Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 104 Samurai Von Den Sternen

PR TB 104 Samurai Von Den Sternen

Titel: PR TB 104 Samurai Von Den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
tanka,
verfaßt wurden, jene drei-, fünf- oder siebenzeiligen
Reime, die ohne ihre Pointe nicht denkbar waren. Ihr Sinn war
wesentlich tiefer, die Bedeutung viel doppelsinniger, als es die
einfachen Worte und Silben auf den ersten Blick vermuten ließen.
Schließlich war ich an der Reihe, und nach kurzer Überlegung
sagte ich zögernd:
    Ein weißer Schmetterling
    auf der blanken Schneide des Schwertes.
    Er sagt, was er vom Kämpfen hält.
    Der Beifall erklang erst nach einiger Zeit, und somit erkannte
ich, daß die Lehrer und Schüler die Bedeutung dieses tanka
erkannt hatten. Wir aßen und tranken lange, dann legten wir
unsere Schwerter ab und besuchten das Rote-Laternen-Viertel der
kleinen Stadt. Drei Tage später war ich unterwegs zum Hof des
Herrn Tawaraya. Yodoya blieb noch in der Schule und versprach, daß
sein Weg meinen Weg bald kreuzen würde. Die letzte Phase brach
an. Ich war fast völlig ohne technische Unterstützung. Nur
mein Aktivator, die Funkgeräte, viele kosmetische Artikel, die
ich zur Tarnung brauchte, Salben, Binden und Medikamente und die
ungefüge, ebenfalls getarnte Schußwaffe begleiteten mich.
    Und die Rüstung eines Samurai, eines Zwei-Schwerter-Mannes.
Ich
    bewegte mich nicht in der Maske eines kuge, sondern ich war ein
kuge, ein Samurai.
    Ich hatte elf Tage zu reiten, nach meiner winzigen Karte und den
Informationen, die in meinem Gedächtnis gespeichert waren.
    Und erst jetzt konnte ich an Tairi No Chiyu denken, das Mädchen
mit der weißen Haut, den blauschwarzen Haaren und dem
schutzlosen Gesicht.
    ***
    Zwei Stunden nach Sonnenaufgang. Ich näherte mich dem
entscheidenden Schritt meiner Mission. Wie würde Nectrion
reagieren, den sie Nemuro Munenaga nannten? Auf alle Fälle würde
er mißtrauisch und abwehrend sein. Hinter der Biegung des
Weges, auf dem ich in leichtem Trab ritt, tauchte ein uralter Weiher
auf. Trotz der Fragwürdigkeit meines Vorhabens fühlte ich
mich frei und selbstsicher. Es gab sicher nur wenige Menschen in
diesem Land, Nectrion ausgenommen, die mehr Fähigkeiten besaßen
als ich. Die Fläche des Weihers war schwarz und von den Blüten
der Seerosen und Wasserlilien bedeckt. Ein Frosch, der, vom Geräusch
der Pferdehufe aufgeschreckt, mit einem riesigen Satz in den Tümpel
sprang, vertiefte den Eindruck des Schweigens.
    Es war deutlich zu sehen, daß dieses Gebiet besonders
intensiv bewirtschaftet wurde. Alle Wege und Felder waren in bestem
Zustand, und ich sah vielerlei neues Gerät. Nectrions Einfluß?
fragte ich mich.
    »Halt, Zeuge!« rief jemand.
    Ich zügelte die Pferde und hob die Hand. Auf einer niedrigen,
sorgfältig aus behauenen Steinen gebauten Mauer saß ein
junger Mann. Er sah mir entgegen und hielt sich mit einer Hand in den
Zweigen einer Trauerweide fest.
    »Du willst zum Haus, des Herrn Tawaraya?« fragte mich
der Mann, als ich neben ihm anhielt und aus dem Sattel sprang. Mein
Pferd schnappte nach den Blättern des Baumes.
    »Ja. Ich bin ronin, wandernder Samurai. Ich möchte mich
bis zum Frühling bei dem Herrn in Dienst stellen.«
    Der Mann baumelte mit den Beinen, grinste und sagte:
    »Wir haben den besten Samurai zu unserem Schutz, kuge, den
wir finden konnten.«
    Ich erwiderte:
    »Er wird kämpfen müssen für zwanzig Männer,
wenn es um die Ernte und die Abgaben geht.«
    Er erschrak, zuckte zusammen und sprang von der Mauer.
    »Du bist dieser riesige Mann, der ein guter Schwertkämpfer
sein soll«, sagte er leichthin. »Habe ich recht, kuge?«
    »Du hast recht, Bauer«, sagte ich. »Ich bin
Ataya, der Bogenschütze und Schwertkämpfer. Und ich weiß,
daß Herr Shokokuyij die Abgaben beanspruchen wird.«
    Der junge Mann klopfte den Hals meines Pferdes ab und betrachtete
mich ungeniert von oben bis unten. Besonders schien er sich für
meine Ausrüstung zu interessieren, die ich zum Teil mit Hilfe
der Handwerker in der Schule verbessert und angepaßt hatte.
    »Schon wieder dieser dicke Narr«, sagte der junge
Mann. »Komm, wir gehen ins Haus. Ich bin der Sohn von Herrn
Tawaraya.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Gehen wir also ins
Haus. Ein guter Mann, euer Samurai?«
    In seine Augen kam ein begeistertes Leuchten. Er lief um die Mauer
herum, band sein Pferd los und schwang sich in den Sattel. Im
Gegensatz zu vielen anderen Menschen dieser Insel war er offen und
zeigte seine Empfindungen. Wir ritten weiter, kamen auf einen
breiten, gepflasterten Weg, zwischen dessen Steinen Gras wucherte.
Die Pferde wurden angebunden, und der junge Mann sprang

Weitere Kostenlose Bücher