PR TB 118 Planet Der Kidnapper
Brandix machte einen sehr
zuversichtlichen Eindruck, wenn er auch langsamer als gewöhnlich
ging. Auf keinen Fall schien er damit zu rechnen, daß man sie
unfreundlich empfangen könnte.
Neben der geöffneten Einstiegsluke, von der aus eine Leiter
zum Boden führte, warteten Parendosa und Morgat auf die
Besucher. Sie hatten den Auftrag, die drei Männer vorerst durch
Fragen aufzuhalten, um sie unsicher zu machen.
Brandix winkte zur Schleusenkammer hoch. »Willkommen auf
unserer Welt!« rief er und tat erfreut. »Können wir
den Kommandanten sprechen?« Über die Außenmikrophone
konnten Bully und die anderen jedes Wort hören. Ras Tschubai
schüttelte den Kopf.
»Für einen Mann, der auf einem isolierten und von der
Zivilisation praktisch unberührten Planeten lebt, wirkt er zu
wenig überrascht. Er tut so, als landen hier täglich
Raumschiffe.«
»Das ist genau der Eindruck, den er auch zu erwecken hofft«,
klärte Gucky ihn auf. »Tun wir ihm den Gefallen.«
»Hat er die Bombe bei sich?«
»Ja, hat er. Ich kann sie telekinetisch abtasten. Ein ganz
primitives Ding, allerdings mit einem batteriegespeisten Zünder.
Ich kann ihn unschädlich machen, ohne ihm das Ding abzunehmen.
Wenn er dann auf den Knopf drückt, wird er eine Überraschung
erleben.«
»Eine gute Idee«, stimmte Bully zu. »Um so
besser ist er zu überführen. Du mußt nur dafür
sorgen, daß die Bombe nicht gerade in einen Orterschirm
fliegt.«
Sie verfolgten noch eine Weile das oberflächliche Gespräch
zwischen Brandix und den beiden Offizieren, dann kam die erwartete
Frage:
»Werden Sie uns ins Schiff lassen, damit wir den
Kommandanten begrüßen
können? Wir überbringen ihm die Grüße unserer
Bevölkerung.«
Bender hatte die Zentrale verlassen und erschien nun in der Luke.
»Kommen Sie herauf, meine Herren. Der Kommandant erwartet
Sie bereits. Sie werden ja nichts dagegen einzuwenden haben, wenn ich
Sie zuvor durch die Desinfektionskammer führe - eine reine
Vorsichtsmaßnahme.«
»Wir sind gesund«, protestierte Brandix.
»Wir können auch draußen mit Ihnen reden«,
schlug Bender ruhig vor.
Brandix sah seinen Plan gefährdet.
»Schon gut, wir sind einverstanden.« Sie standen in
der Luftschleuse, ein wenig unsicher und von der Größe des
Schiffes sichtlich beeindruckt. »Wo kommen Sie eigentlich her?«
»Das fragen Sie besser den Expeditionsleiter. Kommen Sie.«
Als die Besucher etwas später in die Kommandozentrale geführt
wurden, war die Bombe in Brandix' Tasche genausoviel wert wie ein
Stück lebloses Metall. Der Zünder war ohne Stromverbindung.
Gucky hockte harmlos abseits auf einem Sessel und kontrollierte
die Gedanken der drei Männer. Ihm würde nichts entgehen,
und keine einzige Lüge würde unentdeckt bleiben. Bully
erhob sich und stellte Ras Tschubai und Bender vor. Der Mausbiber
blieb unbeachtet, so als handele es sich bei ihm um ein Haustier, das
als Bordmaskottchen diente.
»Ich wundere mich darüber«, eröffnete Bully
das Gespräch, nachdem sich die Besucher gesetzt hatten, »das
Sie erst heute kommen. Wir landeten bereits gestern Nacht.«
Brandix unterbrach seinen inspizierenden Rundblick.
»Wir erhalten nicht viele Besuche des Imperiums und besitzen
keine Warnanlagen. Außerdem wollten wir nicht neugierig
erscheinen. Als Sie sich nicht rührten, nahmen wir an, Sie
benötigen vielleicht Hilfe. Deshalb kamen wir.«
»Sehr freundlich von Ihnen, wirklich. Aber es ist alles in
Ordnung. Zu welchen Überwachungssektor des Solaren Imperiums
gehören Sie eigentlich?«
Die Frage kam so überraschend, daß Brandix Bully
verblüfft und ratlos ansah, aber dann sagte er schnell:
»Oh - ich bin kein Fachmann, ich habe nicht die geringste
Ahnung von diesen Dingen.«
»Ja, natürlich, man kann ja auch nicht alles wissen.
Gibt es einen Stützpunkt hier, mit dem ich mich in Verbindung
setzen kann?«
»Stützpunkt.?« Brandix überlegte hastig, was
er antworten sollte. Es wurde Zeit, daß er etwas unternahm, ehe
man mißtrauisch wurde. »Es gibt einen im Gebirge, aber
niemand kümmert sich darum. Er wurde vor etwas mehr als hundert
Jahren eingerichtet.«
»Merkwürdig«, murmelte Bully mit einem Gesicht,
als habe er diesen Ausdruck auf der Schauspielschule einstudiert.
»Dabei ist das ganze System nicht einmal auf den offiziellen
Sternkarten eingetragen. Gibt es dafür eine
vernünftige Erklärung?«
»Nein«, erwiderte Brandix, und diesmal log er nicht.
»Aber vielleicht hängt das auch damit zusammen, daß
wir
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