PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
der Außenwand öffnete, denen Nervengas
entströmte. Der Welsch schrie auf und preschte in panischem
Schrecken davon.
Auf Hoorns Paradies gab es ein Sprichwort, das lautete:
Macht der Welsch um die Menschenburg seine Runde, dann kommt der
Psychosturm nicht vor einer Stunde.
Lorm hatte also noch eine Galgenfrist. Aber das war nur ein
schwacher Trost, denn früher oder später würde der
Irrsinn nach ihm greifen.
Nichts war schlimmer als das Warten auf den Wahnsinn.
***
Dem Clan der Boscyks gehörten an die 20.000 Menschen an.
Diese zwanzigtausend Männer, Frauen und Kinder verteilten sich
auf dreißig Festungen, die auf einer 3000 Kilometer
durchmessenden Halbinsel standen.
Als sich die Boscyks und einige andere Familien vor dreißig
Jahren mit den Hoorns verfeindeten und einen eigenen Clan gründeten,
war die Halbinsel eine Wildnis. Jetzt war das Land von Wucherpflanzen
und Ungeheuern gesäubert. Welsche und Garsiche, die gelegentlich
durch die Absperrung der sechs landeinwärts liegenden
Randzonenburgen brachen, hatten kein langes Leben. Die Hoorns wagten
sich nicht einmal in die Nähe der nach allen Seiten hin
gesicherten Halbinsel.
Von ihnen drohte also keine Gefahr.
Ein Problem erster Rangordnung waren dagegen die in annähernd
regelmäßigen Abständen einsetzenden Psychostürme.
Dagegen hatten bisher weder die Boscyks noch die Hoorns ein wirksames
Mittel gefunden. Sicher, es gab die Psycho-Tarnkappen, die den
jeweiligen Träger vor der verhängnisvollen Strahlung
schützte. Außerdem besaßen die Festungen
hyperenergetische Schutzschirme, die die Psychostrahlen nicht
durchließen. Aber das alles waren, nur unzulängliche
Behelfe und keine Dauerlösung.
Glon Vanon-Boscyk mußte nach dem Gespräch mit seinem
Bruder daran denken, daß auch Lorm in die Untersuchungen über
die Natur der Psychostürme einbezogen wurde. Es war nicht nur
der Wunsch nach Bestrafung, der den Familienrat veranlaßte,
Verbrecher und Außenseiter der Gesellschaft in den
Wetterstationen auszusetzen. Er war vielmehr eine Versuchsperson, aus
deren Verhalten wichtige Schlüsse gezogen werden konnten.
Glon war manchmal schon nahe daran gewesen, Lorm über dessen
eigentliche Bestimmung aufzuklären. Aber er hatte es sich dann
immer anders überlegt. Sein Bruder war ein Feind der Familie und
es deshalb nicht wert, Aufklärung in irgendeiner Form zu
erhalten.
Glon konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben. Er gehörte
dem Forschungsteam an, das die Untersuchungen über den
Psychosturm anstellte. Nachdem der Wetterwart Lorm Sturmwarnung
gegeben hatte, herrschte in allen Festungen höchste
Alarmbereitschaft.
Die Mitglieder des Forschungsteams befanden sich ebenfalls bereits
auf ihren Posten. Sie saßen vor ihren Geräten, die ihnen
Aufschluß über Lorms Verhalten, seine Gefühlsstimmungen
und -Schwankungen und über den chemisch-physikalischen Haushalt
seines Körpers gaben. Jede kleine Veränderung wurde
registriert und festgehalten.
»Im Augenblick verhält er sich noch recht normal«,
sagte der Mann am Monitor. »Das heißt, wenn man von
Schweißausbrüchen und Schüttelfrost absieht.«
»Das sind tatsächlich nur allzu natürliche
Symptome«, meinte der Mann am Individualtaster. »Sein
Gehirnwellenmuster hat sich jedenfalls noch nicht verändert.«
»Er hat Angst«, stellte der Mann am Enzephalographen
fest. »Eigentlich sollte man meinen, daß er sich endlich
an den Psychosturm gewöhnt hat.«
»Lorm nie - er ist ein Feigling«, sagte Glon
Vanon-Boscyk und beschäftigte sich weiterhin damit, die von den
anderen erhaltenen Daten aufeinander abzustimmen. Im Augenblick ergab
sich immer noch ein Gesamtbild, das nur in einigen Punkten von der
Norm abwich.
»Sollen wir nicht den Bereitschaftsdienst einschalten, damit
Lorm seine Tarnkappe rechtzeitig bekommt?« schlug der Mann am
Enzephalographen vor. »Das würde ihn beruhigen und vor
geistigen Schäden bewahren.«
»Ich werde ihn beruhigen«, sagte Glon und schaltete
das Bildsprechgerät ein. Als das angstverzerrte Gesicht seines
Bruders auf dem Bildschirm erschien, behauptete er: »Der Bote
mit der Tarnkappe ist zu dir unterwegs.«
Er hatte kaum ausgesprochen, da unterbrach er auch schon die
Verbindung.
»Das hat ihn tatsächlich beruhigt«, sagte der
Mann am Enzephalographen. Er blickte zu Glon. »Gedenkst du
nicht, dein Versprechen zu halten und den Bereitschaftsdienst mit der
Überbringung der Tarnkappe zu beauftragen?«
»Ich brauche kein Versprechen zu halten, das
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