PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
Polizeichef nickte. Dann hob er entschlossen sein Armbandgerät
an die Lippen und befahl:
„Hier Oberst Thusa an die Einsatzgruppe Positrel! Die
Gruppen Eins bis Acht dringen sofort zur Produktionseinheit vor und
halten die Anwesenden auf Distanz. Bei Zwischenfällen sofort das
Gelände räumen, notfalls mit angemessener Gewalt.“ Er
zögerte einen Moment, dann fuhr er fort: „Ich rechne mit
einem Zwischenfall. Die Gruppen Neun bis Elf schirmen die Ausgänge
ab und sorgen dafür, daß die Menge notfalls ungehindert
und zügig vom Werksgelände kommt. Beordern Sie außerdem
alle verfügbaren Ambulanzgleiter vor die Ausgänge. Ende!“
Er schaltete das Gerät aus und blickte Marat an.
„Mehr kann ich nicht tun. Ich komme sowieso in Teufels
Küche, falls Ihre Befürchtungen sich als unzutreffend
erweisen sollten. Vielleicht können Sie sich vorstellen, wie die
Honoratioren reagieren, wenn meine Leute sie zurückdrängen.“
„Wenn den Honoratioren etwas zustößt, dürfte
es schlimmer für Sie werden“, erwiderte Jean Pierre Marat.
Er holte tiefLuft. „Ich hoffejedenfalls, daß unsere
Befürchtungen sich nicht erfüllen. - Und nun werden wir
berichten, während wir zum Werk gehen.“
Sie hatten ihren Bericht erst zur Hälfte gegeben, als aus dem
Werk Jubelrufe erschollen.
Marat blieb stehen. Sein Gesicht wirkte wie erstarrt.
Auch McKay, Jovilla und der Polizeichef waren stehengeblieben.
Mersin Thusa starrte zum Werk hinüber. Einige Schweißtropfen
lösten sich von seiner Stirn und rannen über den
Nasenrücken. Er schien es nicht zu bemerken.
Plötzlich mischten sich in die Jubelrufe Schreie des
Entsetzens und der Panik. Etwas Glitzerndes stieg über den
Gebäudekomplex empor und begann zu kreisen; andere glitzernde
Gegenstände folgten.
„Was sollte von der ersten Einheit produziert werden?“
fragte Marat tonlos.
„Regelelemente für Kalupsteuereinheiten“, gab
Mersin Thusa mit belegter Stimme zurück.
Einer der blitzenden Gegenstände stieß herab und schoß
über die vier Menschen hinweg. Sie sahen, daß es ein
Diskus von kaum unterarmgroßem Durchmesser war.
„Eine Kalup-Regeleinheit ist das wohl kaum“, bemerkte
McKay sarkastisch.
Mersin Thusa wollte etwas erwidern. Doch sein Mund schloß
sich wieder, als die dumpfen Abschüsse von Schockblastern
herüberschallten. Das Geschrei verstärkte sich. Die
Polizisten vor den Werkseingängen hoben ihre Waffen und feuerten
in die herausströmende Menge.
„Verdammt!“ stieß McKay hervor. „Seid ihr
alle verrückt geworden!“
Er schlug dem Polizeichef die Waffe aus der Hand, mit der er
soeben aufMarat angelegt hatte. Jovilla stand mit erstarrtem Gesicht
daneben. Plötzlich hob sie die Waffe auf und schoß
aufMcKay. Roger McKay schrie auf und sprang zur Seite.
Jean Pierre Marat spürte, wie eine grimmige Wut auf alle
Menschen in ihm aufstieg. Mit dem letzten Rest der schwindenden
Vernunft erkannte er, was geschehen war.
„Die Steuerpositronik!“ keuchte er. „Abschalten!
Sie muß abgeschaltetwerden!“
Er hielt mit einemmal Mersin Thusas Hals mit den Händen
umklammert. Von hinten schlug McKay ziellos auf ihn ein, während
Jovilla Thusa den Schockblaster immer wieder auf McKays Beine
abschoß.
Mersin Thusas Knie trafMarats Leib. Marat krümmte sich
zusammen und ließ den Hals des Polizeichefs los. Dann landete
er einen Dagor-Schlag aufThusas Schultern. Mersin Thusa brach lautlos
zusammen.
Marat wandte sich um, um McKay abzuwehren. Er sah nur noch, wie
sein Partner stocksteif umfiel. Dann traf ihn ein Schockschuß
gegen den Hals. Er taumelte rückwärts, stürzte über
den Polizeichef und brach in die Knie. Jovilla schoß abermals.
Aber der Energiespeicher der Waffe schien verschossen zu sein. Marat
spürte nur ein unangenehmes Kribbeln. Mühsam erhob er sich
wieder.
Ihm war, als würde plötzlich ein Tuch von seinem Geist
genommen. Das Unsinnige seiner letzten Handlungen fiel ihm ein. Auch
Jovilla schien wieder klar denken zu können. Sie starrte
verblüfft auf die Waffe in ihrer Hand, dann ließ sie sie
fallen und taumelte aufMarat zu.
Jean Pierre Marat nahm sie in die Arme und strich ihr über
das lackschwarze Haar.
„Es ist vorbei“, flüsterte er. „Jemand war
vernünftig genug, die Steuerpositronik abzuschalten.“
Erschrocken zuckte er zusammen, als wenige Schritte neben ihm ein
diskusförmiger Körper auf den Boden prallte und sich
zentimetertiefhineinbohrte.
„Die Produktionseinheit hat statt Reglerelementen
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