PR TB 118 Planet Der Kidnapper
Er
wußte, daß es gerade dort eine Unzahl von natürlichen
Verstecken und abgelegenen Farmen gab. Er ging zu Old Ham, um ihm
Bericht zu erstatten.
Der Chefarzt saß auf der Terrasse und erwartete ihn. Er
schien nicht
sonderlich enttäuscht zu sein, als Carr seinen Mißerfolg
zugab.
»Das war nicht anders zu erwarten, glauben Sie mir. Morgen
ist auch noch ein Tag. Vielleicht haben Sie da mehr Glück.«
»Haben wenigstens Sie etwas erreichen können?«
»Einer der Erkrankten ist gestorben, und dadurch ist die
Unruhe in der Stadt gestiegen. Es wurden sogar Stimmen laut, die eine
öffentliche Verurteilung von Brandix' Methoden forderten.«
»Die Leute wissen also, daß Brandix hinter dem
Verschwinden Rotkels steckt?«
»Zumindest ahnen sie es. Haben Sie inzwischen erfahren
können, wo Cander geblieben ist? Vielleicht wissen die Männer
und Frauen etwas, mit denen er damals hier ankam. Das kleine
Raumschiff jedenfalls wird streng bewacht. Nicht nur von der Polizei,
sondern auch von loyalen Bürgern.«
»Ich werde mich um Cander kümmern. Er ist der einzige,
der das Schiff steuern und an sein Ziel bringen kann.«
»Gut, Carr. Das Schiff ist lebenswichtig für uns, ob
Rotkel nun bei uns bleibt oder nicht. Früher oder später
werden uns die Explorer des Imperiums finden, und dann sieht es nicht
gut für uns aus, wenn die Geschichte mit Rotkel herauskommt. Es
war mein Fehler, ihn nach hier entführen zu lassen, aber ich
konnte nicht ahnen, daß man ihn zu politischen Zwecken
mißbrauchen würde. Ich wollte die todbringende Seuche
verhindern und Rotkel dann zurückbringen lassen, das ist alles.«
»Niemand wird Sie deshalb verurteilen«, versicherte
Ten Carr überzeugt. »Man hat Ihnen gegen Ihren Willen die
Fäden aus der Hand genommen. Ich bin ebenso schuldig wie Sie.«
Old Ham seufzte.
»Morgen werden wir die Suche nach Rotkel fortsetzen.«
Carr erhob sich.
»Und wir werden ihn finden!« fügte er fest
entschlossen hinzu.
***
Bully und Ras Tschubai hatten die Terrasse ganz zufällig
entdeckt und den Rest des Gesprächs mitbekommen. Damit erhielten
sie den endgültigen Beweis für ihre Vermutungen, und
zugleich erfuhren sie die näheren Umstände der zweiten,
unprogrammäßigen Entführung.
Sie warteten, bis Carr gegangen war, aber sie konnten sich noch
nicht dazu entschließen, Old Ham jetzt einen Schock zu
versetzen, indem sie die Deflektorschirme ausschalteten und sich zu
erkennen gaben.
Gucky, dem es nicht schwergefallen war, ihnen telepathisch zu
folgen, erwartete sie bereits mit den anderen. Er winkte lässig
ab.
»Viel zu erklären braucht ihr nicht, wir wissen alles.
Wäre ich dabeigewesen, hatte ich euch mittags sagen können,
an wen ihr euch wenden müßt. Ich habe zu der Zeit nämlich
rein zufällig ein Gespräch zwischen diesem Old Ham und Carr
aufgefangen.«
Bully nickte ihm zu und setzte sich, nachdem er den Spezialanzug
ausgezogen hatte.
»Jedenfalls hatten wir Gelegenheit, uns die Stadt und ihre
Menschen anzusehen. Sie wirken frei und glücklich, bis auf
einige Ausnahmen. Aber die wird es immer geben, wohin man auch kommt.
Hast du diesen Brandix nicht ausfindig machen können?«
»Na, so einfach ist das ja nun auch wieder nicht. Das sind
einige zehntausend unterschiedliche Gedankenmuster, die ich empfange.
Wie soll ich die aussortieren, ohne jemanden zu kennen? Das mit Old
Ham war reiner Zufall, weil er ständig an Rotkel dachte. Er
macht sich Vorwürfe, weil er ihn von Tahun holen ließ.«
»Wir werden morgen mit ihm Kontakt aufnehmen«, sagte
Bully. »Major Bender, ich glaube nicht, daß wir
Schwierigkeiten bekommen werden, aber es ist besser, Sie machen sich
auf einiges gefaßt. Es scheint eine politische Gruppe zu geben,
die unter allen Umständen jeden Kontakt mit uns vermeiden
möchte. Aus Furcht, die Freiheit zu verlieren, bekämpfen
sie die Freiheit. Das Druckmittel ist Rotkel.«
»Ziemlich schmutzig, würde ich sagen«, meinte
Bender empört.
»Schmutzig, aber auch wirksam. Wenn die Seuche erneut
ausbricht, hat Brandix alle Trümpfe in der Hand. Von ihm wird es
dann abhängen, ob die Erkrankten sterben oder nicht.«
»Ich glaube«, vermutete Parendosa, »wir haben es
mit einem typischen Fall zu tun. Die Leute wissen mit ihrer Freiheit
einfach nichts anzufangen. Aus Angst, die Isolierung könnte
verlorengehen, greifen sie zur Gewalt. Sie erreichen damit genau das
Gegenteil von dem, was sie eigentlich erreichen wollten.«
»Die Menschen sind dumm, das ist alles«, stimmte
Weitere Kostenlose Bücher