Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 074 Strafkolonie Erde

PR TB 074 Strafkolonie Erde

Titel: PR TB 074 Strafkolonie Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Brüstung abzutragen. Reihenweise fielen
Steinquadern und Balken, Füllgestein und aufgehängte
Schilde herunter und in den Staub vor den Mauern. Auch das innere Tor
wurde ausgehängt, die Brücke darüber abgetragen.
Hunderte halfen zusammen, in ihrer Freude darüber, daß die
Griechen abgezogen waren, ohne die Stadt zu erobern. Sinon schien
wirklich tadellose Arbeit geleistet zu haben.
    Wir näherten uns jetzt dem Tor.
    Die Pferde wurden vorwärtsgetrieben, und die Peit

    sehen knallten. Ein lauter Jubel erhob sich, und von allen Seiten
strömten die Bürger von Troja zusammen und bewunderten das
Geschenk der Griechen. Plötzlich, nachdem vier dicht
aufeinanderfolgende Erschütterungen uns erschreckt hatten,
breitete sich eine auffällige Stille aus -wir standen jetzt auf
einer Art Platz, etwa hundert Meter durchmessend und am Rand mit
Bäumen bewachsen.
    „Elende!" rief eine Frauenstimme schrill, „seht
ihr nicht, daß ihr auf dem Weg zum Hades dahinrast? Ich sehe
Troja brennen, sehe Blut auf den Stufen des Palastes, sehe die Gefahr
aus dem schwangeren Rosse klettern! Aber ihr glaubt mir nicht!
    Die Erinnyen werden die frevelhafte Ehe der Helena rächen!"
    Odysseus flüsterte:
    „Es ist Kassandra."
    Wer war Kassandra?
    Die Seherin wurde laut ausgelacht, und einige Männer nahmen
sie bei den Armen und führten sie zwischen den Bauten in die
Richtung des Palastes. Wir verhielten uns weiterhin ruhig, obwohl wir
von Stunde zu Stunde aufgeregter wurden. Langsam dunkelte es. Um die
Füße des Pferdes wurden ungefähr zwanzig Lutrophoren
aufgestellt, die mit brennbarem Öl gefüllt waren. Man
entzündete sie, und zwanzig große, gelblich flackernde
Flammen erhellten den Platz. Unter den Bäumen bereitete man
Feuer vor; quer über den Platz wurde eine kleine Rinderherde
getrieben - sie hatte den Griechen gehört und war unweit der
Stadt versteckt worden. Menschen kamen herbei, blieben in Gruppen
stehen und betrachteten das Pferd. Sie redeten laut miteinander,
zerstreuten sich wieder und fanden sich zu neuen Gruppen. Die ersten
Tiere wurden geschlachtet und ausgeweidet; man schob ihnen stählerne
Spieße durch die Körper und steckte sie auf Gabeln. Feuer
flammten auf. Sklavinnen brachten Weinkrüge herbei und Schalen.
Musikanten erschienen zwischen den Häusern, in deren Türen
Öllampen standen. Es war, als sei die gesamte Bevölkerung
der Stadt zusammengelaufen.
    „Ein Fest!" sagte Odysseus leise.
    Der Platz füllte sich zusehends. Auf Schrägen breitete
man Bretter aus und legte Brote darauf, die ersten lauten Stimmen
drangen durch die Ohren des Pferdes zu uns

    hinein. Einige Trojaner stritten sich über die Bedeutung des
Pferdes, andere wieder, froh, daß der lange Krieg endlich
beendet war, saßen still unter den Bäumen und tranken
Schale um Schale.
    Das wird uns entgegenkommen - eine betrunkene Stadt ist hilflos,
es wird wenig Gegenwehr und wenig Tote geben. Mein Extrasinn wandte
sich an meine zögernden Überlegungen.
    „Das dauert die ganze Nacht!" stellte Menelaos leise,
aber mißmutig fest.
    Irgendwo hinter dem Pferd begannen die Musiker zu spielen. Es war
eine wilde, stark rhythmische Musik mit dumpfen, lang
auseinandergezogenen Trommelschlägen und harten, hellen,
schnellen Folgen von knackenden Lauten, wie wenn dürre Holzer
gegeneinander geschlagen wurden. Dazwischen weiche Akkorde auf einem
Leierinstrument mit wenig Nachhall. Jemand blies mit großer
Anstrengung, aber sehr kunstfertig die Pansflöte, ein System
verschiedenlanger Flötenrohre, die nebeneinander befestigt waren
Weitere Holzbläser fielen ein, und wellenförmig schwebte
die Musik zwischen dem Baumkreis.
    „Musik!" sagte Odysseus erbittert „Trojanische
Totenmusik."
    Im Bauch des Pferdes war es jetzt völlig dunkel, nur die
Flammen der Ölkrüge, die durch Ritzen oder Astlöcher
hereindrangen, riefen seltsame Spiegelreflexe auf den Rüstungen
hervor, manchmal schimmerte ein Teil eines Gesichtes oder ein Auge
auf, wenn es in den Strahl geriet.
    Ein verlockender Geruch nach Braten zog durch die Straßen.
    Die Menschen, die ich beobachten konnte, trugen keine Waffen, sie
waren erstaunlich leichtgläubig und unvorsichtig und wehrlos.
Primitive Bänke füllten sich mit Menschen. Ich sah
erstaunlich wenige Kinder. Sklavinnen eilten umher, füllten die
Trinkschalen und wurden von den ausgelassenen und betrunkenen Männern
bela-stigt. Die Knechte begannen damit, die Braten zu zerteilen. Man
aß und trank, sang, überschrie die Musik, und

Weitere Kostenlose Bücher