PR TB 122 Der Herr Von Exota Alpha
Standort der Planetenuniversität.«
Wieder erschienen Punkte und Flächen. Sie zeigten, daß
sich die dichtesten Konzentrationen von Siedlungen mit dem Standort
der Städte nahezu deckten.
»Und das sind die Straßen!« sagte Cascal und
schaltete.
Ein Netz aus lauter Linien erschien und verband die Punkte
miteinander. Die Straßen schlängelten sich durch die
namenlose Landschaft der Karte. Ein faszinierendes Bild.
»Und was ist das?«
»Das sind Scarrons Tempel!« erklärte Cascal
halblaut. Jedesmal, merkte Taer, wenn er den Namen Scarron aussprach,
tat er es mit einer gewissen Zurückhaltung oder Achtung.
»Was sind Scarrons Tempel?« fragte Taer.
Über der Landkarte verteilt, befanden sich jetzt eintausend
weiße Punkte. Es waren die Standorte jener Tempelchen. Sie
befanden sich zum geringen Teil in dünn besiedeltem und zum
Großteil im dicht besiedeltem Gebiet. Taer überlegte, was
das sein konnte. Heiligtümer? Andachtsstätten, Grabstellen?
Es gab praktisch keinen Ort auf dem Kontinent - dem einzigen
Kontinent des Planeten -, der nicht binnen kurzer Zeit vom Standort
eines der Tempel aus zu Darcan erreicht werden konnte. Eine
flüchtige, aber faszinierende Idee tauchte in Corbeddus
Überlegungen auf.
»Scarrons steinerne Tempel!« sagte Cascal, als
erinnere er sich an unglaubliche Dinge. »Das ist der eine .«
Er schaltete einen Schirm dazu und projizierte darauf den riesigen
Kopf, der am Eingang der Bucht aus dem Wasser ragte, dort draußen,
im Westen, vor der Runden Insel.
»Verblüffend!« war Taers überwältigender
Kommentar.
»Warten Sie, bis Sie alles erfahren haben!« sagte
Cascal ernst. »Eintausend kleine Tempel. Sie sind das Zeugnis
dafür, daß es immer und überall in der Geschichte
überraschende Wendungen gibt. Dinge und Geschehnisse, die
niemand sich ausdenken könnte. Während der Schwarmzeit
stürzte hier ein riesiges Schiff der Akonen ab. Es rollte einige
tausend Meter lang den Strand herunter und versank halb im Meer.
Nachdem die Dummheit aufgehoben wurde, entdeckten einige Planetarier
eine einzige offene Luke, drangen unter größten
Schwierigkeiten ein und hatten ein Vierteljahr zu tun, bis sie
erkannten, was sie da gefunden hatten. Es lebte natürlich
niemand mehr.
Scarron war die Mondam eines großen Stammes. Sie .«
Cascal brach ab, schaltete den Bildschirm aus und sagte fast grob:
»Das alles ist eine lange Geschichte. Ich langweile Sie zu
einer
anderen Zeit damit. Jetzt werde ich Ihnen Ihre Schlafstelle
zeigen.«
Wer immer Scarron war, was immer diese Tempel darstellten - es
schien ein zentrales Problem in Joaquin Manuel Cascals Leben zu sein.
Wenigstens in dem zurückliegenden Abschnitt auf Exota Alpha. Die
Männer verließen den Kontrollraum und gingen langsam durch
die prächtigen Innenräume der Burg hinunter in den Burghof.
Die Wolken hatten sich verdichtet.
»Decken Sie sich gut zu«, sagte Cascal. »Heute
nacht wird es regnen.«
2.
Plötzlich hörte das Geräusch des Regens auf, so
unvermittelt, wie es eingesetzt hatte. Sie befanden sich in Joaquins
Arbeitszimmer bei weit geöffnetem Fenster. Die feuchten Pflanzen
sandten betäubende Gerüche aus. Die Landschaft glänzte
im Licht der beiden Monde. Jeder Wassertropfen verwandelte sich in
einen gelblichgrün leuchtenden Edelstein. Kazuhiko schaute
angestrengt hinaus.
»Ich erkenne dieses Land nicht wieder!« sagte er mit
ziemlich erschrockener Stimme.
»Du siehst es mit anderen Augen als bisher, Freund!«
knurrte Cascal. »Wie geht deine Arbeit voran?«
»Mein Freund, der Barde, ist offenkundig wahnsinnig
geworden!« sagte Kazuhiko und griff nach dem riesigen
Silberbecher, einem Geschenk von Häuptling Nipleseth.
»Er ist ein Künstler. Übe Nachsicht, Feldherr!«
sagte Cascal versöhnlich. »Er wird seine Gründe
haben!«
Taer Corbeddu blickte verständnislos von einem der Männer
zum anderen. Sie saßen seit Beginn des Regens hier in Cascals
Räumen. Zuerst hatten sie gegessen und ihre Probleme
durchgesprochen, jetzt ließen sie den Abend im stillen Gespräch
ausklingen.
»Kannst du mir sagen, Mann mit dem stählernen Schädel«,
wandte sich Kazuhiko an Joaquin, »warum plötzlich, auf dem
Rückflug, der Barde Zodiak Goradon von Shet verlangt, dort
abgesetzt zu werden, wo Edmond vorbeikommt?«
Cascal nickte.
»Ich kann es mir vorstellen. Er mag Edmond, und er sagt sich
ganz richtig, daß Edmond noch viel weniger auffallend wirkt,
wenn ihn ein Barde begleitet, von dem auf diesem Planeten
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