PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
»Dort kaufen wir, was wir brauchen. Wir kaufen auch zwei
Pferde, und morgen oder übermorgen reiten wir zu den Weisen.«
Mootori erschrak und fragte heiser:
»Und ich? Wie soll ich jemals meine Schuld zurückzahlen?
Ich werde es niemals können.«
»Man wird empfangen, wie man gegangen kommt«, zitierte
ich. »Kommst du im Schmuck einer Rüstung und auf einem
feurigen Pferd, so wirst du bald eine Stelle in der Regierung
erhalten. Dann werde ich einen Schuldner brauchen - schließlich
will ich dir und mir helfen und nicht nur dich beschämen. Laß
also die Einwände und berate mich.«
Er trank eine flache Schale Reiswein, ließ nachfüllen
und trank abermals.
»Deine Geisteshaltung ist edel und zweifellos die eines
Samurai«, sagte er endlich. »Aber du bist merkwürdig.
Wie ein weiser Mann, der einen Teil seines Wissens und Könnens
verloren hat.«
Ich stimmte ihm zu.
»So oder ähnlich ist es auch!« sagte ich. »Komm
jetzt und nimm dein Schwert mit.«
»Ich folge!« sagte er.
Wir tranken noch vorsichtshalber einigen Reiswein, dann standen
wir auf, verließen die Gaststube und gingen einen schmalen,
kiesbestreuten Pfad entlang. Hinter den Föhrenzweigen erschien
ein bleicher Vollmond, über dessen Scheibe die Ketten der
Wildgänse zogen. Wir gingen in die Stadt, in das
Handwerkerviertel, und dort begann die nächste Schwierigkeit.
Kaum ein Teil der Ausrüstung, die wir kauften, war so groß,
daß sie mir paßte. Wir
sagten also den Handwerkern und Waffenschmieden, was wir
brauchten, und sie versprachen, die meisten Gegenstände einen
Tag später zum Gasthaus zu bringen. Wir kauften auch drei
Pferde, und eines davon war tatsächlich so groß, daß
ich eine leidlich gute Figur darauf machte und nicht zu fürchten
brauchte, daß das Tier unter mir zusammenbrach. Zwei Tage
später verließen wir, vollkommen ausgerüstet, die
Stadt und machten uns auf den Weg zum weisen Mann im Tempel.
In leichtem Trab ritten wir nach Süden. Wir befanden uns auf
der Straße, die ziemlich nahe am Meeresufer entlangführte.
Rechts von uns waren Hügel voller Wälder, in denen es
Füchse gab, Wildschweine, Hasen und viele Vögel. Dahinter
befanden sich vegetationsarme Täler, die mit flachen Stränden
oder abgerissenen Steilküsten ins Meer mündeten. Links von
uns, im Sonnenschein des Vormittags, lagen die bebauten Täler
und die ebenen Flächen, in denen wir die Bauernhäuser
sahen. Überall würden jetzt Menschen arbeiten.
»Du suchst einen Mann, Ataya?« fragte Yodoya halblaut.
Wir ritten nebeneinander, das Packpferd befand sich am Ende einer
langen Leine, die von einem Sattel ausging.
»So ist es. Ein Mann, der eine Maske trägt, damit ich
ihn nicht erkenne. Er ist schuld daran, daß ich nicht im Schutz
meiner Familie lebe. Ich weiß nur, daß er hier auf dieser
Insel ist, nicht aber, wo er sich aufhält. Aber früher oder
später werde ich ihn finden.«
Er meinte:
»Das also ist der Grund, warum du mit dem Weisen sprechen
willst. Gebete im Tempel, Gespräche über Dinge und
Menschen, und vieles, stilles Überlegen?«
»Nichts anderes habe ich vor. Morgen früh oder heute
nacht werden wir dort sein.«
Ich mußte Nectrion finden. Dann erst konnte ich
herauszufinden versuchen, was er hier suchte. Gelang es mir überdies
noch, seine Freundschaft zu gewinnen, konnte ich daran denken, ihn
wegen des Raumschiffes anzusprechen. Hoch über uns kreiste die
Möwe, und bisher hatte der Fremde noch kein Wort über Funk
mit dem Gerät des Raumschiffes gewechselt - Rico würde es
mir mitgeteilt haben. Inzwischen waren wir fast am Ende der Spur
angelangt, die er hinterlassen hatte; nur ich wußte es.
Vielleicht konnten uns die Bauern verraten, wohin er sich gewandt
hatte. Also hieß mein Vorgehen: zuerst die Bauern fragen, dann
den Weisen besuchen. Auch dort war Nectrion kurz gewesen. Was wurde
aber, wenn der Fremde von den Sternen ganz anders reagierte, als ich
es mir vorstellen konnte?
»Deine Gedanken sind sicherlich dunkel und schwer«,
sagte der Samurai neben mir und zügelte sein Pferd. »Dein
Gesicht, Freund, ist düster.«
»Es ist das Gesicht eines Mannes, der schwere Probleme hat!«
sagte ich.
»Sind die Straßen sicher?«
Er zog die Schultern hoch und berührte die weißen
Stellen seines schwarzlackierten Schwertgriffes.
»Was ist schon sicher?« antwortete er nachdenklich.
»Es gibt gute und schlechte Menschen, solche mit Ehre und viele
ohne jede Ehre.«
Ich entgegnete:
»Dann bereiten wir uns am besten auf jene
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