PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
Gleichmäßigkeit
eines Metronoms gab Nemuro seine Schusse ab, dieses Mal kannte er
keine Gnade. Seine Pfeile trafen. Reiter stürzten aus dem
Sattel. Ein Pferd rammte in vollem Galopp einen Ochsen, und als der
Reiter kopfüber durch die Luft flog, traf ihn mitten in der
Bewegung mein Pfeil. Wir mußten ein Bild des Schreckens
abgeben.
Der Samurai neben mir, schwarz und schmutzig, sprengte in hartem
Galopp heran. Er beugte sich schräg, wie auch ich, aus dem
Sattel. Seine Linke hielt den Bogen, die Rechte lag elegant
angewinkelt hinter dem Ohr. Dann, ein Zischen, ein harter Schlag, und
der Pfeil wurde erst wieder sichtbar, als er einen der zehn oder mehr
Männer traf.
»Zurück! Wir sind umzingelt!« schrie jemand.
Ich erkannte die heisere Stimme meines früheren Herrn. Ich
legte an und feuerte einen Pfeil ab, aber ich hatte mich verrechnet.
Tawaraya griff den Fetten mit gezogenem Schwert an, und als dieser
auswich, fuhr mein Pfeil zwischen beiden Männern hindurch und
blieb im Holz eines Wagens stecken.
Wir rasten an den kämpfenden Parteien vorbei. Der Schwung
trug uns weiter voran, dann rissen wir die Pferde herum und sprengten
den gleichen Weg zurück. Wieder schlugen die Sehnen, zischten
die Pfeile.
»Er flieht!« schrie Tawaraya.
Außerhalb der Reichweite unserer Pfeile floh der Fette, und
er hatte sich seitwärts fast aus dem Sattel gleiten lassen. Ich
hielt mein Pferd an, wendete es auf der Hinterhand um fünfzig
Grad und feuerte, während es tänzelnd vorn hochstieg. Der
Pfeil traf Shokokuyij in den Oberschenkel, rutschte von einer der
Stahlplatten ab und bohrte sich durch das Fleisch in den Sattel. Ein
zweiter Schuß, fast gleichzeitig von Nemuro abgegeben, zischte
eine Handbreit über dem Hals des Pferdes vorbei. Mein letzter
Pfeil tötete einen Reiter, als dieser mit einem Satz von
bewundernswerter Weite über einen Nußstrauch setzte und
durch das Moor zu fliehen versuchte.
Ein Bauer hockte auf der Straße und hielt sich seinen
rechten Knöchel - er war von unserer Seite das einzige Opfer.
Wir ritten langsam auf den Zug zu. Jetzt erst rissen die Bauern an
den Nasenringen der Zugochsen, und die Stille, nachdem das Geräusch
der Räder aufgehört hatte, war wohltuend. Um uns herum
lagen lauter Leichen.
Herr Tawaraya ritt auf uns zu und hob die Hand.
»Ich habe zu danken, kuge!« sagte er und deutete auf
die Leichen.
»Wir sind in Eurem Dienst, Herr«, sagte Nemuro. »Wir
erfuhren fast zu spät von dem Überfall.«
Wir nahmen die Helme ab und versuchten, uns den Schmutz aus den
Gesichtern zu reiben. Er trocknete jetzt und begann zu jucken und zu
beißen. Ich sagte:
»Der Fette wird seine Niederlage nicht vergessen. Ich glaube
fest daran, daß er eine neue Truppe zusammenstellen und uns
angreifen wird.«
»Wie lange dauert die Ernte noch?« erkundigte sich der
fremde Samurai.
Tawaraya gab zur Antwort:
»Einige Wochen. Aber in einer Woche haben wir das Wichtigste
hinter uns. Wir werden uns in die Burg zurückziehen. Oder ist es
klüger, wenn wir gleich angreifen?«
»Shokokuyij wird nichts anderes tun. Ich kenne ihn. Er wird
auf Rache sinnen!« erwiderte ich.
Die Bauern hatten die Pferde eingefangen, und die Toten wurden
ihrer Kleidung und Ausrüstung beraubt und in den Sumpf geworfen.
Es waren elf Pferde, also hatte die Gruppe der Angreifer zwölf
Männer betragen. Der Zug setzte sich wieder lärmend in
Bewegung, der Bauer mit dem gestauchten Knöchel wurde auf einen
der Wagen gesetzt und jammerte dort leise vor sich hin. Heute würde
niemand mehr wagen, einen von uns anzugreifen. Die Männer, die
uns überfallen hatten, waren entweder tot, verwundet oder
geflohen. Mit Sicherheit hatte der Fette nicht mit einem solchen
Mißerfolg gerechnet. Ich atmete tief durch und sagte laut:
»Ich glaube, Herr, wir sind jetzt überflüssig. Wir
sollten heimreiten und unsere Rüstung putzen. Und wir werden die
Burg vorbereiten!«
Er nickte gedankenschwer. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, was
er dachte. Er verbeugte sich vor uns, und wir ritten voraus. Am
frühen Abend waren wir wieder in der vertrauten Umgebung, und
wir brachten unsere müden und hungrigen Pferde in den Stall,
ließen uns von den Mägden waschen und massieren und gingen
dann daran, unsere Ausrüstung vom ärgsten Schmutz zu
befreien. Unsere Kleider wurden von den Dienerinnen gewaschen, aber
für die Waffen waren wir verantwortlich. Wir waren müde,
und schon bei Sonnenuntergang schliefen wir.
Am nächsten Tag traf Tawaraya ein - und
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