PR TB 090 Die Kinder Des Roboters
sollen wir uns ausliefern?« fragte Rawlins.
»Bei ihm sind Sie sicher, Jakosh. Molat würde Sie
niemals dem Energiekommando übergeben, weil Sie für ihn ein
Ausbeutungsobjekt ersten Grades sind. Wie sagt man doch bei Ihnen?
Ach, ja! Er wird Sie auspressen wie eine Zitrone - und das ist genau
das, was der Sache des Friedens am meisten dient. Versprechen Sie ihm
einen Bericht über das IPC und seine Arbeit; das ist gegenwärtig
der Stoff.«
Arthur Burke lächelte verstehend.
»Einverstanden, Mr. Tarama. Wir werden einen
Propagandafeldzug für die beste Sache starten, die es im
Universum gibt: für den Frieden.«
***
Als Yokish Kendall erwachte, brannte die Sonne auf sein Gesicht,
und die schwach bewegte Luft war von Blütenduft erfüllt.
Er merkte sofort, daß er sich nicht mehr dort befand, wo er
eingeschlafen war. Sein erster Impuls war der, nach dem Strahler zu
greifen. Doch dann wurde ihm klar, daß er nicht bedroht sein
konnte, denn das, was ihn von der Klippe auf den Felsenturm aus
Kalkstein geschleppt hatte, hätte ihn mühelos umbringen
können, falls es das beabsichtigte.
Kendall wälzte sich auf den Bauch und spähte über
den Rand des Felsenturmes über ein unregelmäßig
geformtes dunkelgrünes Laubdach. Die Schönheit dieses
Anblicks ließ ihn für Sekunden vergessen, daß er
sich auf einer Welt befand, die als »gefährlich«
eingestuft worden war.
Von hellem Licht überflutet, lag das Blättermeer unter
einem tiefblauen, nur von wenigen rosa angehauchten Wolken bedeckten
Himmel. Große Laubbäume und einzelne Palmen ragten
kuppelgleich über das Blätterdach hinaus, und
orangenfarbene Blumen schmückten die Wipfel. Blaue, weiße
und rote Blüten waren dazwischen hingetupft; sie stammten von
Lianen, die sich aus dem Dämmer des Dschungelgewölbes ans
Licht gekämpft hatten.
Yokish Kendall kroch zur anderen Seite. Dort sah es nicht viel
anders aus. Er fragte sich, was ihn von seinem Klippenversteck an
diesen Ort gebracht hatte und wie das bewerkstelligt worden war.
Yokish wußte genau, daß er normalerweise von einer
Berührung aufgewacht wäre, also mußte er betäubt
worden sein. Dafür sprach auch, daß es bereits Vormittag
war. Ohne äußere Eingriffe hätte er niemals so lange
geschlafen.
Und dann war da noch die Frage, warum etwas ihn von dort nach hier
gebracht hatte. Welchen Sinn ergab das? Wem konnte etwas daran
liegen, daß er nicht dort erwachte, wo er eingeschlafen war?
Kendall fand keine Antwort darauf, aber dann erschrak er und
überprüfte sein Flugaggregat. Erleichtert atmete er auf,
als er feststellte, daß es noch funktionierte. Er konnte also
jederzeit zur LUNA CLAN zurückkehren - wenn man ihn nicht so
weit von dem Raumroboter weggebracht hatte, daß er sich
nicht mehr zurechtfand.
Plötzlich wurde ihm klar, daß er sich am vergangenen
Tag nicht mehr des Armband-Telekoms bedient hatte. Er mußte
beeinflußt gewesen sein.
War das vielleicht eine Bestätigung der Theorie, daß
Vurla von einer Gemeinschaftsintelligenz beherrscht wurde? Aber
konnte eine Gemeinschaftsintelligenz einen Menschen überhaupt so
beeinflussen, daß er an derart wichtige Dinge wie die
Aufrechterhaltung eines Telekomkontaktes nicht mehr dachte?
Er schaltete den Telekom ein und rief nach Garfield und Godunow.
Sie antworteten nicht. Danach versuchte er, Kontakt mit Burian zu
erhalten, aber auch der Diplomanwärter meldete sich nicht mehr.
In der schwachen Hoffnung, Verbindung mit dem Raumroboter zu
bekommen, rief er auch ihn. Aber die LUNA CLAN meldete sich ebenfalls
nicht.
Nachdenklich blickte Yokish auf das Blättermeer unter sich.
Seine Augen schlossen sich zu schmalen Schlitzen, als er Bewegung zu
sehen glaubte. Ihm war, als musterten ihn zahllose unergründliche
Augen aus dem Dschungel.
Tiere? Oder vielleicht doch Menschen? Konnte es so etwas geben,
daß die Nachkommen einiger von Inkubatoren geborener
terranischer Siedler Teil der Gemeinschaftsintelligenz eines, fremden
Planeten geworden waren?
Aber sowohl das Überleben hilfloser Säuglinge wie auch
ihr späteres Verschmelzen mit einer ohnehin hypothetischen
Gemeinschaftsintelligenz erschienen ihm unwahrscheinlich.
Dennoch beschloß er, einen Versuch zu wagen. Er glaubte
nicht, daß es ein großes Risiko wäre, Worte an etwas
zu richten, das er nicht kannte und von dem er nicht wußte, ob
es Ohren oder ein Äquivalent von Ohren besaß.
Und wenn das Unbekannte hören konnte, würde es ihn dann
verstehen können?
Die Aussichten erschienen
Weitere Kostenlose Bücher