PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
geplant. Ein
rechnergesteuertes Entscheidungsspiel, bei dem die Experten die
Anfangsbedingungen über ein breites Spektrum denkbarer
Möglichkeiten variierten, hatte aufgezeigt, daß eine
Identitätsänderung dem Agenten keine nennenswerten Vorteile
einbringen würde. Er bewegte sich daher unmaskiert und unter
seinem richtigen Namen. Eines allerdings war veranlaßt worden:
Auf der Personalkarte, die Mark neben der violetten SolAB-Marke
ständig mit sich führte, war sein Beruf als Technischer
Spezialist angegeben. Die SolAb beschäftigte Hunderte von
Technischen Spezialisten, und es war durchaus plausibel, daß
Mark seine
früheren, erfolglosen Untersuchungen in Miami als Techniker
durchgeführt hatte, da es sich bei der Misere auf Ariovist im
großen und ganzen ja um ein technisches Problem handelte.
Sein Auftrag war, als Bevollmächtigter der Regierung auf
Ariovist nach dem Rechten zu sehen. Wurde seine Abreise den Leuten,
mit denen er sich zwei Tage zuvor angelegt hatte, bekannt, so mußten
sie schließen, daß Mark Richter zwar bei seinem ersten
Auftreten in Miami, nicht aber jetzt, einen nicht ganz in sein Metier
fallenden Auftrag verfolgt hatte.
Die Aufgabe, eine ständige Raumflugverbindung zwischen
Ariovist und der Erde aufrechtzuerhalten, oblag einer kleinen Firma
mit dem stolzen Namen ÄUSSERE STERNFLUG mit Sitz in Miami. Frank
Beaulieu hatte die Geschäftsverbindung der Äußeren
Sternflug überprüfen lassen und war zu dem Schluß
gekommen, daß sie in keinem Zusammenhang mit der
Tri-Star-Corporation stand. Die Äußere Sternflug stand
unter Regierungsvertrag und benutzte zwei eigene und zwei
Carterschiffe. Der Vertrag erforderte, daß zweiwöchentlich
jeweils ein Hinflug nach Ariovist und ein Rückflug zur Erde
unternommen würden. Die Hinflüge dienten dem Antransport
von Verbrauchsgütern und Ablösungspersonal. Auf dem
Rückflug wurden unreparierbares Gerät und abgelöste
Techniker zur Erde gebracht.
Das Raumschiff, auf dem Mark Richter durch Vermittlung seiner
Dienststelle in buchstäblich letzter Sekunde noch einen Platz
erhalten hatte, war die Enyllia, ein knapp zweihundert Jahre alter,
mittelgroßer Frachter in der für die irdische Raumfahrt
charakteristischen Kugelform. Die Besatzung bestand aus vierzehn Mann
einschließlich des Kommandanten. Außerdem nahmen fünf
Passagiere an dem heutigen Flug der Enyllia teil. Für die
Überbrückung der Entfernung von 327 Lichtjahren war eine
Zeitspanne von achtunddreißig Stunden angesetzt - ein Umstand,
der darauf hinwies, daß die Lineartriebwerke des alten Schiffes
nur noch ein Viertel ihrer ursprünglichen Höchstleistung
besaßen.
Mark überwachte die Verladung seines Gepäcks, das zur
Hälfte aus technischem Gerät bestand, mit dessen Hilfe er
den Eindruck des Technischen Spezialisten aufrechtzuerhalten hoffte.
Er hatte außerdem einen Hypnokurs über sich ergehen lassen
müssen, der ihm die Grundlagen und auch einige fortgeschrittene
Kenntnisse der Nugas-Physik vermittelt hatte. Er inspizierte seine
Kabine, die aus einem kleinen, mit Klappbett versehenen Aufenthalts-
und Schlafräumen und einer winzigen Nische mit sanitären
Anlagen bestand. Eine Tafel mit Leuchtschrift in der Nähe des
Schotts wies ihn auf die Verhaltensmaßregeln an Bord eines
kommerziellen Raumschiffes hin und machte ihn mit dem Umstand
vertraut, daß Mahlzeiten dreimal innerhalb einer
Vierundzwanzigstundenperiode in der Offiziersmesse auf dem Hauptdeck
erhältlich seien. Dieserart über seine Rechte und Pflichten
informiert, machte Mark Richter sich auf den Weg, um sich dem
Kommandanten vorzustellen.
Kapitän Rahman Es Said erwies sich als ein temperamentvolles
Männchen von nicht mehr als anderthalb Metern Körperlänge.
Er sprach Englisch mit einem harten Akzent und vermischte es mit
Worten aus dem Interkosmo und dem Arabischen. Er stammte aus der
Gegend von Khartum und war Raumschiffer geworden, weil er »den
Gestank von Schafen auf der Familienfarm nicht mehr vertragen
konnte«. Während er sich mit seinem Fahrgast unterhielt,
erteilte Rahman gestikulierend und schimpfend Befehle an zwei jüngere
Offiziere, die mit den Startvorbereitungen beschäftigt waren.
Mark nahm zur Kenntnis, daß keiner der beiden die Randaliererei
des Kommandanten sonderlich ernst nahm. Er stand im Begriff, sich zu
verabschieden, als zwei weitere Fahrgäste den Kommandostand
betraten, ein Mann und eine Frau, die beide -jeder auf seine Art -
Mark Richters Aufmerksamkeit erregten. Der Mann, ein
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