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PR TB 125 Prophet Der Sterne

PR TB 125 Prophet Der Sterne

Titel: PR TB 125 Prophet Der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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des Haluters geöffnet hast, ohne es zu
wollen.«
    Der Fürst schüttelte den Kopf und erwiderte leise:
    »Ich bin vierzig Jahre alt, Reonard Xassio. Davon herrsche
ich fünfundzwanzig Jahre über Stadt und Land. Ich habe etwa
fünfundzwanzig Anschläge und ebenso viele Kämpfe
hinter mir. Ich kenne das gesamte Spektrum menschlicher
Leidenschaften; diese Aufgabe wird die schwerste, schönste und
letzte sein. Und genau aus diesem Grund werde ich sie sehr ernst
nehmen. Ich habe bis heute
    geglaubt, du wärest ein verrückter Prophet, aber jetzt
merkte ich, daß du etwas anderes bist, als ich dachte.
    Bitte, helft mir!
    Ich schaffe es nicht allein, und ich muß wissen, daß
es zumindest drei Menschen gibt, denen ich vertrauen kann. Verlangt
alles, was in meiner Macht steht, und ich werde es bringen. Aber
helft mir, die Sterne oder den Planeten Osiris zu erreichen!«
    »Was im wesentlichen dasselbe ist«, knurrte Reonard.
    »Morgen lasse ich deine Bilder holen und hier befestigen,
Maler!« sagte der Fürst und schlug den Mann beinahe
bewußtlos, als er ihm kameradschaftlich zwischen die Schultern
hieb.
    »Ich bin einverstanden, Fürst.«
    El Brochon senkte seine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern:
    »In deinem Atelier, Maler, wird gegenwärtig ein Fest
gerüstet. Ich habe es in Auftrag gegeben. Nur ausgesuchte Dinge:
Mädchen, Musiker, Weine und Speisen aus der fürstlichen
Küche.«
    »Auch die Mädchen aus der fürstlichen Küche?
Die Melonensklavinnen?« fragte Atrushka spitz.
    Der Fürst lachte dröhnend.
    »Nicht nur schön, auch schlagfertig! Für dich habe
ich die bestaussehenden Musiker wecken lassen, Tochter der Wüste.
Ich werde später kommen, wenn sich die Fürstin zur Nacht
gerüstet hat. Wartet auf mich, aber vergnügt euch. Morgen
mittag, auf alle Fälle, sind wir hier wieder zusammen. Ich werde
Boten ausschicken, die die besten Männer suchen.«
    ICH HABE GEWONNEN! dachte Reonard, als ein Gardist erschien und
sie durch das dunkle Labyrinth des Palasts hinausgeleitete zu den
Reittieren. Sie ritten, von ihren Eindrücken und Gedanken
überwältigt, langsam und meist schweigend durch die
nachtschwarzen Gassen zum Haus des Malers. Bereits hundert
Ashkanlängen weit sahen sie das Licht, hörten sie die
Klänge der Musik, das Lachen und die hellen, spitzen Schreie der
Mädchen. Der Maler dachte an seine nicht getrockneten Farben,
Atrushka fühlte die lähmenden, bösen Wellen der
Eifersucht auf die schlanken Tänzerinnen, und Reonard sah die
schillernden Farben seiner Träume wieder aufsteigen. Er war der
Sieger, der wichtigste Mann des Planeten, der Mächtige, an
dessen Schnüren die Marionetten ihren rasenden Wirbel-Tanz
begannen.
    Das Fest war ein Alptraum; ein Traum, bevölkert mit den
archaischen Gestalten aus den Träumen des Rausches.
    Während die Reiter des Fürsten alle Bettler, alle
Arbeitsscheuen, alle arbeitslosen Netzeknüpfer, Schreiber,
Fischabschupper, alle Gefangenen, die wegen leichter Vergehen hinter
den feuchten Mauern angeschmiedet waren, alle alten Hetären der
Stadt zusammentrieben,
    ihnen Goldmünzen in die Hand drückten und auf den Weg
zur Bucht der Felsen schickten, während aus den fürstlichen
Speichern Zelte und Gerätschaften auf gemietete und eigene
Gespanne geworfen wurden, während sich also ein gewaltiger Zug
von widerwilligen Arbeitern die hundert Toisen bis zur Bucht der
Felsen und den rätselhaften Hügeln im Dschungel bewegte,
erfüllte eine bunte, ausgelassene Menge das riesige Atelier des
blinden Malers. Atrushka und Reonard und der weißhaarige Mann
trafen am Eingang mit einem fast nackten Mädchen aus der
Tanzgruppe des Fürsten zusammen, die ihnen gefüllte Pokale
in die Hände drückte.
    Mit einem schnellen, umfassenden Blick betrachtete der Maler die
Szene und sagte leise:
    »Man müßte es malen. Und niemand hat die
halbfertigen Bilder angerührt.«
    »Ich werde ein Bild auf meine Art machen!« versprach
Reonard. »Wie fühlt sich ein Mann, der blind war und
wieder solche Bilder sieht?« Der Maler atmete tief ein und aus,
dann erwiderte er:
    »Es ist mir zumute wie einem Menschen, der lebte, starb und
wieder zum Leben erweckt wurde. Und, wenn ich versuche, nicht zu
übertreiben, geht es El Brochon ebenso, denn er tritt ein Erbe
an, das lange Zeit tot und verschwunden war.«
    »Ich hoffe es. Komm mit uns, Geliebte!« sagte Reonard.
Hinter ihm schloß sich die Tür und wurde verriegelt. Die
Nacht verwandelte sich in ein wildes, farbiges Kaleidoskop.

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