PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
Wohnzimmer.
»Wundervoll!« sagte Mabel begeistert. »George,
du hast ausgezeichnete Arbeit geleistet! - Was sagst du dazu, Guy?«
Guys Gesicht verzerrte sich in dem vergeblichen Versuch, ein
abermaliges Gähnen im Ansatz zu unterdrücken. Rasch hielt
er die Hand vor die untere Gesichtshälfte, und als das Gähnen
vorbei war, sagte er:
»Du hast recht wie immer, Schwesterlein. Wo ist hier das
Schlafzimmer? Mich zerreißt es fast.« Er gähnte
erneut.
»Deine Müdigkeit kommt vom Whisky«, gab Mabel
verärgert zurück.
»Whisky?« entfuhr es Guy. »Das ist ein guter
Gedanke. George, bring mir eine Flasche Whisky!«
»Tut mir sehr leid, Sir«, erwiderte der Roboter steif,
»aber bevor ich diesen Befehl ausführe, muß ich Sie
darauf hinweisen, daß sich in diesem Gebäude ein
extrasolares Intelligenzwesen befindet.«
Als Guy und Mabel ihn verblüfft anstarrten, fuhr er fort:
»Bevor ich zur letzten Suchexpedition aufbrach, genau drei
Tage vorher, landete direkt vor dem Haus ein seltsames Fahrzeug. Als
es sich öffnete, holte ich den einzigen Insassen heraus. Er war
verletzt. Ich konnte ihn pflegen und soweit wiederherstellen, daß
er allein mit Punch zurückbleiben konnte.«
»Punch.?« fragte Guy.
»Punch.?« fragte auch Mabel. Ihre Augen weiteten sich.
Guy faßte sich zuerst. Er stöhnte unterdrückt und
fragte:
»Doch nicht etwa der Kobold, den Tami mir vor rund
hundertfünfzig Jahren schenkte? Er müßte längst
tot sein!«
Georges Augenzellen glühten heller.
»Er tauchte vor einem halben Jahr plötzlich hier auf,
Sir. Es ist zweifelsfrei der Papagaya Possibil Latenta, den Miss
Ragsor Ihnen schenkte und der später spurlos verschwand.«
»Das muß ich mir ansehen!« sagte Guy
entschlossen. »Führe uns zu dem Gefangenen und Punch,
George!«
Der Roboter verbeugte sich würdevoll, drehte sich um und ging
auf den Kellereingang zu. Er reagierte nicht auf die erstaunten
Bemerkungen seiner Herrschaft darüber, daß der Keller
erheblich ausgebaut war.
Vor einem Panzerschott blieb George stehen und strahlte ein
Kodesignal ab. Fast lautlos öffnete sich das Schott.
Guy holte geräuschvoll Atem.
An der gegenüberliegenden Wand des Kellerraumes saß ein
annähernd humanoides Lebewesen angekettet auf einem Stapel
Decken. Er trug eine Art Overall, hatte eine schwammige rosa Haut und
starrte den Besuchern aus großen trüben Augen entgegen.
***
»Was ist das für ein Wesen?« fragte Guy Nelson.
»Es hat bisher jede Aussage verweigert, Sir«,
antwortete der Roboter. »Mit Sicherheit steht lediglich fest,
daß es keinem bisher bekannten Volk angehört.«
Das Wesen bewegte sich und rasselte mit den Ketten. Seine
Mundöffnung weitete sich und schloß sich wieder.
»Sprechen Sie Interkosmo?« fragte Mabel.
Der Fremde antwortete nicht. Seine Augen überzogen sich mit
einem violetten Film, und der Körper wurde steif, ohne die
Haltung zu ändern.
»So reagierte er bisher auf jeden Kontaktversuch«,
erläuterte George.
»Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art Autosuggestion,
durch die er sich gegen eventuelle harte Verhörmethoden schützen
möchte.«
Guy nickte und sah sich um.
»Wo ist Punch?«
»Irgendwo draußen, Sir«, antwortete George. »Ich
habe ihm Bewegungsfreiheit gelassen; er hat lediglich zweimal täglich
den Gefangenen zu versorgen.«
»Was ißt er denn?« erkundigte sich Mabel.
»Künstliche Proteine, Madam. Natürliche Proteine,
Obst und Gemüse verträgt er nicht. Aber ich habe noch etwas
für Sie. Würden Sie mir bitte folgen!«
Der Roboter führte Guy und Mabel in einen anderen Kellerraum,
der noch größer als der war, in dem der Gefangene saß.
Und der war leer.
»Was soll das?« fragte Guy unwillig. »Möchtest
du uns zum Narren halten, George?«
»Selbstverständlich nicht, Sir«, entgegnete
George würdevoll. Er ging zielsicher auf die Raummitte zu - und
plötzlich verschwand er. »Wo bleiben Sie denn?«
ertönte seine unverkennbare Stimme.
Guy lachte trocken.
»Er verschwindet - und fragt dann uns, wo wir bleiben!
Dieser Roboter hat einen etwas skurrilen Humor.«
»Daran sind Sie selber schuld«, ertönte abermals
Georges Stimme. »Sie haben mich schließlich aus Schrott
und geschmuggelten Funktionsschablonen zusammengebaut, Sir.«
Guy blickte sich erschrocken um und flüsterte:
»Willst du wohl still sein! Du kannst mich ins Gefängnis
bringen - und dich in den Konverter.«
Rasch folgte er dem Roboter. Nach zehn Schritten sah er ihn wieder
- und er sah auch ein
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