PR TB 110 Formel Des Todes
ihm die Handflächen und erklärte:
„Ich habe nur einige Waffen, etwas Brot und Braten, Salz und
Seife bei mir. Nicht einmal eine weiße Schuppe des Ducrot. Was
wolltet ihr von mir?“
„Das alles wußten wir nicht. In der Zwischenzeit kam
unser Bote zurück, den wir zu Rackhel geschickt hatten.
Rackhel... nun, er lachte mich aus und versicherte, du seiest in
Ordnung.“ Sigillari nickte. Maras sah auf die unbewegte See
hinaus und auf den Knoten in der Rauchsäule des Vulkans an der
Backbordseite.
Der schlanke Mast mit dem federnden Rigg und den Wanten stand
völlig still. Das Boot besaß einen tiefen Kiel mit
Eisengewichten daran, fast keine Aufbauten, zwei verschließbare
Niedergänge und ein dreifach ausgelegtes Ruder. Der Boden war
nur ganz leicht gekrümmt.
„Ich bin in Ordnung und habe es sehr eilig!“
versicherte Maras.
Sigillari deutete auf den zweiten Knoten, der eilig in das
Firmament hochtrieb und sagte leise:
„Warte. Ich werde dir Zeichen geben. Hier ... auf eine
glückliche Reise für uns alle und für das Papier, das
den Schamanen gehört. Wir müssen es schmuggeln, weil es
sonst die Bewohner der Prächtigen Stadt stehlen.“
Alles würde sich aufklären ... dachte Maras.
Sigillari klappte ein breites Stück Decksplanke hoch, nahm
einen kleinen Krug aus einem gepolsterten Fach und zwei dickwandige
Gläser. Sie waren mundgeblasen, denn im Sonnenlicht schimmerten
die Bläschen, die Einschüsse und die Unreinheiten
zauberhaft auf. Auch der Inhalt leuchtete
bernsteinfarben. Der Krug wurde zurückgestellt. Das Getränk
rann wie loderndes Feuer die Speiseröhre hinunter.
„Auf eine gute Fahrt!“ sagte Maras und rang nach Luft.
„Auf eine Welle von riesiger Größe!“
erwiderte Sigillari und verschloß sorgfältig die Gläser
und die Decksplanke. Dann steckte er beide Finger in den Mund und
stieß einen Pfiff aus. Es war ein Kommando. Elf Männer mit
zwölf Kleiderbündeln erschienen an Deck.
Sie zogen sich aus, stürzten sich ins Wasser, Sigillari
hechtete hinterher. Sie wuschen sich Farbe und geschminkte Schrammen
aus dem Gesicht, ölten sich gegenseitig ein und schlüpften
in die Kleider.
Die Männer trugen jetzt, während sie die Lumpenbündel
sorgfältig verschnürten, Leinenhosen und -hemden,
Leinenstiefel mit rutschfesten Sohlen, breite Gürtel mit festen
Lederschlaufen, breite Armbänder mit eisernen Krampen,
Lederhemden mit Griffen an Achseln und in der Magengegend und kleine
Beile mit messerscharfen Schneiden.
„Ziehe einen solchen Gürtel über deinen, lege die
Armpanzer an, und wenn einer der beiden Vulkane ausbricht, bist du
sofort unter Deck. Klar?“
„Völlig klar!“ sagte Maras.
Dann warteten sie bis gegen Mitternacht auf den Vulkanausbruch.
Als der Donnerschlag ertönte und das rote Licht den Himmel
erfüllte, als der Rauch den Mond und das Maximum von Omikron
Arzachena überstrahlte, war es soweit.
Die Flutwelle entstand zwanzig Kilometer vom Ufer entfernt und
bewegte sich in einer waagrechten Linie, die sich später leicht
krümmte, fast genau nach Osten. Sie war drei Meter hoch, als sie
das dahinschießende Schiff erreichte, das zwei Segel gesetzt
hatte, die zweimal so hoch waren wie das Schiff
selbst. Sie hingen prall wie im Orkan als Passatdoppelfock an der
Mastspitze und waren fast am Heck belegt.
Die Welle raste auf das Schiff zu. Sie hatten im richtigen Moment
Fahrt aufgenommen und befanden sich mit Ausnahme Sigillaris, der an
sieben Seilen angebunden war und das Ruder bediente, unter Deck.
Jetzt überholte die Welle das Boot, hob sich gleichzeitig und
begann sich zu drehen. Eine Walze aus Wasser entstand an der
Oberfläche des Meeres, auf deren Kamm das Schiff ritt. Dumpf
rasselnd fielen zwei zusätzliche Schwerter durch die
Bodenkästen. „Reffen die Fock!“ schrie Sigillari
durch das Toben. Die Fock wurde von vier Männern eingeholt.
Gleichzeitig ließ man sie herunter. Das laufende Gut knatterte
und krachte im Sturm. Als Maras, der unter Deck stehend mit vier
Seilen angeschnallt war, einen Blick durch die Schlitze eines
Bullauges warf, die mit Glas ausgefugt waren, sah er unter sich, etwa
acht Meter tiefer, die andere Meeresoberfläche. Er erschrak und
klammerte sich unwillkürlich fest. Das Schiff schwebte wie ein
Brett, von den Kielen und Schwertern in der Richtung stabil gehalten,
auf der Spitze der rollenden Walze, acht Meter über dem normalen
Niveau des Meeres. Die Walze drehte sich, innerlich voller Schaum und
Gischt, mit beachtlicher
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