PR TB 118 Planet Der Kidnapper
Himmel.
»Sie haben zumindest Gleiter, vielleicht auch Flugzeuge.«
»Sicher, das stimmt, aber ich bin davon überzeugt, daß
niemand auf den Gedanken käme, die Korvette anzugreifen. Es gibt
nicht einmal ein Sicherheitssystem, sonst hätten wir nicht
unbemerkt landen können.
Außerdem wissen wir noch nicht, ob man Rotkel wirklich
hierher brachte. Bis jetzt sind wir nur auf Vermutungen angewiesen,
und was diese von Gucky entdeckten Koordinatenangaben auf der
Almwiese von Tahun angehen... nun ja, Ras, darüber kann man
geteilter Meinung sein.«
»Immerhin fixierten sie ein Sonnensystem, das bisher auf
keiner Karte verzeichnet war. Ein seltener Zufall, finde ich.«
»Mehr als nur ein Zufall«, gab Bully zu. »Nur
kann ich mir nicht vorstellen, wieso eine Kuh so intelligent ist.«
»Gesine sieht nur wie eine Kuh aus«, unterbrach ihn
Ras mit Nachdruck. »Wir wollen doch nicht den Fehler begehen,
ein Lebewesen nach seinem Aussehen zu beurteilen. Vielleicht ist sie
wirklich intelligent, wer weiß? Gucky wird es herausfinden.«
»Darauf bin ich gespannt.« Bully zeigte hinab auf die
Fläche des endlosen Ozeans. »Kein Schiff zu sehen. Man
scheint hier wirklich sehr rückständig zu sein.«
»Es gibt mindestens ein raumtüchtiges Schiff, sonst
wäre Rotkel nicht entführt worden. Freiwillig jedenfalls
ging er nicht von Tahun weg.«
Das Gespräch schlief ein wenig ein, aber noch immer
verzichtete Bully darauf, mit Ras direkt in die Stadt zu
teleportieren. Er genoß den Morgenspaziergang und schien nicht
gewillt zu sein, dieses Vergnügen vorzeitig abzubrechen.
Der Interkom summte.
Bully hob das Armbandgerät bis in Mundnähe. »Was
ist?«
»Bender hier. Wir haben Funksignale empfangen. Es gibt also
eine entsprechende Technik.«
»Verständlich?«
»Interkosmo, ja. Normalfunk allerdings. Sieht so aus, als
gäbe es Schwierigkeiten interner Art. Jemand fordert einen
gewissen Brandix auf, sich der Polizei zwecks einiger Auskünfte
zu stellen.«
»Halten Sie ab sofort absolute Funkstille und schicken Sie
Gucky zu uns, wenn Sie eine wichtige Nachricht zu übermitteln
haben, Major. Man könnte unsere Sendungen abhören.«
»Gut. Ende.«
»Wenigstens haben sie Polizei«, meinte Ras, aber es
klang nicht besonders überzeugend.
Bully ließ den Arm mit dem Interkom sinken.
»Ich denke, wir schalten die Schirme ein und machen uns
unsichtbar. Dann teleportieren wir. Dort vorn, zwei Kilometer
entfernt, dürfte die Hochfläche zur Bucht abfallen. Also,
dann los!«
Wenig später standen sie unsichtbar hoch über der Stadt
am Rand der Steilküste, die fast senkrecht nach unten fiel und
nicht begehbar war. Sie entdeckten auch keinen Weg, der nach unten
führte. Für Ras als Teleporter war das natürlich kein
Hindernis.
Die Stadt selbst zog sich an der Bucht entlang, kleine Häuser,
große Gärten, wenig Straßen und sehr viel Strand. Im
Hafen lagen einige
Fischerboote vor Anker. Etwas höher gelegen standen wuchtige
Bauten zwischen ausgedehnten Wäldern und künstlich
angelegten Parklandschaften. Am auffälligsten war ein
hufeisenförmiger Bau, der auf dem flachen Gipfel eines Hügels
lag.
»Die Stadt können wir uns später ansehen«,
sagte Bully und sah einem Gleiter nach, der in geringer Höhe
nach Westen flog. »Mich interessieren die Wohnblöcke auf
den Hügeln, aber vielleicht sind es gar keine Wohnblöcke.
Sie sehen mir zu offiziell aus. Vielleicht administrative Gebäude.
Wenn überhaupt, dann erfahren wir dort, ob Rotkel
hierhergebracht wurde.«
»Geben Sie mir die Hand.«
Da einer den anderen nicht sehen konnte, war das nicht so einfach,
aber schließlich konnten sie den zur Teleportation notwendigen
körperlichen Kontakt herstellen. Nur so war es möglich, daß
Ras den Nichtteleporter Bully mitnahm.
Sie rematerialisierten auf einem Betonhof und blieben unsichtbar.
Dicht an ihnen vorbei ging ein Mann, ohne sie zu bemerken. Er trug
eine Tasche unter dem Arm und verschwand in einem der Gebäude,
die den Hof umgaben. Sonst war niemand zu sehen.
»Gehen wir hinein?« fragte Ras flüsternd, ohne
die Hand seines unsichtbaren Partners loszulassen. »Jedenfalls
scheint es keine Sicherungen zu geben. Außerdem.«
Er verstummte plötzlich, denn durch den Torbogen kamen zwei
offene Fahrzeuge in den Hof gebraust. Sie hielten vor dem Hauptportal
des Frontgebäudes. Mehrere Männer in Uniform sprangen
heraus. Sie hielten Waffen in den Händen und bedrohten damit
drei Zivilisten, die ebenfalls ausstiegen und sich
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