PR TB 125 Prophet Der Sterne
den
ersten Angreifer quer durch die halbdunkle Fläche an ein
geschlossenes Tor. Mit einem dumpfen Krachen schmetterte der
Schwarzgekleidete dagegen und rutschte langsam herunter.
Reonard ließ sich nach vorn abrollen, ergriff einen Fuß
und riß daran, als er wieder auf die Beine kam. Dann drehte er
dem Mann den Arm auf den Rücken, riß ihn nach oben und zog
das Messer aus dem Stiefelschaft. Mit einem harten Tritt in die
Kniekehlen brachte er den Mann zu Fall, drehte ihn herum. Ein
Schmerzensschrei gellte durch die Dunkelheit, und dann war Atrushka
neben Reonard.
Reonard setzte dem Mann das Messer zwischen die Augen und knurrte:
»Ich kenne dich nicht. Warum willst du mich töten?«
»Bei Kher. ich.«
Die Messerspitze ritzte die Haut. Langsam ließ sich Reonard
auf ein Knie nieder.
»Sprich. Wer hat dir befohlen.?«
»Ich weiß es nicht. Es war dunkel. einige Münzen.«
Der Druck verstärkte sich. Der Mann heulte schmerzerfüllt
auf. Inzwischen kamen aus drei Richtungen Menschen gelaufen und
blieben stehen, als sie die Tiere und die Gruppe sahen.
»Wer?« Reonards Stimme war nicht mehr als ein rohes
Keuchen.
»Bei Kher! Barmherzigkeit. ich weiß es nicht. Er hatte
die Stimme des Teichners!« schrie der Mann unterdrückt.
»Warst du vor einigen Nächten oben am Berg dabei?«
Der Mann wandte und drehte sich. Aus aufgerissenen Augen starrte
er Reonard an. Zwei andere Männer rissen den Zusammengebrochenen
auf die Füße und lehnten ihn gegen das Tor.
Reonard sagte hart und schneidend:
»Ich habe es satt! Das war der zweite Überfall in
dieser Stadt! Beim nächstenmal werde ich Khers Gnade verteilen.
Jeder stirbt, der mich angreift. Steh auf und verschwinde, du Hund!«
Er richtete sich langsam auf und fühlte, wie der Schmerz
zuschlug. Die geprellte Schulter, das Handgelenk, die abgeschürfte
Haut; alles brannte und pochte. Er schwankte einen Augenblick, dann
konnte er sich am Sattel des Ashkan festhalten.
»Dieser verdammte Kyrde!« sagte er rauh.
Der Mann kam auf die Beine, sah wild um sich, dann rannte er
davon. Am Ausgang des Platzes fingen ihn zwei Gardisten ab und banden
ihm die Hände auf den Rücken.
»Komm, ich werde dir helfen!« sagte das Mädchen.
Atrushka saß im
Sattel und hielt einen wuchtigen Knüppel in der Hand, den sie
jetzt fallen ließ. Reonard wuchtete sich auf den Rücken
des Tieres, beugte sich schmerzgekrümmt nach vorn und richtete
sich langsam auf. Jeder Muskel tat ihm weh, aber er war von einer
kalten Entschlossenheit erfüllt. Ein junger Mann entdeckte seine
Nadelpistole und reichte sie Reonard scheu hinauf.
»Danke!« sagte der Fremde. Dann ritten sie langsam die
Serpentinen hinauf. Erst als er ausgestreckt auf dem kühlen
Leinen des Bettes lag und Atrushka seine Haut behandelte, fühlte
er sich in der Lage, vernünftig über alles nachzudenken.
Zwei oder drei Tage später, als sie wieder zum schwarzen
Standbild hinausritten, sahen sie abseits des Weges zwei weiße
Pfähle. Neugierig ritten sie näher heran.
Zwei Männer hingen an den Pfählen, mit Stricken
hochgezogen und festgezurrt. Lange, eingetrocknete Bahnen aus
geronnenem Blut liefen an den Gliedern herunter. In den Wunden
steckten die Bolzen der Armbrüste.
»Die Gesichter - noch jetzt haben sie den Ruß auf der
Haut!« sagte Atrushka und blickte die Toten schaudernd an.
»Es sind die beiden Männer, die uns nachts überfallen
haben!« murmelte Reonard.
Kher war überaus gnädig, sagte der Symbiont.
Fröstelnd ritten sie weiter. El Brochon hatte auf diese Weise
kundgetan, daß für ihn die Person eines Fremden wichtiger
schien als das Leben von zwei bezahlten Totschlägern. Reonard
begann zähneknirschend das nächste Treffen mit dem Teichner
zu erwarten.
»Ist dieser Mann von Sinnen?« fragte sich das Mädchen
laut. »Enttäuschte Liebe, oder anders: verletzte Eitelkeit
- kann sie sogar zwei Mordversuche hervorbringen?«
»Offensichtlich ist es so. Aber vermutlich sieht Kyrde auch
seine Stellung von mir bedroht.«
Sie wandte ihm ihr bleiches Gesicht zu.
»Willst du ihm seine Stellung stehlen, Reonard Xassio?«
fragte Atrushka halblaut. Die Tiere gingen in einen langsamen Galopp
über. In der Ferne tauchte der schwarze Riesenkopf des Haluters
auf.
»Nein, ich denke nicht daran. Im Gegenteil, ich könnte
ihn brauchen. Dringend!« erwiderte Reonard.
Inzwischen hatte er erfahren, daß sich El Brochon intensiv
für »seine« Ausgrabungen interessierte. Abgesandte
des Herrschers kontrollierten täglich
Weitere Kostenlose Bücher