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PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

Titel: PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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schleppten den Scharfrichter mit sich.
    Dieser Mann hat seine scheußlichen Verbrechen nicht einmal
aus Unwissenheit begangen, wisperte zustimmend der Extrasinn. Er ist
ein Sadist. Er war bereit, sich das Mädchen von dem Offizier Eyb
vom Fels abkaufen zu lassen. Er soll dafür büßen!
    Er wehrte sich nur schwach, als ihn die eisenklirrenden Reiter aus
dem Bett und hinaus ins Morgenlicht zerrten. Wir feuerten ein paar
Schüsse ab, und die Siedlung erwachte, als ob wir mit einem
Stock in einen Ameisenhaufen gefahren wären. Aber es waren
verhungerte Ameisen, die sich mit hohlen Gesichtern auf den Platz
drängten.
    ,Pu bist Vischer der Scharfrichter?“ fragte ich und hielt
ihm die Muskete vor das rechte Auge.

    DIE KRÄHEN
    Ein Schrei aus großer Höhe lenkte mich für einen
Augenblick ab. Ich wandte meinen Blick von dem angsterfällten
Gesicht des Scharfrichters ab und sah in den Himmel hinauf. Er war
pastellblau und wolkenlos. Es versprach, ein heiterer Tag zu werden.
Alle Gegenstände wurden von Osten aus in das staubige, morbide
Rot getaucht. Selbst die Raben oder Krähen - so genau
unterschied ich dies nicht - schienen sich in einem feinverteilten
Gas von roter Farbe zu bewegen. Es waren ihrer Tausende.
    Sie bildeten einen gigantischen Schwarm; noch nie hatte ich eine
derartige Menge großer Vögel an einer Stelle gesehen.
    ,Krähen!“sagte Zündt grimmig. „Todesvögel.
Sieh sie genau an, Vischer. Sie we rden in kurzer Zeit dein Fleisch
von deinen gichtigen Knochen picken.“
    Vischer schnappte nach Luft. Ich könnte meinen Blick nicht
abwenden. Diese Vögel faszinierten mich überaus. Ich
erinnerte mich auch daran, dass ich die gesammelten Daten des Falken
würde abrufen müssen. Ich hatte ihm in der letzten Nacht
eine Art Handlungsfreiheit geschaltet - was würde er erfahren
haben? Die Krähen kreisten ununterbrochen über der
Landschaft. Viele der Vögel stießen krächzende
Schreie aus. Ein leichter Regen aus Vogelkot war in der Luft und fiel
langsam zur Erde hinunter. Die fernen Schreie vereinigten sich zu
einem misstönenden Geräusch.. Ich bemerkte leichte Unruhe
unter meinen Reitern. Vier Männer standen hier, die anderen zehn
waren in den Sätteln geblieben und beobachteten die Bevölkerung,
die sich in einem großen Halbkreis um das Haus scharte. Sie
waren wütend, aber ohnmächtig sahen sie zu, wie
Stadelberger ein langes, dünnes Seil aus meinem Vorrat entrollte
und bedächtig eine Menge Knoten darein schlang.
    ,Zurück zu dir, du Ehrenbild eines Menschen“, sagte
ich, hob den Daumen und spannte den Hahn meiner verkappten Mehr
-zweckwaffe.
    „Herr Soldat!“ wimmerte der Scharfrichter, jch tat
nur, was meines Amtes war. Ich bin...“
    Meine Handbewegung schnitt seine Rede ab.
    „Das, was du tatest, war nicht deines Amtes. Und wessen
nicht deines Amtes ist“, sagte ich wütend, ,da hättest
du besser deines Fürwitzes lassen sollen. Du hast dieses Mädchen
ergreifen lassen?“
    „Ich habe nur getan... “
    Glaser holte aus und gab dem Scharfrichter eine schallende
Ohrfeige, die ihn in den Eingang zurückwarf. Kräftige
Fäuste rissen ihn wieder hoch.
    „Du hast sie ergreifen lassen. Ja oder nein?“
    Er spie einen Zahn aus.
    Ja!“ murmelte er.
    „Du hast sie gefoltert?“
    Er nickte.
    „Und du hast geglaubt, sie sei vom Teufel besessen, ergo
eine Hexe?“
    Ja, so war es“, flüsterte er und sackte in den Knien
zusam men. Seine Finger zitterten wie in starkem Fieber. Ich bekam
langsam Mitleid mit dieser dürren, stachelbeinigen Gestalt, die
ihre furchtbare Würde nur im Kleid des Richters ausüben
konnte.
    , Warum hast du dich dann von Eyb bestechen lassen, nur weil er
die Frau haben wollte?“
    „Herr“ ächzte der Mann und lehnte sich gegen die
Hände, die seine Oberarme gefasst hielten, „habt Ihr
niemals gehungert? Er gab mir einen saftigen Schinken!“
    „Du hast also angesichts des Schinkens deine Überzeugung
verloren, das Mädchen sei eine Hexe?“ erkundigte ich mich
mit unverhohlenem Zynismus.
    „Es.. ich habe...“
    „Ja oder nein?“ schrie ich ihn an.
    „Ja!“ sagte er schließlich.
    „D afür wirst du sterben“, sagte Bertold der
Lispler und fragte seinen Nachbarn, den Jörg: „Sollen wir
das Seil an seinen Ohren anknüpfen? Oder am Hals - nein, dann
hat er nicht soviel davon. Ich glaube, wir sollten seinen linken Fuß
nehmen. Nicht wahr, Ehrwürden?“
    Der Richter schielte plötzlich, das Weiße seiner Augen
wurde sichtbar, und er keuchte auf. Dann wurde er

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