüglern besetzt, aber keiner von ihnen beachtete den fremden
Gleiter.
„Es ist ein dummes Gefühl, im wahrsten Sinne des Wortes
Luft für diese Menschen zu sein", murrte Burke.
„Mich beruhigt es", gab Franklin ironisch zurück.
„Stell dir die Probleme vor, vor denen wir stünden, wenn
wir den Fremden umständlich erklären müßten, wer
wir sind, woher wir kommen und was wir auf ihrer Welt zu suchen
haben. Vielleicht würden sie uns einsperren oder einfach wieder
zurückschicken."
Eddie grinste. Plötzlich legte er seine Hand auf Franklins
Arm.
„Ich habe das Tor", flüsterte er.
Franklin hielt den Gleiter an.
Die Wandung sah überall gleich aus. Das heißt, sie war
von der Projektion so überdeckt, daß sie unsichtbar blieb.
Nur die empfindlichen Meßgeräte ließen sich nicht
täuschen. Sie reagierten außer einer starken Energiequelle
einen quadratischen Bereich stärkerer Anhäufung
metallischer Elemente, sowie einen Hohlraum von 125 000 Kubikmetern
Fassungsvermögen.
„Eine Schleuse", stellte Burke lakonisch fest. „Größe
fünfzig mal fünfzig mal fünfzig Meter."
„Hoffentlich auch passierbar für uns", murmelte
Franklin skeptisch. Er steuerte den Gleiter nach Eddies Angaben an
das innere Schleusenschott heran.
Ab zehn Meter Entfernung überwand das menschliche Auge die
optische Täuschung teilweise: Die Projektion eines unendlichen
Sees wirkte verschwommen und farblos. Einen Meter vor der Schleuse
erlosch die Täuschung ganz. Sie sahen die metallene Wandung der
Stadtkuppel und die Fugen des Schleusenschotts.
Nur einen Öffnungsmechanismus sahen sie nicht.
Franklin Kendall ließ den Bug des Gleiters sanft gegen das
Schott stoßen. Es gab ein dumpfes Geräusch. Das war leider
bereits alles.
„Ob die Schleuse bewacht wird?" überlegte Kendall
laut.
Als hätte er erkannt, daß die Frage für sie keine
Bedeutung besaß, zuckte er die Schultern. Er ließ den
Gleiter bis auf zwanzig Meter Höhe steigen und ein zweites Mal
gegen das Metall prallen.
Diesmal erzeugte er eine Wirkung.
Die beiden Schotthälften zogen sich langsam auseinander.
Durch den sich vergrößernden Spalt fiel Licht heraus.
Sekunden später konnten die drei Freunde die Schleusenhalle
erkennen. An beiden Seitenwänden der würfelförmigen
Halle waren schlanke Fahrzeuge magnetisch verankert.
„Das sind Unterseeboote!" rief
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