PR TB 125 Prophet Der Sterne
kam langsam über den Sand. Er ging
zwischen den auslaufenden Wellen und dem trockenen Sand des Strandes
auf dem fest gebackenen, kühlen Strandstreifen. Langsam kam Galn
auf die Füße und schob sich aus dem Schatten.
»He, Kyrde!«
Die dunkle Stimme des Mannes mit dem breiten, roten Bart ließ
den Ankömmling zusammenzucken. Er hob den Kopf, schaute suchend
um sich und entdeckte den Wartenden. Langsam kam er in den Schatten.
Er sah aus wie ein wandelnder Halbtoter, abgemagert und ungepflegt.
»Du hast also doch gewartet!«
»Wie immer!« sagte Galn und schüttelte den Kopf.
»Bist du unter die Räuber geraten?«
Kyrde sah ihn mit brennenden Augen an.
»Nein. Ich bin am Ende. Ich habe nichts verhindern können.
Der Fürst hat gedroht, mich öffentlich auspeitschen zu
lassen. Dieser verfluchte Fremde.«
Die Litanei der Beschuldigungen und des Selbstmitleids kannte Galn
bereits. Er winkte herrisch ab, ergriff den dürren Mann an der
Schulter und zog ihn zu sich in den Winkel zwischen Boden und Felsen.
»Hör mit dem Gewäsch auf. Was gibt es Neues in
Nain Torkman?«
Kyrde hob die Schultern und lehnte sich mit geschlossenen Augen
gegen den kühlen Felsen. Dann schilderte er ohne rechte
Systematik und immer wieder durch Pausen unterbrochen und vom Thema
abirrend, die Ereignisse der letzten Tage. Schließlich murmelte
er, offensichtlich am Ende seiner Kräfte:
»Und heute haben sie ein Buch gefunden, in einem Glaskasten
eingesiegelt. Es ist in der Hochsprache geschrieben, von den Ahnen,
und es soll jede Frage beantworten, die mit dem Weltall zu tun hat.
Mit Bildern. Solchen, wie sie Reonard anfertigen kann.«
Also ein astronomisches Lexikon; oder ein Weltraumatlas, dachte
der Springer. Das allerdings ist bereits ein verdächtig
fortgeschrittenes Stadium der Forschung und Wissenschaft. Auf diese
Weise erübrigten sich für den Träumer langwierige
Erklärungen.
»Dieser Reonard. ist er ein Eingeborener von Anubis?«
fragte der Chef einer kleinen, abgesplitterten Sippe der Galaktischen
Händler drohend. Seine Finger ließen goldene Hundertmünzen
klimpern.
»Alle sagen es. Er sieht aus wie einer von uns. Anders als
du. Aber sie haben ihn mit seinem Ashkan nachts fliegen sehen wie
einen Vogel. Er hatte ein geraubtes Mädchen bei sich.«
Der Springer begann dröhnend zu lachen, unterbrach sich
abrupt und erkundigte sich kurz:
»Wer sah ihn?«
»Leute. Gerüchte. Ich traf niemanden, der ihn wirklich
sah.«
»Verdammte Ungenauigkeit. Haben sie dich schon aus der Stadt
hinausgeworfen?«
Kyrde schüttelte den Kopf.
»Hier ist passender Lohn. Wir werden kommen, gut ausgerüstet
und zu einer Zeit, in der niemand an uns denkt. Du wirst in der Nähe
des Palasts warten und uns in die Halle der Raumfahrer führen.
Dann hast du alle deine Aufgaben zu meiner Zufriedenheit gelöst.
Wenn wir siegen, und daran besteht kein Zweifel, wirst du das Mädchen
bekommen. Und jetzt - verschwinde.«
Kyrde krümmte sich. Das Gesicht dicht an den Knien fragte er:
»Wann werdet ihr kommen, Herr Galn?«
»In den nächsten zehn Tagen. Wir werden plötzlich
da sein.«
»Kommt ihr vom Wasser, oder reitet ihr auf die Stadt zu, wie
damals dort in der Wüste?«
»Weder noch. Wir sind plötzlich da!« sagte der
Springer und blickte dem Mann nach, der in die Richtung der Stadt
zurückschlurfte.
»Wir werden ihnen also in den nächsten zehn Tagen ihre
Spielzeuge wegnehmen!« sagte Galn Rakor mit Bestimmtheit.
»Hoffentlich landet die RAKA bald!«
Er kletterte in seinen Gleiter, vergewisserte sich, daß ihm
niemand beim Start zusah, dann schoß das winzige Ellipsoid
davon.
»Wenn ich nicht bei der Herstellung dieses Buches
dabeigewesen wäre, müßte ich sagen, daß es ein
Meisterwerk ist«, flüsterte Reonard dem Mädchen ins
Ohr. Atrushka lächelte ihn an und nickte. »Sie schlagen
sich förmlich darum!«
Sie standen in der Halle der Raumfahrer. Reonard kannte nur drei
der Männer etwas besser: den Maler, Hauri und El Brochon. Alle
anderen aber waren etwa vom gleichen Typ. Schnell und schlank,
intelligent und aufnahmebereit, und willig, den fremden Stoff
ununterbrochen zu lernen. Sie wurden durch die Hilfsmittel der
PROTEUS hervorragend in dieser Aufgabe unterstützt.
Sogar Hypnoschulung wurde in beschränktem Maß
angewendet.
»Wunder nach Wunder!« sagte El Brochon. »Gerade
an einem Punkt, an dem wir soviel wußten, daß wir Fragen
zu stellen begannen, fanden wir das Buch der Antworten.«
»Eine logische Entwicklung«, gab
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