PR TB 133 Die Macht Der Schatten

wartete.
    Dalaimoc Rorvic und Tatcher a Hainu benutzten die Karte, die vor
ihrer Landung aus dem Orbit angefertigt worden war, um sich zu
orientieren.
    Sie sahen, daß die nächste tefrodische Ansiedlung rund
siebzig Kilometer entfernt war.
    "Zu weit für einen Fußmarsch", erklärte
derTibeter. "Und die Flugaggregate werden wirvorsichtshalber
noch nicht benutzen."
    Tatcher konzentrierte sich auf das Zeitauge - und auf die nächsten
Worte und Handlungen Rorvics.
    Vor seinem geistigen Auge lief eine Art Film ab. Tatcher sah, wie
der Tibeter nach ihm trat, und ervernahm in seinem Bewußtsein
Rorvics Stimme, die sagte:
    "Steigen Sie endlich auf das dämliche Tier, Sie
Versager! Wir werden reiten." Tatcher a Hainu konzentrierte sich
wieder auf die Gegenwart und konnte Rorvics Tritt gerade noch
auswei-chen. Er erlebte das Phänomen, daß ein in der
Zukunft bereits fixiertes Ereignis durch das Wissen darum stark
verändert realisiert wurde.
    Der Tibeter verlor das Gleichgewicht, als sein kraftvoller
Fußtritt im Leeren landete, und setzte sich hart auf kärglich
bewachsenen Schotterboden.
    Der Schmerz trieb ihm die Tränen ins Gesicht. Anklagend
deutete er auf seinen Untergebenen und sagte mit dumpfer Stimme:
    "Das war unfairvon Ihnen, Captain Hainu. Ich werde bei
Gelegenheit nachschlagen, welche Strafe für Grausamkeit
gegenüber einem Vorgesetzten vorgesehen ist."
    "Ich habe überhaupt nichts getan, Sir", verteidigte
sich Tatcher. Erverbiß sich ein schadenfrohes Lächeln.
"Ich wollte lediglich aufSherlock steigen, weil ich annahm, Sie
würden das anordnen."
    "Ich habe es aber nicht angeordnet!" schimpfte der
Mutant, während er sich mühsam erhob und die schmerzenden
Stellen betastete. "Wir benutzen die Flugaggregate."
    "Aber vorhin haben Sie gesagt, daß wir die
Flugaggregate vorsichtshalber nicht benutzen sollen, Sir!"
protestierte der Marsianer. "Außerdem wollten Sie mir
befehlen, auf Sherlock zu steigen."
    "Woher wissen Sie das?" entfuhr es Rorvic. Der Tibeter
musterte a Hainu argwöhnisch. "Sind Sie Hellseher?"
    Tatcher merkte, daß er sich beinahe verraten hätte. Er
lachte kurz auf.

    "Aber nein, Sir. Ich kenne Sie nur lange genug, um zu wissen,
wie Sie auf bestimmte Situationen reagieren werden."
    "Sie glauben, mich zu kennen", erwiderte Rorvic.
    "Aber Sie sollten mich erst richtig kennenlernen. Sie werden
zu Fuß gehen, und ich reite aufdem dämlichen Riesenfrosch.
Zehn Kilometer südlich der Ansiedlung treffen wir uns."
    Tatcher a Hainu wollte dagegen protestieren. Er war nicht scharf
auf einen derart weiten Fußmarsch. Doch dann fiel ihm ein, daß
der Okrill nur in seiner Gegenwart gehorsam war - oder in Omar Hawks
Gegenwart.
    "Wie Sie wünschen, Sir", sagte er und marschierte
los.
    "Nicht wie ich es wünsche!" schrie der Tibeter ihm
nach. "Wie ich befehle,
    Sie marsianischer Staubmolch!"
    Tatcher a Hainu zuckte die Schultern und beeilte sich, den Rand
des lichten Waldes zu erreichen, der nördlich des Hügels
begann und bis dicht an die tefrodische Ansiedlung reichte.
    Als er von Rorvic nicht mehr gesehen werden konnte, stellte er
sich hinter einen Baum und spähte zurück.
    Der Tibeter kletterte gerade auf den Okrill. Sherlock wartete, bis
Rorvic auf seinem Rücken saß, dann krümmte er
blitzschnell den Rücken. Sonderoffizier Dalaimoc Rorvic wurde
etwas sechs Meter hoch katapultiert, überschlug sich in der Luft
zweimal und stürzte ausgerechnet in die kleine schlammige
Wasserstelle am Fuß des Hügels.
    Über und über mit Schlamm bedeckt, rappelte er sich
wieder hoch, prustete, wischte sich die Augen und schrie:
    "Du hinterhältiges, gemeines Monstrum! Das hat dir
Captain Hainu beigebracht! Aber ich werde es euch beiden schon
zeigen!"
    Er stapfte durch den zähen Schlamm aufs Trockene, blieb
stehen und starrte Sherlock wütend an.
    Tatcher bemühte zum zweitenmal das Zeitauge.
    Er sah allerdings nicht, was er insgeheim befürchtet hatte,
nämlich daß Rorvic seine parapsychischen Fähigkeiten
einsetzte, um den Okrill zu bestrafen. Statt dessen versuchte er es
mit Schmeicheleien - offenbar, weil er noch immer hoffte, sich mit
Sherlocks Hilfe einen anstrengenden Fußmarsch ersparen zu
können.
    Der Marsianer konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart.
    Dalaimoc Rorvic säuberte Gesicht und Hände mehr schlecht
als recht mit einem bunten Tuch, dann rupfte er Gras aus und ging auf
den Okrill zu.
    "Du hast sicher Hunger, mein Schatz", sagte er lok-kend.
"Komm, ich bringe dir etwas zu fressen. Hier!" Er