PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
können.«
Guy überlegte.
Es war möglich, daß der Fremde wieder in sein Schweigen
zurückfiel, wenn der Roboter ein Gespräch mit ihm
anzuknüpfen versuchte. Er schien nur Mabel gegenüber
aufgeschlossen zu sein. Andererseits nützte es niemandem,
wenn er nur auf Mabel einredete, ohne daß sie ihn verstand.
»Gut«, sagte Guy. »Gehen wir hinein.«
Der Gefangene verstummte, als sie den Kellerraum betraten. Doch
Mabel bewies großes Einfühlungsvermögen in seine
andersartige Mentalität.
Sie sagte:
»Er scheint den Lichtstein zu verehren. Schnell, gebt euch
den Anschein, als würdet ihr ihn ebenfalls anbeten!«
Guy und George gehorchten, dann trat der Roboter dicht an den
Fremden heran und begann mit dem Entschlüsselungsgespräch.
Der Fremde bewies eine gute Auffassungsgabe, so daß es nur
anderthalb Stunden dauerte, bis George erklärte, die Hauptarbeit
sei geleistet.
»Kish, wie der Fremde sich nennt«, sagte George auf
Interkosmo, »kommt von Shakan oder ist ein Shakan;
wahrscheinlich kennt seine Sprache da keinen Unterschied. Er verehrt
den Lichtstein als einen Teil einer Gottheit namens Wakonda und hält
Sie, Miss Nelson, für eine Priesterin dieses Wakonda.«
Guy lachte leise und zwinkerte seiner Schwester zu, dann sagte er
zu George:
»Frage ihn, was er auf Mars sucht!«
»Ich bitte Sie, auf diese Frage zu verzichten, Sir«,
wandte der Roboter ein. »Kish setzt offenbar voraus, daß
eine Priesterin Wakondas genau weiß, weshalb er auf dem Mars
gelandet ist. Er würde Verdacht schöpfen, wenn ich danach
fragte.«
»Was können wir dann überhaupt fragen?«
erkundigte sich Mabel. »Und wieso hat er nicht vorausgesetzt,
daß ich seine Sprache verstehe und auch spreche?«
»Das weiß ich nicht - und ich möchte ihn nicht
danach fragen«, erwiderte George. »Aber ich will
versuchen, durch indirekte Fragen etwas über ihn, sein Volk und
seine Mission zu erfahren.«
»Und über sein Raumschiff«, ergänzte Guy.
»Ich möchte wissen, was man damit alles anfangen kann und
wie es bedient wird. Zerbrich dir ruhig deinen Blechschädel,
aber bringe es heraus, George!«
»Ich werde mir Mühe geben«, versicherte der
Roboter.
Er gab sich tatsächlich große Mühe. Allerdings
erwies sich Kish als ein kluges Wesen, das in der Lage war, aus einer
Summe indirekter Fragen die verborgenen direkten Fragen zu erkennen.
Aber bevor der Shakan George durchschaute, hatte er einiges
verraten -unter anderem, daß das PALL (PALL für
Pseudosubstantielles Angleichungsfeld mit Linearzeitpoler und
Lichtpositionsaustauscher) ein Gerät war, mit dem man sowohl im
Raum als auch in der Zeit reisen und sich unsichtbar machen konnte.
Man brauchte nur ein bestimmtes Signal zu pfeifen, dann reagierte das
PALL auf jeden Gedankenbefehl.
Kish verriet auch noch die Pfeifsignale für Aktivierung und
Desaktivierung, doch als George herauszubekommen versuchte, wo die
Schaltungen des PALL sich befänden, hüllte er sich
plötzlich wieder in Schweigen.
»Schade«, sagte Guy. »Es hätte mich
interessiert, ob Kish zu der Gefahr gehörte, die ES angedeutet
hatte. Vielleicht befinden sich schon Tausende Shakan auf den solaren
Planeten. Da man ihre PALL nicht anmessen kann, können sie
relativ ungestört arbeiten, was immer ihre Pläne sein
mögen.«
Er wandte sich an Mabel.
»Sei so nett und füttere deinen Verehrer, aber nimm
dich vor ihm in acht. Ich würde ihn gern von den Ketten
befreien, aber wir dürfen nichts riskieren. George und ich sehen
uns jetzt das PALL näher an, Schwesterherz.«
»Ihr wollt es ausprobieren, nicht wahr?« fragte Mabel
atemlos.
Guy tätschelte ihre Wange und lächelte beruhigend.
»Keine Bange, Mädchen. Wir können nicht
verschwinden. Oder hast du schon einmal von einem Raumschiff gehört,
das massive Kellerdecken durchdringt?«
Mabel blickte ihn skeptisch an und erwiderte trocken:
»Bei Wakonda und dir ist nichts unmöglich, aber ich bin
schon froh, wenn du etwas anderes tust als trinken.«
Damit wandte sie sich dem Gefangenen zu und führte ihm den
ersten Löffel zum Mund.
Kurz darauf standen Guy und sein Roboter im PALL. Guy tastete die
Innenwände systematisch ab, ohne irgendwelche Aggregate oder
Schaltungen zu finden.
»Wahrscheinlich ist das PALL Hülle, Aggregat und
Schaltkomplex gleichzeitig«, meinte George. »So etwas wie
eine geordnete Ansammlung normalenergetischer und hyperdimensionaler
Felder, die durch Strukturveränderungen funktionieren.«
»Aber woher bezieht das PALL seine
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