PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
verdeckt von einigen feuchten
Baumstämmen, ein Reiter auf. Die Hufe des scheckigen Pferdes
ließen die Tautropfen von den gebogenen Spitzen der Grashalme
spritzen. Der Mann sah sich um und dirigierte sein Pferd mit den
Knien; in den Händen hielt er einen halbgespannten Bogen.
Dann drehte sich sein Kopf. Er sah weder Mootori noch mich. Er
hielt den Pfeil am Bogenschaft fest und winkte mit der nun freien
Hand nach hinten. Wieder Huftritte; drei Reiter waren an seiner
Seite. Der Anführer, der einen
kupferfarben glänzenden Helm trug, auf dessen Vorderseite
eine silberne Mondsichel befestigt war, hob den Arm und senkte ihn.
In der gleichen Sekunde kamen rechts und links Reiter aus dem Wald
und galoppierten scharf auf das Lagerfeuer zu. Es war gerade die
Stunde, in der die Gegenstände noch verschwommene Bilder ihrer
selbst waren; es gab in diesem dämmerigen Wald keine scharfen
Konturen außer den weißen Flecken des Tierfells. Mitten
in die Bewegung der Tiere und Menschen, mitten in die Geräusche,
die durch die Stille schnitten wie Schwertklingen, sagte Yodoya
Mootori ruhig, aber unüberhörbar laut:
»Es sind Banditen, Ataya!«
Ich stellte meinen Fuß vor, spannte den Bogen aus und schoß
dem Anführer einen Pfeil durch den Oberkörper. Gleichzeitig
wirbelte der Samurai wie ein wahnsinniger Tiger zwischen den Büschen
hervor. Sein Gesicht war eine Maske konzentrierter Wachsamkeit und
Anspannung aller Nerven und Muskeln. Ich legte den zweiten Pfeil auf
und schoß einen Reiter, der aus dem Sattel nach unserem Gepäck
griff, in den Rücken. Dann war Yodoya heran, und sein Schwert
bewegte sich in einer Reihe genau und streng abgezirkelter, aber
ruckweiser Schläge. Der dritte Pfeil traf einen Reiter, der eben
die Fesseln der Tiere durchtrennen wollte, und sein Pferd bäumte
sich auf und überschlug sich nach hinten, als er aus dem Sattel
stürzte. Mit einem einzigen Schlag des Samuraischwertes
durchtrennte Yodoya eine Lanze, die ein heransprengender Reiter auf
ihn anlegte, das Holz wurde zerschnitten, und im Aufwärtsschlag
spaltete die Schwertspitze den Kopf des Mannes vom Kinn bis zur
Schädeldecke. Mootori rollte sich unter den Hufen des Pferdes
hinweg und griff einen weiteren Reiter an. Ein Funkenbündel
sprang auf, als sich zwei Schwerter trafen, dann wurde der Arm des
Angreifers bis zum Schulterblatt aufgeschnitten. Mootori drehte sich
blitzschnell um - mein Pfeil heulte über ihn hinweg und traf
einen Reiter, der sein Pferd hochriß und neben dem Getroffenen
vorbei auf mich zupreschen wollte - und stach mit dem Schwert zu. Er
durchbohrte den Unterleib eines Reiters, dann setzte er mit einem
gewaltigen Sprung zurück in den Schutz eines Baumstammes.
Noch vier Reiter waren übrig.
Einer versuchte, sein Pferd anzutreiben. Der Kopf des Tieres war
blutüberströmt; er hatte sich neben einem der Opfer von
Yodoyas Schwert befunden. Yodoya hielt sich mit einer Hand am Sattel
eines durchgehenden, reiterlosen Tieres fest, sprang wie ein Wiesel
von Stein zu Stein und schwang sich in den Sattel, als das Pferd auf
gleicher Höhe mit dem Reiter war. Die Klinge beschrieb einen
blitzenden Drittelkreis, und der Kopf des Mannes rollte durch das
Gras.
Die letzten drei Männer retteten sich durch Flucht. Ich
kletterte kopfschüttelnd und schweratmend von den Felsen
herunter und blieb stehen.
Eine Kampf maschine! Du hast vordem noch nie einen Menschen so
kämpfen sehen! sagte mein Extrahirn.
Ich sagte heiser:
»Yodoya - hat dich ein Blutrausch überkommen?«
Er reinigte sein Schwert sorgfältig an dem Mantel eines Toten
und schüttelte den Kopf. Dann sah er mich voller Verwunderung
an. Seine dunklen Augen schlossen sich halb. Es wurde von Minute zu
Minute heller, und auch die Möwe kam zurück und setzte sich
in einen Baum.
»Wir haben nur gesiegt, weil kein Samurai unter ihnen war«,
sagte er. »Es war Gesindel, unzivilisierte Räuber - kurz:
eta, Paria!«
»Du hast unter ihnen gewütet wie ein Wahnsinniger!«
sagte ich verblüfft und nahm den Köcher ab.
Einige Pferde standen mit hängenden Köpfen neben unseren
Tieren. Eines trank im Wasser des kleinen Baches.
»Du schießt gut«, sagte Yodoya leise, »aber
du schießt nicht wie ein kuge, der die Zen-Bogenkunst kennt und
gelernt hat.«
Ich spannte den Bogen auf andere Weise, und ich schoß auch
nicht über das untere Drittel des Bogens, sondern meine linke
Faust halbierte die Krümmung. Ich warf den Bogen hin und ging
hinunter zu den Pferden, um sie einzufangen
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