PR TB 080 Die Glücksmaschine
als
Gefangenschaft sehen, Herr", versuchte der Knook zu erklären.
„Wir wollen Ihrem Volk nur dienen, wir wollen nur das Beste für
die Menschen." Die Knooks setzten sich langsam in Bewegung.
„Halt! Keinen Schritt weiter!" rief Michael und hob das
Messer.
Die Knooks ließen sich nicht einschüchtem, sie kamen
unbeirrt näher. Ihr Sprecher sagte: „Wir sterben gerne,
wenn es für das Glück unserer Meister ist. Wir fürchten
den Tod nicht, Herr, es ist deshalb sinnlos, wenn Sie die Waffen
gegen uns richten."
„Ich richte dieses Messer nicht gegen euch, sondern gegen
mich selbst", schleuderte Michael den Knooks entgegen, die nur
noch wenige Meter von ihm entfernt waren, und drehte die Spitze des
Messers so, daß sie auf seine Brust wies.
Das brachte die Knooks zum Stehen. „Herr", sagte ihr
Sprecher ungläubig, „das werden Sie doch nicht tun."
„Ich werde es tun", entgegnete Michael fest.
„Wir alle werden uns eher töten als in die
Gefangenschaft zurückgehen."
„Wir wollen nur das Glück Ihres Volkes, Herr",
sagte der Knook verzweifelt.
„Ich weiß, daß ihr es gut mit uns meint",
erwiderte Michael. „Euer einziger Fehler ist, daß ihr
nicht wißt, was uns glücklich macht. Ihr kennt uns
Menschen zu wenig, um uns verstehen zu können. Da ihr auch nicht
den Versuch unternehmt, unsere Mentalität zu verstehen und euch
unseren Bedürfnissen anzugleichen, gibt es nur noch diesen einen
Ausweg. Wir lassen uns nicht mehr in den goldenen Käfig sperren.
Wir sterben lieber."
Michael schloß die Augen. Die Rechte hielt den Messergriff
umkrampft.
Ich werde es tun, dachte er. Ich muß es tun, damit die
anderen noch eine Chance bekommen. Vielleicht werden die Knooks durch
meinen Selbstmord wachgerüttelt. Gott, vergib mir!
Michael legte seine ganze Kraft in die Hand mit dem Messer und
stieß zu.
„Nein, Herr!"
Michael hörte den Aufschrei aus Tausenden von Kehlen. Aber er
hatte die Augen immer noch geschlossen, er sah nicht, was um ihn
vorging. Er spürte plötzlich, daß die bewaffnete Hand
auf Widerstand stieß und wunderte sich, warum er keinen Schmerz
fühlte. Dann stürzte er, etwas fiel auf ihn und lastete
schwer auf seinem Körper. Der Dolch wurde seiner Hand entwunden.
Er öffnete die Augen und blickte in das schweißüberströmte
Gesicht General Leroys.
„Warum haben Sie es mich nicht tun lassen?" fragte er.
„Ich hätte es getan, ich hätte es wirklich getan. Es
wäre die einzige Chance für die Touristen gewesen."
„Ich weiß, daß du es getan hättest, Mike",
sagte General Leroy. „Aber es wäre ein unnötiges
Opfer gewesen. Die Knooks haben klein beigegeben. Sie haben erkannt,
daß ein Leben unter ihnen für uns schrecklicher als der
Tod ist, und geben uns frei."
Der General wurde plötzlich aus Michaels Blickfeld gedrängt,
und die Touristen fielen wie eine Horde von Wilden über Michael
her. Sie rissen ihm beinahe den Uni-Anzug vom Leibe,
als sie ihn aufhoben und auf den Schultern davontrugen.
19.
Nach dem Kalender des Solaren Imperiums schrieb man den 27. Juni
2423. Als die Touristen Michael auf die Schultern nahmen und als
Helden feierten, war es 4:35 Uhr NormZeit. Die Transition sollte um
11 Uhr 15 Minuten und 12 Sekunden stattfinden.
Um 5:40 Uhr hatten sich die Gemüter wieder beruhigt, und
Michael durfte sich in das „Hauptquartier" der
Untersuchungskommission zurückziehen und den verdienten Schlaf
nachholen. Die meisten der Touristen hatten sich ebenfalls zur Ruhe
begeben, aber an einigen Stellen waren Lagerfeuer entzündet
worden, die von gelösten Menschen umgeben waren. Sie gaben ihrer
Erleichterung in fröhlichen Liedern Ausdruck oder diskutierten
die letzten Ereignisse. Sie alle wußten jetzt, daß der
„tapfere Junge", der ihnen zur Freiheit verholfen hatte,
Michael Rhodan hieß - und plötzlich wunderte sich keiner
mehr über seinen Mut.
Für alle stand es fest, daß der Rückkehr ins
heimatliche Universum nichts mehr im Wege stand. Sie dachten nicht
mehr an das Schicksal der Menschen im „Dorf der Kapaune".
Professor Iono, der die diesbezüglichen Verhandlungen mit den
Knooks führte, gelang es erst um 6:10 Uhr, sie davon zu
überzeugen, daß auch diese zweitausend Menschen in den
Glücksmaschinen unglücklich waren. Daraufhin versprachen
die Knooks, ihnen die Freiheit zu schenken.
Es wurde 6:55 Uhr, bis das letzte Artilleriefeuer verstummte. Aber
zwischen den Mitgliedern der Untersuchungskommission kam es zu keiner
Einigung, was die Hypothesen über die
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