PR TB 061 Der Planetenkönig
haben.«
»Aha«, machte Hiro. »Und wer ist der richtige
Mann?«
»Sie.«
Er schien kaum überrascht. Er schwieg eine Weile; dann sagte
er:
»Rechnen Sie nicht damit, daß ich mich geschmeichelt
fühle. Es widerstrebt mir, das Objekt eines unpersönlichen
Interesses zu sein - in den Augen Ihrer sogenannten Gönner
vielleicht nichts mehr als eine Figur, die man hier- oder dorthin
schiebt, je nachdem, wo man sie gerade braucht. Übrigens - wer
sind diese Leute?«
»Die Regierung des Solaren Imperiums«, antwortete
Stoke unbewegt. »Der Großadministrator, Perry Rhodan.«
Er legte seine Karten auf den Tisch, nachdem Hiro sich vom ersten
Schock erholt hatte. Er wischte Hiros Bedenken beiseite, der Raum
könne womöglich mit Abhörgeräten ausgestattet
sein. Er hatte die Stunden der Ruhe genutzt. Dabei waren ihm zwei
Erkenntnisse gekommen, jede in ihrem Bereich von nicht zu
unterschätzender Bedeutung. Erstens war seine Unterkunft völlig
abhörsicher, und zweitens hatte der Plan, den Greg Ohlen
vorgetragen hatte, einen Haken. Einen recht häßlichen
sogar.
Er erklärte Hiro, aufwelche Weise der Zweikampf gewonnen
werden sollte. Er beschrieb Ohlen, ohne daß Hiro ihn jedoch
erkannte.
»Es ist auf keinen Fall einer meiner Leute«,
versicherte der König. »Um genau zu sein: Ich habe keine
Leute, die sich mit solchen Machenschaften beschäftigen.
Wenigstens nicht auf meinen Befehl.«
»Dann arbeitet er auf eigene Faust«, lächelte
Stoke. »Oder glauben Sie nicht, daß es Leute gibt, die
von Ihrer Regierung so begeistert sind, daß sie auf eigene
Faust zu Werke gehen, um Ihre Wiederwahl zu sichern?«
Hiro ging über die Frage hinweg. Stoke fuhr mit seinem
Bericht fort. Hiro mußte zugeben, daß das Unternehmen
einige Aussicht auf Erfolg besaß. Er äußerte kein
Wort der Billigung oder Mißbilligung. Stoke ahnte, was in ihm
vorging. Wenn Tulli auf diese Weise gerettet wurde, dann mußte
es ihm recht sein - ganz gleichgültig, welche Mittel dabei zum
Einsatz kamen. Aber er wollte nicht später als der Mann gelten,
der die Verwendung einer regelwidrigen Waffe ausdrücklich
gutgeheißen hatte.
Vielleicht, überlegte Stoke amüsiert, plante er auch
entlang der Krümmung desselben Hakens, den er an Ohlens
Strategie entdeckt hatte. Dazu allerdings wollte er ihm keine
Gelegenheit geben.
Er brachte das Thema sofort zur Sprache. Hiro gab sich überrascht,
und Stoke war geneigt zu glauben, daß er den Punkt wirklich
übersehen hatte. Er erschien so unbedeutend inmitten des Wustes
viel schwierigerer Probleme, die das Unternehmen umgaben. Hiro
stimmte mit Stoke überein, daß die Frage sofortiger
Regelung bedürfe, und versprach, sich der Sache anzunehmen,
sobald er nach Maro-Noe zurückkehrte. Als Herrscher von An'An
stand es in seiner Macht, eine Entscheidung zu fällen, die Stoke
aller Sorge entheben würde.
Stoke war erleichtert. Hätte ihn jemand danach gefragt, er
hätte nicht eine Sekunde lang gezögert zuzugeben, daß
hier der blinde Zufall seine Hand im Spiel gehabt hatte.
Wäre Hiro nicht in Tulli-Noe gewesen, hätte er sich
nicht dafür interessiert, den Mann kennenzulernen, der dem
Herzog aus der Patsche helfen wollte - hätte das ganze Vorhaben
womöglich einen gänzlich anderen Ausgang genommen.
Hiro versprach, einen Boten zu senden, sobald die entsprechenden
Formalitäten erledigt waren. Er gab Stoke außerdem zu
verstehen, daß er achtzigtausend Mann mobilisieren werde, um
Tulli zu Hilfe zu kommen, falls Stokes Unternehmen fehlschlug oder
die Belagerer im Ausscheiden des Fürsten Agbro keinen zwingenden
Grund sahen, ihrVorhaben aufzugeben.
Tullis Position - und die Stimme, über die er verfügte -
schienen also gesichert. Die Frage war nur noch, wie Stoke sich
halten würde.
Hiro verabschiedete sich nach etwa einer halben Stunde, Bao-Nais
Warnung beachtend.
Am späten Nachmittag erhielt Stoke die erste Gelegenheit, ein
Pa-Anu zu reiten und sich im Gebrauch einer Zweikampf-Lanze zu üben.
Beides ging wider Erwarten leicht. Das Tier war gefügig, ohne
jedoch langsam zu sein, und mit der Lanze kam Stoke auf Anhieb so
vorzüglich zurecht, als sei erzum Kriegsmann geboren.
Greg Ohlen war einer der Außenhöfe des Palastkomplexes
als Übungsgelände zugewiesen worden. Die Mauern, die den
Hof umgaben, waren hoch genug, um Neugierige fernzuhalten. Trotzdem
waren Wachen postiert worden, die darauf achteten, daß kein
Unbefugter einen Blick auf das Geschehen im Hofe werfen konnte. Greg
Ohlen hatte eine Reihe
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