PR TB 125 Prophet Der Sterne
inzwischen richtig
bearbeitet und bereitet sich auf die Ankunft der Freunde vor. Noch
hat die Bewegung nicht so richtig um sich gegriffen. Wir haben
jedenfalls die Fünfunddreißig -Meter-Jet präpariert.
R: Ausgezeichnet. In hundertvierzig Tagen schaffe ich die
Ausbildung. Wer hat sich eigentlich bereiterklärt, den
»Sternenschiffer« zu spielen?
T: Sie werden staunen - ich.
Pause.
R: Ihr Tonfall ist etwas gedrückt. Was ist los, Alrezzo? Ich
sollte es wissen, ehe ich mich in Lebensgefahr begebe!
T: Eine eigentümliche Sache, Reonard. Wir alle hier sind
unruhig und vermuten Sabotage, ohne zu wissen, wer oder was
sabotieren kann oder was sabotiert werden könnte. Wir
verständigen Sie sofort, wenn wir etwas merken oder sehen.
Keinerlei Informationen!
R: Das würde mir noch fehlen. Haben Sie ein Auge auf El
Brochon?
T: (lachend) Abgesehen davon, daß er eine
macchiavellistische Natur ist und überdies jeder Art von Freude
des Lebens stark zugeneigt, halten wir ihn tatsächlich für
den besten Mann an diesem schwierigen Platz.
R: Wenigstens hier besteht völlige Übereinkunft. Wie
geht es Brancan ?
T: Er ist der unruhigste von uns allen. Er wittert Verrat und eine
Panne in der letzten Sekunde. Er rennt hin und her wie ein Tiger
hinter Gittern.
R: Halten Sie ihn vorläufig von mir fern, ja?
T: Wenn Brancan kommt, dann ist die Krise da! Ende?
R: Ende.
Er versteckte sorgfältig sein Kommunikationsgerät,
überdachte die Aktionen des nächsten Tages und fühlte
wieder, ehe er einschlief, Probleme auf sich zukommen wie eine
riesige Geröllawine.
Das Feuer und ein Leuchter mit dreißig brennenden Kerzen
ließen die leere Wand und die Staublinien überdeutlich
hervortreten. Die Bilder, deren unregelmäßig große
Umrisse sichtbar geworden waren, befanden sich zu zwei Dritteln
bereits im Palast, in der Halle der Raumfahrer. Die weiche Stimme des
Malers drang durch das Halbdunkel des Studios.
»Es ist wie ein Wunder, Atrushka. Ein Mann kommt, rückt
hier und dort ein paar Ansichten zurecht, stellt Fragen, über
die man lange nachdenken muß, und dann sind die Antworten
plötzlich ganz richtig. Und innerhalb eines Monats haben wir
fast alles über die Sterne
erfahren, woran wir seit Jahrzehnten oder länger gerätselt
haben. Reonard ist der wichtigste Mann des Planeten.«
Atrushka bemerkte einen huschenden Schatten auf der Empore, auf
der noch gestern abend die betrunkenen Musiker gespielt hatten. Sie
sagte halblaut und in abwertendem Tonfall:
»Reonard ist nichts anderes als ein Werkzeug, Maler!«
»Wessen Werkzeug?«
»Er weiß es selbst nicht, sagt er, aber ich glaube ihm
nicht.«
»Ich auch nicht!« Eine haßerfüllte Stimme.
Atrushka erkannte sie augenblicklich; sie gehörte dem Teichner.
Er kam langsam aus dem Dunkel hervor. Das Mädchen legte ihre
schlanken Finger um den kühlen Griff der kleinen Waffe.
»Warum dringst du heimlich ein, Kyrde?« fragte der
Maler entgeistert. »In diesem Raum hast du so etwas wie
Wohnrecht!«
»Es wird alles zerstört werden. Die Rotbärte haben
von diesem Fremden erfahren und wollen die Stadt heimsuchen! Sie
werden El Brochon töten! Unsere Arbeit, Maler, war umsonst. Wir
werden sterben. Und das alles hat Xassio auf dem Gewissen.«
Der Maler blieb neben Atrushka stehen und betrachtete den
Teichner, der nach einem Weinglas griff und mit großen,
gierigen Schlucken trank. Der Mann vor ihnen bot das Bild beginnender
Selbstzerstörung. Sein Haar hing wild in sein Gesicht, die
Kleidung war schmutzig und ungepflegt, und ein Tage alter Bart färbte
Kinn und Wangen dunkel. Aus den aufgerissenen Augen sprachen Hysterie
und nur mühsam verborgener Schrecken. Atrushka sagte scharf:
»Wenn Reonard ein Werkzeug ist, dann gibt es eine höhere
Macht oder einen Herrscher, der ihn geschickt hat! In diesem Fall ist
das Werkzeug unschuldig, ist lediglich ein Katalysator. Die Idee ist
wichtig. Und wir alle wissen, daß die Idee gut ist.«
Kyrde riß den Kopf in den Nacken und stieß ein Stöhnen
aus.
»Ihr seid alle wahnsinnig! Ihr glaubt, wir erreichen die
Sterne? Niemals! Wir haben die Ausrüstung und das Wissen, aber
wir haben kein Sternenschiff! Und das kann keiner von uns bauen. Sie
werden uns töten, die Rotbärte, und alles werden sie
zerstören! Sie haben ihre Spitzel und Spione überall in der
Stadt!«
»Ich nehme an, du bist einer von ihnen!« sagte der
Maler ruhig.
Kyrde stierte ihn an.
»Ich bin nur ein armer Mann, der nichts hat als seine Kunst.
Reonard hat mir
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