PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
steckten sie weiterhin die Köpfe zwischen die
Knie.
Tatu sagte - und der Roboter übersetzte:
»In Wakondas Vermächtnis steht, wir würden seinen
Pulsschlag - diesen Stein hier - auf Houtu finden, und das Licht der
Verheißung würde uns leuchten.« Ihre Stimme brach.
Guy Nelson und Yokish Kendall warteten schweigend, und nach
einiger Zeit sprach Tatu weiter.
»Das ist Wakondas Pulsschlag, aber das Licht der Verheißung
ist erloschen. Wir sind verloren - verloren in Raum und Zeit. Du
hattest recht, Guy; dieser Planet ist nicht Houto, sondern
wahrscheinlich die Welt, auf der eure Rasse sich entwickeln wird.«
Der Raumkapitän dachte angestrengt nach, dann schüttelte
er den Kopf.
»Mir scheint, als wäre das auch nicht die Erde.«
»Aber es stimmt alles überein!« rief Yokish. »Die
Urkontinente beispielsweise - und dann vergiß nicht, daß
die genetischen Manipulationen sich tatsächlich in unserer
Realgegenwart auswirkten, Guy.«
Guy blickte Tatu an.
»Würde Wakondas Pulsschlag leuchten, wenn er sich auf
einer parallelen
Zeitphase befände, Tatu?«
»Ja.«
Guy nickte.
»Das dachte ich mir. Er hat in meiner Primärphase -
meiner Realgegenwart
- geleuchtet, und da er hier nicht leuchtet, befinden wir uns
nicht in einer Parallelphase, sondern sind während der Zeitreise
abgeglitten.«
Er lächelte.
»Aber deshalb sind wir noch lange nicht verloren. George und
ich sind schon einmal auf dieser falschen Phase gewesen und in die
richtige zurückgekehrt - und ein anderes PALL oder Teh schaffte
es ebenfalls. Folglich werden wir es ebenfalls schaffen.«
»Guy«, sagte Kendall bedächtig, »Sie sind
ein guter Kerl, aber ich fürchte, manchmal sind Sie
unvorsichtig. Eben haben Sie den Shakan verraten, daß Ihr Ziel
und unsere Erde identisch sind. Wenn wir sie nicht hier aussetzen
sollen, dann werden sie ihren Irrtum korrigieren und auf der
VergangenheitsErde die Entwicklung des Lebens verändern.«
Guy grinste.
»Sie widersprechen sich selbst, Yokish. Vorhin sagten Sie,
die genetischen Manipulationen hätten sich in unserer
Realzeitphase tatsächlich ausgewirkt, während Sie eben
sinngemäß sagten, die Shakan würden diese
Manipulation erst noch durchführen, wenn wir sie nicht hier
aussetzten.«
»Ich kann keinen Widerspruch erkennen. Da sich diese
Manipulationen in der Realzeitphase schon bemerkbar machten, wird es
den Shakan noch gelingen, ihre Manipulationen durchzuführen.«
»Das ist eben der große Irrtum, Yokish. Wäre es -
von der Realzeitphase aus gesehen - den Shakan gelungen, ihre
Manipulationen durchzuführen, dann hätten sich alle
irdischen Lebensformen seit rund 937 Millionen Jahren gänzlich
anders entwickelt. Es wurde dann keine solare Menschheit geben -und
ebensowenig Akonen, Arkoniden, Springer und so weiter.
Ich bin sicher, daß eine derartig umfassende Veränderung
bereits gelebter Vergangenheit gar nicht funktioniert. Es würde
zu einem echten Paradoxon kommen, wenn es möglich wäre.
Folglich ist es unmöglich.«
»Aber die bereits veränderten Lebensformen unserer
Zeit?« wandte Kendall ein.
Guy Nelson zuckte die Schultern. »Wer weiß, Yokish!
Vielleicht schwingen die Zeitphasen, so daß es hin und wieder
zu einer kurzen Überlappung kommt. Dann könnte einiges von
den hier angelegten Veränderungen kurzfristig in unserer
Gegenwart in Erscheinung treten. Allerdings wäre es flüchtig.«
George hatte jedes gesprochene Wort übersetzt, so daß
die Shakan alles verstanden. Nach und nach blickten sie auf und sahen
den Raumkapitän an.
Tatu sagte leise:
»Du hast weise gesprochen, Guy. Deine Worte haben mich zum
Nachdenken angeregt, und ich fand heraus, daß sie wahr sind.
Die Phasendifferenz zwischen unseren Universen ist an einem
bestimmten Punkt
gleich null, aber offenbar nur, weil es zu einer relativ
kurzfristigen Überlappung eurer und unserer Zeitphasen kommt -
und zwar gleichzeitig mit der Phasengleichheit unserer Kontinua.
Wenn du es erlaubst, Guy, werden wir mit dir in deine Realphase
zurückkehren und im Übergang zwischen unseren Universen
nach der richtigen Zeitphase suchen. Es wird schwierig sein, doch
vielleicht schaffen wir es.«
Guy nahm den Pulsschlag Wakondas aus der Kiste, ging zu Tatu und
gab ihn ihr.
»Der Pulsschlag Wakondas wird euch leiten, Tatu. Wenn das
Licht in ihm leuchtet, habt ihr die richtige Zeitphase gefunden.«
Tatu streifte sich die Kette über, so daß Wakondas
Pulsschlag vor ihrer Brust hing.
»Unsere Dankbarkeit wird dich niemals
Weitere Kostenlose Bücher