PR TB 071 Sturm Uber Babylon
Dolches auf meine Brust.
„Ich, Kishurra und du wir werden sechzig Tage lang das Heer
schulen. Morgen ist Ruhe. Am nächsten Tag beginnen wir. Wie
lange dauert es noch, die Stadt zu befestigen?"
„Mehr als sechzig Tage", sagte lachdun-chur. Er hatte
überraschendes Talent gezeigt und war eine Art zweiter
Stadtarchitekt geworden.
„Woran mangelt es?"
lachdun-chur beantwortete Hammurabis Frage mit zwei Worten:
„An allem!"
Hammurabi fuhr herum und rief:
„Erkläre!"
Der assyrische Prinz trat an die Karte der Stadt, die er zusammen
mit mir entworfen hatte, und deutete mit dem Finger nacheinander auf
die einzelnen Stellen in der geschwächten Verteidigung.
„Die Brücke über den Fluß ist nur an der
Seite der Stadt bewacht. Wir müssen ans andere Ufer ein Vorwerk
bau
en. An genau fünfzehn Stellen ist die Stadtmauer
unübersichtlich. Wir arbeiten gerade daran, sie zu begradigen.
In der Stadt gibt es nicht genügend Speicher für Korn,
zuwenig Ställe für Tiere eine Belagerung, die länger
dauert als sieben Tage, wird eine Hungersnot zur Folge haben. Es gibt
zuwenig Sklaven. Also werden sie von den Aufsehern gepeitscht, und
sie rächen sich, indem sie schlechter arbeiten. Sie bekommen
nicht genug Essen, schlafen nicht genug. Die Priester brauchen
Sklaven, um den Tempel fertig zu bauen. Das geht ebenfalls auf Kosten
der Stadt Babylon. Wenn uns Mari überfällt, sind wir alle
verloren, selbst wenn du Susa nimmst. Ist Babylon geschleift, wird
dein Reich binnen Wochen auseinanderbrechen."
Hammurabi stand barhäuptig neben dem Prinzen und mir.
„Ist das richtig?" fragte er murrend.
„Ja", sagte ich und fügte hinzu: „Außerdem
ist dein Palast ungeschützt. Jeder Gegner, der in die Stadt
einbricht, kann auch den Palast nehmen. Ich habe einen besonderen
Vorschlag, wie fünfhundert Bogenschützen den Palast
schützen können."
Das lange schwarze Haar und die fünf gekräuselten
Strähnen des schwarzen Bartes gaben Hammurabi einen finsteren
Ausdruck. Auf seiner rechten Wange war eine sternförmige Narbe.
Über einer weißen Tunika aus feiner, gesponnener Wolle
trug er einen leichten Panzer aus lauter Bronzescheiben,
die schuppenartig übereinandergenäht waren. Zwei lange
Dolche in wertvollen Scheiden steckten in dem Gürtel, der unter
den Rippen begann und über dem Hüftknochen endete. Der
Gürtel war mit silbernen Quadraten beschlagen, die sich mit
Ornamenten in Glasfluß abwechselten. Jetzt legte Hammurabi die
geballten Fäuste an die Seiten und sagte leise:
„Es ist klüger, auf die Ratgeber zu hören, als in
der Schlacht zu sterben und die Stadt zu verlieren. Wir werden es so
tun, wie Shar-Atlan es vorschlug."
Ich nickte.
Zuerst das Heer, gleichzeitig unter lachdun-churs Leitung die
Stadtmauern. Wir brauchen weniger Aufseher, mehr Sklaven, mehr Essen,
bessere Rechte für die war
dum. Ziehe Bausklaven vom Tempel ab das Bauwerk ist bald fertig."
Hammurabi schlug in die Hände. Ein Diener erschien, der König
sagte laut: „Bringe Jarhhunte,den Oberpriester. Schnell!"
Der Diener verneigte sich und verließ den Raum.
„Wir werden das Heer schneller, schlagkräftiger und
besser machen", versprach ich. „Bitte versammle die
Hauptleute morgen oder übermorgen im Palast. Nur die deines
Heeres, nicht diejenigen von Kishurra. Diese werde ich anders
überzeugen."
„So wird es geschehen", sagte Hammurabi.
Minuten später kam der Priester herein, gefolgt von zwei
schlanken Männern, die mächtige Bögen in den Händen
hielten und Lanzen schräg auf den Rücken gebunden hatten.
Täuschte ich mich oder ... ?
Projektorenspitzen in den Lanzen. Vermutlich Magazine im Schaft,
sagte mein Extrasinn warnend.
Mein Grinsen, das Jarhhunte entgegenschlug, war das äußere
Zeichen für meinen Plan. Ich wollte versuchen, die Priester zu
reizen, damit ich erfahren konnte, was die Fremdlinge wirklich hier
wollten. Wo war ihr Schiff? Woher kamen sie? Was planten sie in
Babylon?
„Ich kann mich erinnern, Diener des Marduk, daß
Hammurabi, der Herrscher, es dir untersagt hat, dich von
Bogenschützen in den königlichen Palast begleiten zu
lassen!" sagte ich laut. Augenblicklich entstand eine frostige
Stimmung in dem sonnendurchfluteten Raum.
Der fremde Priester beherrschte seine Wut vorzüglich, nur
seine Stimme wurde rauh, als er antwortete:
„Seit wann spricht der Geier mit der Stimme des Adlers?"
Ich lächelte herablassend.
„Wie leicht verwechselt ein Unkundiger den Adler mit dem
Geier! Es wuchert das
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