PR TB 131 Abteilung Psi
eine
schlechte Zeit zum Schlafen. Er war voller Erregung. Nur drei
Kilometer entfernt lag die Wurzel des Übels, dem sie auf der
Spur waren. Wie sollte er da schlafen können! Aber Major Bekker
war ein Mann der Disziplin. Sunik hatte recht! Der kommende Tag würde
anstrengend sein. Er brauchte die Ruhe, wenn er in den nächsten
zwanzig Stunden auf der Höhe sein wollte.
Er schloß die Augen und suggerierte sich Müdigkeit, bis
der Schlaf ihn übermannte.
Als die Sonnenstrahlen ins Tal hinabzufallen begannen, waren sie
zum Rand des Felseinschnitts hinaufgeklettert, Sunik und Yorn Bekker.
Den Anblick, der sich ihnen von dort aus bot, würde Bekker sein
Leben lang nicht vergessen.
Wie die Natur ein solches Werk hatte schaffen können, war ihm
unbegreiflich. Mehr als viertausend Meter hoch ragte die massive
Felswand, die den Talkessel auf allen Seiten umschloß. Erst
jenseits dieser Höhe begann sie, sich in Zinnen und Gipfel
aufzulösen, von denen einzelne bis zu achttausend Metern
aufstiegen. Der Kessel war ein finsteres Loch, den der Strahl der
Sonne so gut wie nie erreichte. Das Versteck zeigte sich seiner
Besitzer würdig. Wie die Religion der Allseele, deren
Hohepriester die sieben Meister der Seele waren, auf den
unvoreingenommenen Beobachter den Eindruck finstersten Aberglaubens
machte, so wirkte dieser Schlund, in dem sich die Meister verkrochen
hatten, wie der Eingang zur Hölle. Vorn Bekker konnte sich einet
Schauders nicht erwehren, als er in die gähnende Tieft blickte
und Einzelheiten zu erkennen versuchte, die das von den Felswänden
reflektierte Licht allmählich aus der Dunkelheit hervorzuheben
begann.
„Ich nehme an", sagte Sunik, „daß dieser
Anblick auf Sie einen gewaltigen Eindruck macht."
„Du beobachtest richtig", bekannte Bekker. „Ich
habe noch nie zuvor einen solchen Ort gesehen."
„Können Sie Einzelheiten erkennen?"
„Noch nicht."
„Dann lassen Sie mich Ihnen das Bild beschreiben. Im Zentrum
des Kessels liegt ein großes Gebäude, ungefähr
dieselbe Architektur wie Maridans Schloß. Es handelt sich ohne
Zweifel um den Wohnsitz der sieben Meister, Ringsum liegen
verschiedene kleinere Gebäude, über deren Bedeutung ich mir
noch nicht im klaren bin. Wahrscheinlich befinden sich darunter die
Garagen, in denen die Gleiter abgestellt sind. Dann gibt es noch eine
merkwürdige Konstruktion, ein ziemlich großes Bauwerk, das
von einer umgekehrten Kuppel gekrönt ist. Die Wölbung weist
ins Innere des Gebäudes anstatt nach außen. Zudem ist die
Kuppel erstens schief und zweitens beweglich. Sie scheint dem Lauf
der Sonne zu folgen."
Ein Gedanke zuckte durch Yorn Bekkers Bewußtsein.
„Das ist der Versammlungsort der Ratgeber!" stieß
er hervor. „Die umgekehrte Kuppel ist das Instrument, mit
dessen Hilfe sie die psionische Energie bündeln. In dem Gebäude
darunter sitzen die Ratgeber und verteilen die empfangene Energie
nach dem Plan der sieben Meister."
„Sie wissen, was Sie damit sagen, nicht wahr?"
erkundigte sich der Robot.
„Wieso, was ...?!"
„Sie unterstützen damit eine Hypothese, die ich mir
schon vor einiger Zeit gebildet habe, daß nämlich die
psionische Energie, deren die Meister sich bedienen, aus der
Doppelsonne stammt. Sonst nämlich würde sich die umgekehrte
Kuppel - oder der Hohlspiegel - nicht mit dem Lauf der Sonne
bewegen."
„Ja, das stimmt...", gab Yorn Bekker zögernd zu.
„Sie brauchen sich deswegen keinen Vorwurf zu machen",
versuchte Sunik ihn zu beruhigen. „Meine Hypothese ist gut
fundiert. Wußten Sie schon, daß die größere
der beiden Sonnen, die blaue Komponente, sich einmal in fast genau
fünf und vier zig Stunden um ihre eigene Achse dreht?"
„Natürlich", antwortete Yorn Bekker.
Er hatte das im Hypnokurs gelernt und fragte sich, warum es ihm
niemals in den Sinn gekommen war, die Rotationsperiode der größeren
Sonne mit dem zeitlichen Abstand zwischen zwei Psi-Eruptionen in
Verbindung zu bringen.
„Das ist noch nicht alles", nahm Sunik den Faden wieder
auf. „Die gelbe Sonne hat eine Umdrehungsperiode von fast genau
zweiundzwanzigeinhalb Stunden,
also genau die Hälfte der Zeit, die die blaue Sonne braucht,
um sich einmal um sich selbst zu drehen. Man findet das bei
Doppelsternen oft: Die kleinere Komponente rotiert wesentlich
schneller als die größere. Der Drehimpuls trägt zur
Stabilität bei. Man kann fast annehmen, daß sich auf die
Dauer nur solche Doppelsternsysteme erhalten, in denen die kleine
Komponente wesentlich
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