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PR TB 074 Strafkolonie Erde

PR TB 074 Strafkolonie Erde

Titel: PR TB 074 Strafkolonie Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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verbranntem Zeug segelten durch die Luft, und durch die
aufgestellten Ohren des Pferdes kam ein stechender Geruch ins Innere.
    Einige der Fürsten begannen zu schnarchen, und Odysseus sah
mich beunruhigt an.
    Halbdunkel herrschte im Bauch des Tieres, niemand sprach.
    Ich sagte scharf:
    „Wenn sich der erste Trojaner zeigt, haltet den Schläfern
die Nasen zu, und wenn sie schreien, schlagt ihnen auf den Mund. Es
geht um unser Leben. "
    Die letzten Schiffe legten ab, verborgen hinter der Rauchwand, die
aufs offene Meer hinaustrieb.
    Wir waren allein.
    Achtundzwanzig gegen Troja.
    „Ein Seher und Weiser, den ich traf, sagte mir: deine
früheren Leidenschaften wirst du vergessen. Du wirst lernen, zu
leben und zu sterben. Du wirst eine erhabene Ruhe allen irdischen
Dingen gegenüber gewinnen. Diese Ruhe, Freunde, brauchen wir in
den nächsten Stunden", sagte ich beschwörend.
    „Hast du sie?" fragte Philoktetes lächelnd.
    Ich lächelte zurück.
    „Du, der Paris mit meinem Pfeil erschossen hast, solltest
alt genug sein, um das nicht mehr zu fragen. Ich habe diese Ruhe
nicht. Ich bin zu jung. Aber ich weiß zu sterben, Philoktet!"
    Er murmelte deutlich:
    „Ich auch. Aber bevor wir sterben, werden wir unsere Ziele
noch erreichen. Du die deinen, und ich meine. "
    Epeios sagte von der Luke her:
    „Es wird langsam Nacht. "
    Sämtliche Schiffe waren verschwunden. Die Hütten und
Stapel waren nur noch rauchende Kreise in dem schmutzigen Sand des
geschwungenen, sichelförmigen Strandes. Die riesige Wolke,
nunmehr zerrissen und unregelmäßig, trieb hinaus in die
Ägäis. Die achtundzwanzig Männer schliefen oder
dösten, überlegten oder

    schnarchten. Einige aßen von dem kalten Braten. Ich dachte
an die Aufgabe, die ich mir gestellt hatte - diese Kultur, sah ich
von einigen zögernden Verbesserungen der Schrift, der
Schmiedekunst und der Holzbearbeitung, sowie unnützen Dingen wie
Schlachtordnungen und Konstruktionen von Belagerungsmaschinen ab,
hatte ich nicht fördern können. Bisher hatte mich das
Problem, ein kleines Raumschiff startfertig zu machen, in Atem
gehalten... aber dafür besaß ich die Aussicht, mit einer
Flotte zurückzukommen und den Bewohnern dieses Planeten aus der
Dämmerung ihrer verschiedenen Kulturen an das Licht des
technischen Zeitalters zu helfen.
    Nur noch Tage.
    Dann: ein Raumflug, allerdings zusammen mit Xeagros und dem Rest
des so furchtbar gestraften Expeditionskorps.
    Und -noch ein letztes Gemetzel.
    „Odysseus", sagte ich leise.
    Ich sah in der beginnenden Dunkelheit, zusätzlich durch das
Halbdunkel im Innern des Pferdes verstärkt, das helle Oval
seines Gesichtes.
    „Freund Atlan?"
    „Ich möchte vermeiden, daß Troj a in einem
furchtbaren Gemetzel stirbt. Halte deine Griechen im Zaum. "
    „So gut ich es kann. Aber sie werden sich wehren!"
    „Wir werden sie schnell entwaffnen. Und in unsere Schwerter
werden sie sich nicht werfen wollen. "
    „Ich versuche, was ich kann. "
    „Gut."
    Die Nacht über blieb die Luke nur halb geschlossen, so daß
frische Luft einströmen und durch die Ohren entweichen konnte.
Ich hatte es nicht berechnen können, aber die vergrößerten,
trichterförmig wirkenden Flächen fingen die Geräusche
der Nacht ein und verstärkten sie in einem ungeahnten Maß.
Ich hörte die Frösche, die Tiere, die sich wieder an den
Strand trauten, das Blöken des Kalbes, das mitten in der Nacht
von zwei Wölfen gerissen wurde; ich hatte einen mehr als
unruhigen Schlaf. Als die beiden Scheiben -die Augen des Pferdes,
halbrund gegossen und etwas wie eine Froschaugenlinse wirkend - hell
wurden, dann rötlich, schließlich die Strahlen der
aufgehenden Sonne einsammelten, hörte ich das Flüstern, mit
dem sich Philoktetes und Epeios unterhielten.

    „Die ersten Trojaner kommen!"
    „Schließe die Klappe. Ist Sinon noch unten?"
    „Ja. Er schläft noch. "
    „Sonst alles in Ordnung? Bis auf das Schnarchen des
Menelaos?"
    „Ja. Ich hoffe, Philoktet!"
    „Schließe die Bretter!"
    Ich richtete mich auf, rieb den Schlaf aus den Augen und sagte
scharf:
    „Schließe die Luke, weckt die Männer, und sprecht
kein Wort. Gebt nur Zeichen, und - schweigt! Die Riegel vor!"
    Epeios zog die Klappe fest an und schob die vier eisernen Riegel
vor, von mir geschmiedet und mit dicken Klumpen von Fett gängig
gemacht. Dann nickte er mir zu, und in seinem Gesicht erschien ein
angespanntes, nervöses Lächeln.
    Dann warteten wir. Unbeweglich, still, schweigend, wir wagten kaum
laut zu atmen.

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