PR TB 125 Prophet Der Sterne
tiefen
Schluck und wischte mit dem Handrücken über seinen Mund.
»Wenn er lügt, dann ist seine Lüge die kostbarste und
gewaltigste Lüge, die dieser Planet erlebt hat. Aber mein
Symbiont hat mir versichert, daß das, was Reonard in Visionen
sah, die Wahrheit ist. Wir werden zu den Sternen fliegen.«
»Und ich, Herr?«
»Du wirst berühmt werden, weil der blinde Maler ohne
dich nicht arbeiten kann. Ich bin sicher, du ziehst dieses Ende
demjenigen, das ich eben angedeutet habe, in gewisser Weise vor.«
»Ja.«
»Begreiflich. Khers Gnade ist nicht jedermanns Sache. Geh
jetzt; ich werde mit Reonard und dem Maler sprechen. Wir müssen
erkennen, welche Werkzeuge wir gefunden haben.«
Kyrde senkte den Kopf und trat einige Schritte zurück.
»Ich habe Botschaft von den Rotbärten«, sagte er
fast flüsternd. Seine Augen zeigten einen Schimmer seiner
Schadenfreude. »Sie wollen kommen und sich ansehen, was das
Gerücht ihnen gesagt hat. Reonard, den >Haluter<, die
neuen Ausgrabungen und die Funde. Sie
wollen im geheimen kommen. Und sie haben einige Aufmerksamkeiten
für dich, Fürst.«
El Brochon sah ihn finster an.
»Ich weiß nicht, was du weißt. Es interessiert
mich auch nicht sonderlich, du Kröte. Aber sage diesen
Rotbärten, daß ich zwar schwächer bin als sie, aber
daß ich nicht ihre Puppe bin. Sie sollen kommen. Vielleicht
gelingt ihnen, was sie vorhaben. Aber sie können gewiß
sein, daß ihre Zahl, wenn sie wieder gehen, sehr viel kleiner
sein wird. Bei Kher! Diesmal werde ich mich wehren.«
Kyrde floh, stolperte rückwärts, stieß krachend an
einen Tisch und verließ den Palast. Er war einen Schritt zu
weit gegangen, er wußte es jetzt. Der Fürst hatte ihn
tatsächlich groß gemacht, und nun würde er ihn
fallenlassen wie einen heißen Stein. Dieser verfluchte Träumer!
Sein Symbiont fühlte die chaotische Stimmung. Der
Metabolismus des Parasiten wurde empfindlich gestört, und das
Wesen schickte einen Strom von Enzymen in den Kreislauf des
dahinrennenden Mannes. Sie regten die Zellen an, die das Streßhormon
abbauten. Kyrde beruhigte sich langsam, aber als er unweit des
Palasttors Reonard sah, der dem Mädchen aus dem Sattel half,
mußte er sich in den Schatten eines Erkers flüchten und
mit zitternden Knien und fliegenden Fingern an die Mauer lehnen.
Er war halb besinnungslos vor Haß, Angst und Verzweiflung.
Selbst bei seinem vierten Besuch im Palast von El Brochon
entdeckte Reonard eine Masse neuartiger Eindrücke. Er befand
sich, zusammen mit drei anderen Personen, in einem Saal, dessen
Grundriß und Mauern uralt, die vielfältigen Dekorationen
aber neu waren. Vier purpurne Mauern zogen sich ohne Naht und
Unterbrechungen aufwärts und verschmolzen in unbestimmbarer Höhe
mit der Dunkelheit. Durch einige viereckige Fenster sah man die
Sterne über Nain Torkman, ein kreisförmiger Ausschnitt im
Dach ließ einen Ausschnitt der Scheibe Kasoks erkennen. Hier
unten, am Boden des Saales, standen vier prächtige Sessel um
einen runden Tisch, der aus einem massiven Glasblock geschliffen
schien. Kerzen ringsum verwandelten die Szene in einen Kreis aus Ruhe
und Friedlichkeit. Der Tisch war überladen; einerseits mit
Papieren und Skizzen, andererseits mit Bechern, Pokalen, Früchten
und Leckerbissen, Weinkrügen und Eßbesteck. El Brochon
hatte eben zusammengefaßt, was er dachte, und augenscheinlich
wartete er auf einen Kommentar von Reonard oder dem blinden Maler.
»Wir werden die Gegenstände nachher sehen«,
erklärte der Maler. »Aber ich bin mißtrauisch.«
El Brochon litt sichtbar unter dem Eindruck, den er von seinen
zukünftigen Möglichkeiten hatte. Reonard schätzte
diesen meist
schweigsamen, aber auch explosiv reagierenden Mann relativ hoch
ein. Sicherlich war er nicht der geborene Raumfahrer, aber er würde
es, wenn er sich ernsthaft anstrengte, schaffen können.
»Mißtrauisch? Was gibt dir den Grund, mißtrauisch
zu sein?«
Bedächtig und jedes Wort sorgsam abwägend sagte der
Maler:
»Wir haben eine Menge von verschiedenen Gegenständen
gefunden. Sie sollen, wenn unsere Ahnen recht haben, eine Leiter mit
vielen Sprossen darstellen. Die oberste Sprosse ist der Sternenflug.«
»Richtig!« Reonard nickte.
»Ein Kind - und wir sind in gewisser Hinsicht alle Kinder -
muß langsam lernen, eine Leiter zu besteigen. Wie wollen wir
lernen, diese Gegenstände zu gebrauchen?«
»Jemand wird es uns lehren!« meinte der Fürst
mürrisch.
»Vermutlich wird es Reonard sein. Vielleicht
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