PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
drückte mit einem Finger der rechten Hand
auf einen verborgenen Kontakt. Aus den Augenhöhlen des
schimmernden Wolfkopfes schossen zwei gewaltige Lichtstrahlen.
Langsam drehte ich den Kopf. Ein Pferd, mit Tabakballen schwer
beladen, stand rechts am Waldrand. Jemand zerrte am Zügel, und
als er das Licht bemerkte, versuchte er zu fliehen. Nach drei Sätzen
brach er mit einem Pfeil im Rücken zusammen; Nemuro hatte
geschossen, während sein Pferd sich aufbäumte.
Das Licht kreiste und erhellte die Szene. Einige Verwundete lagen
auf der Straße und wimmerten. Die Packpferde wurden von
Bewaffneten, die zum Teil beritten waren, an den Zügeln
davongezerrt. Ich prägte mir das Bild ein, ritt langsamer weiter
und atmete tief ein und aus.
Dann hielt ich mit Kniedruck mein Pferd an, zog die Sehne bis
hinter das Ohr und schoß.
Ein Schrei.
Mein Pferd wurde unruhig, aber ich hielt es auf der Stelle fest.
Wieder konzentrierte ich mich auf die Überlegungen des Zen,
wieder zischte die Sehne an der Wange vorbei, wieder schlug ein Pfeil
in völliger Dunkelheit ein. Von vorn hörte ich Rufe und
Schreie. Ein Pferd wieherte qualvoll. Ich schoß noch einen
Pfeil ab, dann warf ich den Bogen über die Schulter und holte
die Donnerwaffe aus der langen Lederscheide.
»Ataya! Vor dir!« rief Nemuro laut.
»Ich sehe es!« rief ich.
Ich gab das Pferd frei, ritt scharf geradeaus und sah in dem
fahlen Dunkel die verwischten Bewegungen undeutlicher Gestalten.
Pferde schlugen aus, Tabakballen fielen herunter und wurden
hinterhergeschleift. Wieder schaltete ich kurz das Licht ein, nur für
eine Sekunde.
Du wirst es später erklären müssen! raunte der
Extrasinn.
Ich gab schnell nacheinander drei Schüsse ab. Einer traf
einen Bewaffneten, der schwertschwingend auf mich losgaloppierte, in
die Brust und warf ihn rückwärts aus dem Sattel. Der zweite
Schuß traf einen zweiten Reiter in den Arm, er riß das
Pferd herum, schrie auf und jagte davon.
»Sie fliehen, die Schurken!« schrie der andere
Samurai.
Der dritte Schuß jaulte als Querschläger davon. Drei
lange, feurige Zungen hatten das Dunkel in der schluchtähnlichen
Passage zwischen den Bäumen erhellt. Ich schaltete das Gerät
um und feuerte vier, fünf lange Schüsse aus der Lähmwaffe
ab. Dabei drehte ich das Pferd in einem halben Kreis und zielte
schräg nach unten. Rings um mich fielen Menschen und Tiere um.
Ich steckte die Waffe gesichert zurück und entzündete
umständlich eine Fackel.
Zuckendes, grelles Licht flackerte auf. Keuchend hielt Nemuro sein
Pferd neben mir an.
»Was war das für ein Licht?« rief er und stieg
aus dem Sattel. Er legte die Hand an den Schwertgriff und musterte
mich. Ich hielt die Fackel hoch über den Kopf. Nur ein Pferd
keuchte aufgeregt und schlug mit den Hinterläufen aus. »Und
wie hast du so schnell nachladen können?«
Ich sagte:
»Das hat Zeit. Ich weiß nicht, woher die Blitze kamen.
Kümmern wir uns erst einmal um die Karawane.«
Im Licht der Fackel sahen wir nach.
Sieben Schwerbewaffnete, von denen ich allein fünf
wiedererkannte, hatten die fast wehrlosen Bauern überfallen.
Zwei der Bauern waren umgebracht, drei verwundet worden. Die Bauern
hatten einen der Männer halb bewußtlos geschlagen mit
ihren Knüppeln. Einige Pferde hatten die Lasten abgeworfen und
waren durchgegangen, andere lagen, gelähmt durch meinen Schuß,
auf der Straße, andere hatten sich im Dickicht verfangen.
»Verdammt! Sie haben kräftig zugeschlagen - fast der
ganze Tabak dieser Ernte«, sagte Nemuro grimmig.
»Ich glaube, Tawaraya wird nicht froh sein über das,
was wir ihm melden«, sagte ich und öffnete die Tasche, in
der ich die Medikamente aufbewahrte. Der Samurai nickte, zuckte die
Achseln und machte sich daran, die Pferde zusammenzutreiben und die
Ladung wieder zu befestigen.
Ich rammte die Fackel in den Boden und versorgte den ersten
Bauern. Ich gab ihm einen Schluck eines aufgelösten Medikaments,
und dann bat ich ihn, dem Samurai zu helfen.
»Ja, Herr kuge«, sagte er. »Ihr seid gnädig!
Helft Ihr auch den anderen?«
»Selbstverständlich!« sagte ich.
Nach etwa einer Stunde hatten wir die Tiere zusammengetrieben und
neu beladen. Wir banden auch die gelähmten und toten Bauern über
die Lasten
und sagten den anderen Männern, daß sie so schnell wie
möglich die Straße verlassen und sich zum Hof
durchschlagen sollten. Sie begriffen und machten sich davon. Ein
fahler Schein am Horizont zeigte den nahen Morgen an.
Wir lehnten uns müde an
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