PR TB 067 Der Endlose Alptraum
Herz...
Gallos hatte sich allen Ernstes vorgestellt, Erdega würde
nach dem Herzen Ylinas graben. Er wurde enttäuscht. Aber es war
für ihn eine angenehme Enttäuschung, die einiges an seinen
bisherigen Überlegungen umwarf.
Er sah nun in Erdega ein bedauernswertes Geschöpf, das
irgendwelchen verschlungenen Pfaden seiner kranken Seele folgte.
Gleichzeitig mit dem Mitleid für Erdega, empfand er für
Janz immer mehr Abscheu. Es stand für ihn von da an fest, daß
Janz die wahre Verkörperung des Bösen war. Aber wer von
beiden die Morde auf dem Gewissen hatte, konnte er immer noch nicht
sagen. Denn trotz seiner plötzlichen Sympathie für Erdega,
vermutete er, daß dieser nicht frei von Schuld war.
Aber zum Gegensatz von Janz schien Erdega Reue zu zeigen. Warum
sonst suchte er das Grab Ylinas auf? Das Ylina-Grab - es war das
neunte, das Gallos entdeckt hatte. Aber wie viele gab es, von denen
er keine Ahnung hatte?
»Was soll denn das?« ließ sich Janz vernehmen.
Gallos wurde sofort hellhörig. Er meinte, zum erstenmal
Unsicherheit aus Janz' Stimme zu hören.
»Wir reiten in die falsche Richtung«, sagte Janz
wieder.
»Wir sind richtig«, entgegnete Gallos kurz angebunden.
Janz' Mund wurde verkniffen, seine Hände spielten nervös
mit dem Zügel seines Pferdes. Gallos wurde durch dieses
Verhalten zu besonderer Vorsicht veranlaßt - wie nebenbei
ergriff er sein Strahlengewehr und legte es quer über den
Sattel.
»Mein Pferd ist unruhig«, sagte der Agent. »Es
wittert Gefahr.«
»Aber bestimmt nicht den Wisender«, meinte Janz mit
einem nervösen Lachen.
»Welche Gefahr denn sonst?«
Janz warf ihm einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich schnell
wieder ab. Plötzlich hielt er sein Pferd an.
»Kehren wir um. Es hat überhaupt keinen Zweck, sinnlos
durch die Gegend zu streifen. Wir verlieren nur Zeit.«
»Wir sind gleich am Ziel«, sagte Gallos doppeldeutig.
Janz zuckte zusammen. Er benetzte sich die Lippen und sagte:
»Reiten wir zum Lager zurück. Ich sorge mich um Erdega.«
»Um Ylina nicht?«
»Natürlich auch um Ylina«, antwortete Janz
schnell. »Was soll die Frage?«
»Wir können jetzt absteigen«, sagte Gallos.
»Lassen wir die Pferde zurück und gehen wir zu Fuß
weiter. Da vorne wird das Unterholz ziemlich dicht.«
Janz folgte Gallos' Beispiel und stieg aus dem Sattel.
»Du sprichst, als wärst du schon einmal hier gewesen«,
meinte Janz mit gespielter Gleichgültigkeit. Aber Gallos merkte,
wie sich sein Körper anspannte.
Er ist auf der Hut, dachte der Agent, aber das kommt für mich
nicht unerwartet.
»Du scheinst einen bestimmten Plan zu haben, Johannes«,
sagte Janz.
Gallos brauchte keine Antwort mehr zu geben - denn sie hatten das
Grab erreicht. Als Janz das Holzkreuz sah, auf dessen Querbalken der
Name Ylina eingebrannt war, stieß er einen gurgelnden Laut aus.
»D äs habe ich entdeckt«, sagte Gallos.
Janz' Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen. Seine
Hände verkrampften sich um den Lauf des Gewehres.
»Wie. wie.« Ihm versagte die Stimme.
»Willst du behaupten, daß du nichts von der Existenz
dieses Grabes wußtest?« fragte Gallos scharf.
»Was sagst du da?« In Janz' Gesicht begann es zu
arbeiten. »Natürlich hatte ich keine Ahnung von diesem
Grab. Ist das ein makabrer Scherz von dir, Johannes? Ist dieses Grab
für Ylina gedacht?«
»Hier liegt Ylina begraben. Und du und Erdega, ihr wißt
davon.«
»Das ist eine Lüge!«
»Ich habe den Beweis dafür. Denn Erdega hat mich zu
diesem Grab geführt.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dein Versteckspielen hat keinen Zweck mehr, Janz«,
sagte Gallos. »Ich weiß alles über euch. Ich bin
euch seit Jahren kreuz und quer über diesen Planeten gefolgt.
Eure Spur war gezeichnet mit Gräbern. Und in jedem Grab lag eine
Ylina.«
Janz zitterte am ganzen Körper. Wie ein in die Enge
getriebenes Raubtier, dachte Gallos. Und ebenso gefährlich würde
er sein!
»Du hast uns angelogen«, schrie Janz, plötzlich
außer sich vor Wut. »Du hast deine Frau und deinen Sohn
überhaupt nicht durch eine unbekannte Seuche verloren. Du suchst
gar nicht nach dem Schatz der Glückseligkeit! Du hast uns etwas
vorgelogen, damit du uns übertölpeln kannst. Aber.«
»Vorsicht, Janz, ich bin ebenfalls bewaffnet«, mahnte
Gallos mit gefährlich ruhiger Stimme. In verändertem
Tonfall fuhr er fort: »Was meine Frau und meinen Sohn betrifft,
habe ich euch nicht angelogen. Es ist die Wahrheit. Nur das andere
ist erfunden.«
»Warum
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