PR TB 116 Söldner Fur Rom
sein", erwiderte ich. „Es gibt zwei
Möglichkeiten, mit mir zu verkehren. Entweder mit den Mitteln
der Vernunft oder mit denen der Gewalt. Du hast die Wahl."
„Ich habe die Wahl!" stellte er fest.
„Noch", sagte ich. „Wieviel Entflohene haben die
wenigen römischen Soldaten bisher zurückgebracht? Abgesehen
von denen, die ihr hier in der nächsten Umgebung eingesammelt
habt, weil sie vor Schwäche nicht mehr weiterlaufen konnten?"
Nach einer Weile sagte er leise:
„Drei."
Flavius hinter mir brach in ein schallendes Lachen aus und zog
sein Schwert.
Ich schüttelte den Kopf und sagte hart:
„Wenn du eine Kuh hast, die viel Milch gibt - ein Vergleich,
deinem Können angemessen, Tiberius -, dann wirst du sie gut
füttern, sie auf fette Weiden treiben und ihr Fell säubern.
Sicher bist du der Meinung, daß nur ein Narr das arme Tier
totschindet und noch viel Milch dazu verlangt. Außerdem ist
dann selbst das Fell wertlos. Ist es so, oder sind die sardischen
Kühe Wundertiere?"
„Du hast recht. Aber ...", gab er zu.
„Und so wie diese Kuh, du blutiger Narr, wirst du in Zukunft
die Gefangenen behandeln. Du wirst ihnen genug Essen geben. Du wirst
dafür sorgen, daß sie ausschlafen können und daß
ihre Rücken nicht von der Peitsche zerfleischt werden. Und
einige Dinge dazu, die ich dir aufschreiben werde, damit du sie nicht
vergißt."
„Du redest laut, Zenturio."
Wir starrten uns erbittert an, und ich steckte die Rolle wieder
ein.
Ich lächelte eisig und erklärte:
„Wie ich gehört habe, braucht Suetonius Paullinus in
Britannien noch einige Söldner. Im kalten, regnerischen
Britannien, wo die Barbaren zu Hause sind.
Ich sagte es bereits: Du hast die Wahl. Gehorche Cäsar und
somit mir - oder du reitest morgen nach Caralis, wo dich ein Schiff
nach Britannien erwartet."
Ich stand auf.
„Rufe deinen schärfsten Wärter. Er soll mir alles
zeigen, was sich rund um die Mine befindet. Die Quartiere, die Küche,
die Magazine und die Peitschen."
Er blickte mich fassungslos an. Flavius stieß das Schwert in
die Scheide zurück.
„Ich erteilte dir einen Befehl!" erinnerte ich.
Er sprang auf, lief zur Tür und schrie:
„Rufus!"
Einige Zeit später waren wir, also Flavius, einige meiner
Männer, Rufus und ich, unterwegs. Wir verließen das Haus
des Verwalters und gingen hinüber zu der Mine. Drei Stunden lang
besichtigten wir die heruntergekommenen Quartiere. Ich blieb, nachdem
wir die Sklavenhütten gesehen hatten, stehen und wandte mich an
Flavius.
„Hast du Stein und Schwamm bei dir?"
Er nickte schweigend. Sein Gesicht war weiß vor Wut. Jetzt
verstand er mich plötzlich.
„Lege Feuer an diese Hütten. Brennt sie nieder bis auf
den Boden."
Rufus schrie auf und schlug die Hand vor den Mund.
„Aber der Verwalter! Er wird ..."
„Er wird gehorchen oder nach Britannien versetzt. Solltest
du weite Reisen in Barbarenländer lieben, kannst du mit ihm
reisen. Gleich morgen früh!"
Wir verließen nach kurzer Zeit die hellauf brennenden Hütten
und kamen zum Magazin, zu den Küchen, zu den anderen
Wirtschaftsräumen. Ich wurde immer schweigsamer und erbitterter.
Ich zitierte einen Schreiber herbei und diktierte ihm, was zu tun
sei.
Dann ordnete ich an, daß für einige hundert Menschen
neue Kleidung gekauft werden müsse, daß man einen Arzt
brauchte, der die Wunden verband. Sofort wurde die Arbeit
niedergelegt, und als einige Wächter die Sklaven über den
Hof prügelten, schoß ich die Römer mit der Lähmwaffe
nieder. Ich hielt vor den versammelten Verbrechern eine kurze
Ansprache, in der ich schilderte, was hier geändert werden
würde. Vor uns lag eine Menge Arbeit, aber wir schafften es. Und
zwar schneller, als Africanus Tiberius es je geahnt hatte. Die
Drohung mit der Deportierung hatte wahre Wunder gewirkt.
Es war Herbst, als wir Sardinia wieder verließen.
Argentaria lag hinter uns. Wir ritten nach Caralis und sahen dort,
daß eben ein Schiff aus Rom einlief.
„Das gibt uns Gelegenheit, uns wieder die Köpfe mit dem
Wein schwer zu machen!" sagte Flavius laut und gutgelaunt. Er
hatte eingesehen, daß mein Weg die bessere Lösung war.
„Und mit den Mädchen in der Hafenschenke zu schäkern!"
sagte ein anderer Legionär.
„Ich komme zu euch, wenn ich mit dem Kapitän des
Schiffes gesprochen habe", sagte ich. „Wir sind lange ohne
jede Nachricht aus Rom geblieben."
Außer Gerüchten habt ihr nichts gehört! Denke an
die Mädchen und an Ktesios! sagte der Extrasinn.
Das tat ich
Weitere Kostenlose Bücher