PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
du und ich brechen zum Dorf der Eingeborenen auf“,
sagte Solomon. „Die anderen verstecken sich in der Nähe
der Boote. Sie greifen nur ein, wenn ich sie über Funk rufe.“
Diahann antwortete nicht. Sie fragte sich, ob es zu Solomons Rache
gehörte, wenn er sie an diesem Unternehmen teilnehmen ließ.
Setkor, der Solomon ebenfalls bis zum Dorf der Inkheads begleiten
sollte, war einer der jüngsten Praktizierenden Mediziner. Er war
mittelgroß und hager, zeichnete sich aber durch Intelligenz und
Zähigkeit aus. Solomon hatte schon oft zu erkennen gegeben, daß
Setkor sein Favorit war und eventuell Botany Rascall ablösen
würde. Rascall haßte denjüngeren Mann, aber er
unternahm nichts gegen ihn, weil alles, was man Setkor antat, einem
Anschlag auf Groove Solomon gleichkam.
Diahann wußte, daß Solomon sich unbedingt auf Setkor
verlassen konnte.
Solomon packte Diahann fest am Arm.
„Hör zu!“ sagte er rauh. „Begehe nicht den
Fehler und versuche uns irgendwie zu schaden. Setkor und ich werden
aufpassen. Wenn du dich so verhältst, wie ich es von dir
erwarte, überlege ich mir die Sache mit Botany Rascall
vielleicht noch einmal.“
Du widerlicher Lügner! dachte sie wuterfüllt.
Sie unterdrückte ihre Gefühle, weil sie wußte, daß
ungezügelter Haß klare Entscheidungen verhindern würde.
Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte, mußte sie
ruhig bleiben und auf eine günstige Gelegenheit warten. Eine
unüberlegte Handlung würde Solomon warnen und ihn
veranlassen, noch schärfer gegen sie vorzugehen.
Solomon ließ sich ein Gewehr und ein Funkgerät
aushändigen, dann brachen sie auf.
„Setkor weiß genau, wo das Dorf liegt“, sagte
Solomon. „Er war schon ein paarmal mit einem
kleinen Boot auf dem Kontinent und hat die Inkheads beobachtet.“
Solomon lachte zufrieden. „Setkor ist der geborene Waldläufer,
und er wird sich auch im Dunkeln nicht verlaufen.“ Setkor legte
den Kopf in den Nacken, als wollte er Witterung aufnehmen.
„Es wird bald hell“, sagte er.
„Ich weiß“, sagte Solomon. „Man kann den
Morgen riechen. Wir müssen uns beeilen. Sobald es hell ist,
werden wir es schwer haben, das Dorf unentdeckt zu erreichen.“
Obwohl er seine schwere Ausrüstung trug, bewegte sich Setkor
leichtfüßig und geräuschlos. Diahann mußte
hinter ihm gehen, und Groove Solomon bildete den Abschluß. Die
anderen Männer waren im Wald verschwunden. Die meisten von ihnen
bedauerten wahrscheinlich, daß sie zurückbleiben mußten.
Das Mädchen bemühte sich, möglichst wenig Lärm
zu machen, dennje seltener sie Solomons Unwillen auf sich lenkte,
desto größer würde die Überraschung für ihn
sein, wenn sie etwas gegen ihn unternahm. Sie lächelte vor
Mitleid über ihre fast kindliche Planung. Was wollte sie schon
gegen Solomon unternehmen? Gegen einen Mann, der scheinbar mühelos
alle auftretenden Schwierigkeiten aus dem Weg räumte.
Sie kamen schneller voran, als sie erwartet hatte. Entweder besaß
Setkor tatsächlich die Fähigkeiten eines Fährtensuchers,
oder er hatte sich bei einem früheren Aufenthalt überall
Zeichen gemacht, nach denen er sich orientierte. Aber selbst das war
bei der herrschenden Dunkelheit bestimmt nicht einfach.
Es dämmerte bereits, als sie in die Nähe des Dorfes
kamen. Setkor bewegte sichjetzt vorsichtiger und mied Lichtungen und
Ansammlungen großer Bäume. Die beiden Männer hatten
seit dem Aufbruch vom Ufer noch kein Wort miteinander gewechselt.
Offenbar verstanden sie sich auch ohne Worte.
Als Setkor stehenblieb und den Arm hob, wußte Diahann, daß
sie nicht mehr weit vom Dorf entfernt waren.
Setkor gab Solomon einige Zeichen, die Diahann in ihrer Ansicht
bestärkten. Dann deutete derjunge PM mit dem Daumen nach unten.
Das bedeutete, daß sie die letzte Strecke kriechend zurücklegen
würden.
Diahann lauschte angestrengt, aber sie hörte nur den Gesang
derVögel. Ab und zu raschelte es im Unterholz, wenn kleinere
Tiere in ihre Schlupfwinkel flüchteten.
Setkor kroch wie eine Schlange durch das Buschwerk. Seine
Ausrüstung schien ihn nicht zu behindern. Diahann blieb dicht
hinter ihm. Zu ihrer Überraschung hielt auch Solomon mit. Trotz
seiner massigen Figur verursachte er nicht mehr Geräusche als
Diahann und Setkor. Schließlich blieb Setkor liegen und winkte.
Diahann glitt an seine Seite. Dann kam Solomon. Sie lagen
nebeneinander und atmeten heftig.
Setkor deutete auf einige Bäume, die nicht weit von ihnen
entfernt standen. Diahann blickte auf
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