PR TB 073 Aktion Alpha 1
Ehrenwort", schloß er, „daß Sie Korporal Cissie keine Schwierigkeiten machen und dieses Zimmer nicht verlassen." Er hatte sehr eindringlich gesprochen, und zum erstenmal schien es, als wäre der Graben der Feindschaft zwischen ihnen verschwunden. „Ich verspreche es", versicherte sie. „Aber es wäre besser, wenn ich niemals in Ihr Quartier geflohen wäre, Captain Nelson. Ich tat es nur, weil ich glaübte, sterben zu müssen. Und ich wollte allein sterben." „Blöder Krieg!" murmelte Cody. Nelson nickte und begann damit, Ninas Verbände zu erneuern. Leigh sah ihm dabei zu und schüttelte den Kopf, als er die Schädelwunde genau musterte. „Hast du das allein gemacht, Mel?" fragte er. „Das ist doch eine Splitterwunde, oder?" „Stimmt.
Aber der Splitter hatte glücklicherweise den Schädelknochen nicht durchschlagen." „Aber du bist doch kein Chirurg!"
Cody blickte den Freund verständnislos an. „Ein Chirurg hätte es sicher besser hingekriegt, Cody." „Nein!"
widersprach Leigh überzeugt.
„Das hätte kein Chirurg besser hinbekommen, Mel. Wer bist du wirklich?" Nelson wölbte die Brauen, dann lachte er. „Ein marutischer Ranger, Cody. Ich habe mich selber gewundert, daß ich allein zurechtkam. Meine Finger arbeiteten wie von selbst." Er zuckte die Schultern. „Einen richtigen Arzt konnte ich leider nicht hinzuziehen." Nelson lachte. Aber die Frage Codys dröhnte und hämmerte in seinem Schädel: Wer bist du wirklich? Die Nacht war voller Alpträume. Nelson erwachte schweißgebadet, als der Wecker surrte. Sein Rücken schmerzte von dem unbequemen Sesselbett. Ächzend stand der Captain auf, gähnte und rieb sich die Augen. Er blickte auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zum Einsatz. Melcap Allan Nelson ging ins Schlafzimmer und erkundigte sich nach Ninas Befinden. Sie versicherte ihm, daß es ihr ausgezeichnet ginge. „Ist Ihr Einsatz ...
gefährlich?" fragte sie zögernd. Nelson wagte nicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Er brachte es auch nicht fertig, anzudeuten, daß es gegen Vayut-Rangers ging. „Nichts Besonderes, Nina. Psychologische Kriegsführung. Diesmal wird niemand sterben." „Sie lügen!" Nelson wandte sich ab und ging hinaus. Er fühlte sich schlimmer als nach einer durchzechten Nacht. Ein seelischer Katzenjammer hatte ihn gepackt.
Nachdem er geduscht und seinen Tarnanzug angezogen hatte, ließ er von Korporal Tenninck das Frühstück bringen. Der ahnungslose Korporal machte seine Scherze darüber, daß der Captain jeden Morgen eine doppelte Portion verlangte. Melcap ging nicht darauf ein. Nina Salinowa war kaum versorgt, da führte Cody Mildred herein. Mildred Cissie sah blaß aus. Unter ihren Augen waren dunkle Schatten.
Bestimmt hatte sie die ganze Nacht nicht geschlafen. Aber sie wirkte gefaßt. „Sie können sich auf mich verlassen, Mel", sagte sie leise. „Kommt gesund zurück."
Eine wundervolle Frau! dachte Nelson und spürte sekundenlang sogar ein wenig Neid. Er winkte Nina zum Abschied zu. Sie sah ihn aus ihren großen schwarzen Augen nur schweigend an. Melcap fühlte ein wenig Bitterkeit in sich aufsteigen. Er hatte Nina gerettet, aber für sie war er trotz allem immer noch ein Feind. Zwischen ihnen herrschte nur eine Art Waffenstillstand. Sollte sie jemals wieder zu ihren Leuten kommen, würde sie wiederum Marut-Rangers töten.
Und ich selbst? Noch in der kommenden Nacht werde ich Hunderte von vayutischen Rangers getötet haben. „Es wird Zeit!"
rief Cody. Der Leutnant hatte sich von Mildred verabschiedet und stand marschbereit vor der Tür. Nelson gab Millie die Hand und folgte dem Freund. Die aufgefüllte Gruppe Leigh wartete bereits vor dem Mannschaftsaufzug. Die meisten Männer waren nicht älter als achtzehn Jahre, frisch aus einem Ausbildungscamp gekommen. Außer Schellong gab es nur drei erfahrene Rangers. Die Hälfte der Jungen würde nicht zurückkommen. So war es immer. Melcap Allan Nelson begrüßte seine Leute - denn bei diesem Einsatz waren es seine Leute - und führte sie in den Aufzug. Noch am vergangenen Abend hatten er und Cody ihnen ihre Aufgabe erläutert, die Spezialgruppen eingeteilt und ganz klare Zielstellungen gegeben. Jeder der Männer wußte genau, worum es ging. Draußen regnete es in Strömen. Die vier Helikopter standen hingeduckt im Regen wie urweltliche Ungeheuer. Unter der schützenden Plane eines Lkw lagen die „Himmelfahrtsmaulwürfe" neben den fahrbaren kleinen Stromaggregaten. Zwei Techniker erläuterten den Rangers die Handhabung
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