PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
fremdartig, aber nicht schlecht.
Langsam ging er den Rundgang entlang. Bald mußte er heftig
gähnen. Er machte sich nichts weiter daraus, weil er wußte,
daß die Ursache dafür in dem höheren
Kohlendioxydgehalt der Luft lag. Solange er diese Atmosphäre
atmete, würde er noch viel und ausgiebig gähnen müssen.
Als er zur Rechten eine offene Tür erblickte, blieb Guy
stehen. Er horchte, konnte aber außer dem Dröhnen des
Fusionsmeilers nichts hören. Da aus der offenen Tür kein
Licht fiel, befand sich wahrscheinlich niemand in dem Raum dahinter.
Der Raumkapitän schaltete den vor seiner Brust hängenden
Atomscheinwerfer an. Ein matter, flackernder Lichtkegel stahl sich
durch die Dunkelheit.
Guy stieß eine Verwünschung aus. Er hatte vergessen,
die fast leere Batterie vor der Reise gegen eine neue auszuwechseln.
Immerhin konnte er aber so viel erkennen, daß der Raum nur
klein war und außer einem eigenartig geformten Sessel nur ein
Gerät enthielt, das stark dem Spieltisch einer elektronisch
gesteuerten Orgel ähnelte.
Guy trat ein - und im gleichen Augenblick füllte gelbes Licht
den Raum. Hinter dem Raumkapitän schloß sich das Schott.
Er störte sich vorerst nicht daran, sondern setzte sich
behutsam in den Sessel und musterte die Tastenfelder des
»Spieltisches«. Guy war nicht besonders musikalisch und
verstand auch nicht viel von modernen und alten Musikinstrumenten,
aber er sah doch, daß das Gerät vor ihm kein
Orgelspieltisch war, obwohl es ihn vage daran erinnerte.
Dagegen sprachen schon der große und die sechs kleineren
Bildschirme über dem Gerät.
Guy beugte sich vor und drückte eine der beiden runden Tasten
im Mittelfeld. Die Bildschirme wurden hell; der größte
zeigte ein unverständliches Symbol.
Der Kapitän überlegte, ob er es einmal mit einigen
anderen Tasten versuchen sollte. Er verzichtete darauf. Statt dessen
drückte er die andere runde Taste.
Die Bildschirme wurden wieder dunkel.
Nelson lächelte ironisch.
»Ein- und ausschalten kann ich es wenigstens schon«,
murmelte er und stand auf.
Er befahl dem Schott, sich zu öffnen, aber es rührte
sich nicht. Guy starrte es verblüfft an. Er hatte keinen
Augenblick daran gezweifelt, daß er in dem Gebäude alle
Türen mühelos durch Gedankenbefehle öffnen und
schließen
konnte.
Nachdem er es mit zahlreichen Umformulierungen versucht hatte,
kehrte er in den Sessel zurück, öffnete den Raumanzug und
holte aus einer der Innentaschen eine Metallflasche hervor. Er
schraubte sie auf und nahm einen Schluck Bourbon. Danach entnahm er
einer anderen wasserdichten Tasche eine Zigarre und zündete sie
an.
Guy war nicht beunruhigt.
Bisher gab es keine Anzeichen dafür, daß der Stützpunkt
der Shakan bewohnt war. Zumindest befand sich zur Zeit niemand hier.
Wahrscheinlich war die Besatzung zahlenmäßig klein und
deshalb restlos für die Bemannung der elf PALL gebraucht worden.
Dennoch war das Schott verriegelt worden.
Das konnte mehrere Ursachen haben. Entweder gab es eine
elektronische Überwachungsanlage, die in jedem Raum über
Wahrnehmungsgeräte verfügte. Diese hatten den Eindringling
als Fremden registriert und ihn eingesperrt. In diesem Fall würden
sie über Funk die Stützpunktbesatzung benachrichtig haben.
Oder es verhielt sich so, daß jeder, der den Raum betrat,
für eine bestimmte Zeitspanne ungestört sein wollte oder
mußte. In dem Fall war eine automatische Verriegelung nützlich.
Das würde bedeuten, daß nach Ablauf der bestimmten Frist
das Schott sich von selbst wieder öffnete.
Guy Nelson nahm noch einen Schluck Bourbon und verstaute danach
die Flasche. Er erwog, das Impulsschloß der Tür zu
zerschießen, doch in dem Fall hätten die Shakan bei ihrer
Rückkehr sofort gemerkt, daß jemand ihren Stützpunkt
besucht hatte.
Kendalls Anruf nahm ihm weitere Überlegungen in dieser
Richtung ab. Der IPC-Diplomat teilte mit, daß drei PALL den
Stützpunkt anflogen.
»Bleiben Sie am besten im Stützpunkt, Guy«, riet
er. »Wenn Sie ihn jetzt verlassen, sieht man Sie.«
»Ich kann ohnehin nicht hinaus«, erwiderte Guy.
»Also brauchen Sie sich keine Sorgen in dieser Hinsicht zu
machen. Ziehen Sie den Kopf ein und warten Sie, bis ich mich melde.
Ende.«
Er hatte seinen Telekom gerade abgeschaltet, da öffnete sich
das Schott.
»Das nenne ich Kundendienst«, sagte Guy und eilte aus
dem Raum.
Er verzichtete darauf, irgendwo in dem »Turm« nach
einem Versteck zu suchen, sondern er verließ das große
Gebäude und
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