PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
Besatzung des Schiffes wandte sich zwar eindeutig
an uns um Landeerlaubnis«, führte der Funker aus, »denn
es nähert sich unserer Halbinsel. Aber man titulierte uns mit
Hoorn. Es muß sich also um ein fremdes Schiff handeln, denn die
Freihändler kennen den Unterschied zwischen den Boscyks und den
Hoorns.«
»Die Fremden werden ihn auch kennenlernen«, knurrte
Belo. »Wir werden ihnen einen heißen Empfang bereiten.
Die Besatzungen der Feuerleitstände auf ihre Posten!«
Belo merkte, daß Filp Boscyk immer noch anwesend war. Er
ignorierte ihn einfach, ging zum großen Bildsprechgerät
und stellte die Verbindung zur Zentralburg her. Es dauerte dann noch
einige Minuten, bis er zu Burian Boscyk durchkam.
»Was gibt es, Belo?« erkundigte sich der fast zwei
Meter große Mann mit dem glatt gekämmten Haar und dem
bartlosen und feminin wirkenden Gesicht. Sein verweichlichtes
Aussehen konnte leicht über seinen stahlharten Kern
hinwegtäuschen.
»Ein fremdes Schiff ist in die Atmosphäre unseres
Planeten eingeflogen«, berichtete Belo. »Es nähert
sich unserer Halbinsel, obwohl aus einem Funkspruch hervorgeht, daß
man Kontakt zu den Hoorns wünscht. Es muß sich demnach um
Verbündete der Hoorns handeln. Sollen wir ihnen zeigen, wie wir
eine solche Verwechslung honorieren?«
Burian Boscyk überlegte eine Weile, dann schüttelte er
den Kopf. »Nein, Belo, wir wollen keine Energie vergeuden.
Vergiß nicht, daß wir in Friedensverhandlungen mit den
Hoorns stehen.«
»Geht das soweit, daß die Freunde der Hoorns auch die
unseren werden?« erkundigte sich Belo.
Burian grinste. »Soweit sind wir noch nicht. Jeder bleibt
unser Feind, wenn er nicht zu unseren Verbündeten zählt.
Das gilt auch für die Besatzung dieses Schiffes. Aber überlege,
Belo! Wenn wir dieses Schiff abschießen, kann das zu
unangenehmen Verwicklungen führen. Es gibt auch eine andere
Möglichkeit, unseren Standpunkt klarzulegen und das Schiff zu
beschlagnahmen.«
»Und wie soll das vor sich gehen?« fragte Belo nicht
gerade begeistert.
»Wir stehen doch bereits mitten in der Amokperiode«,
sagte Burian Boscyk nur und grinste.
Jetzt verstand Belo endlich. Er erwiderte das Grinsen.
»Natürlich, wir lassen das Raumschiff landen und nehmen
es dann ein, wenn die Besatzung wahnsinnig geworden ist.«
Burian nickte bestätigend. »So einfach ist das, Belo.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Belo wandte sich ab und stieß mit Filp zusammen.
»Du bist noch immer hier?« wunderte sich Belo. Seine
Stirn umwölkte sich.
»Ich habe das Gespräch zwischen dir und meinem Vater
mitangehört, Vetter Belo«, stotterte Filp. Plötzlich
straffte er sich. »Ich verlange, an dem Enterkommando
teilzunehmen.«
»Aber du hast das Los gezogen«, sagte Belo und
versuchte, die Ruhe zu bewahren.
Filp zuckte unbeeindruckt mit den Achseln. »Ich kann mich
ganz einfach über die Losentscheidung hinwegsetzen, denn ich bin
ein Boscyk und gehöre dem Familienstamm an.«
»Wie du meinst, Filp«, sagte Belo, immer noch bemüht,
die Fassung nicht zu verlieren. »Dann werde ich mich wohl nach
einem Ersatz für dich umsehen müssen. Aber bis ich einen
Ersatzmann gefunden habe, ist dein Freund Lorm sicher längst dem
Wahnsinn verfallen.«
»Oh«, machte Filp erschüttert und eilte davon.
FAMILIENCHRONIK HOORN:
Die schwelende Feindschaft zwischen Boscyks und Hoorns artete zu
einer blutigen Auseinandersetzung aus, als vor dreißig Jahren
Lovely Boscyk mit Dora Hoorn eine verbotene Ehe eingegangen war und
sie zu den Sternen entführt hatte. Beide vergriffen sich damals
am Familienschatz ihres Clans. Inzwischen hatten sie die erbeuteten
Werte zehnfach zurückerstattet, aber ihre Schuld war dadurch
nicht getilgt. Die Hoorns und die Boscyks bekriegten sich immer noch.
Der Versuch, die Geschehnisse von vor dreißig Jahren mit
umgekehrten Vorzeichen zu wiederholen und eine Besserung der Lage
herbeizuführen, schien zu scheitern. Filp, der Bräutigam,
machte keine Schwierigkeiten. Aber Lymina, die Braut, blieb bei ihrem
einmal gefaßten Entschluß: »Ich nehme nur Michael
zum Mann!«
Das plophosische Raumschiff hatte kaum auf dem Boden von Hoorns
Paradies aufgesetzt, da überfielen Michael schlagartig die
psychedelischen Alpträume.
Er hielt sich in seiner Kabine auf und hatte gerade vom
Kommandanten über Interkom die Meldung erhalten, daß sie
zwanzig Meilen von der nächsten Festung der Hoorns
niedergegangen waren.
Und er war allein.
Deshalb kamen die Alpträume um so
Weitere Kostenlose Bücher